;i '
i : ‘' t ' .
Agaricinen.
U n ter allen Hymenomyceten sind die Agaricinen am schärfsten ch a rak te
risirt d u rch die F o rm g e s t a l t u n g i h r e r F r u c h t k ö r p e r . Diese sind im m
e r h u t f ö rm i g , gestielt oder sitzend, u n d t r a g e n a n i h r e r U n t e r s e i t e
d a s H y m e n i u m a u f r a d i a l a u s s t r a h l e i i d e n L a m e l l e n , welche einfach
oder verzweigt sein oder auch miteinander nach rückwärts anastomosiren können.
In den besch leierten Formen zeigen die F ru ch tk ö rp e r in jü n g e ren Stadien einen
angiocarpen Charakter, d e r erst mit voller En tfa ltu n g u n te r Abstossung der H ü llen
un d Schleier hemiangiocarp wird.
Die Basidien des Hymeniums sind meistens viersporig. Die Sporen b ilden
A l y c e l i e n , welche gewöhnlich S c h n a l l e n an den H y p h en h ab en und
entweder d ire ct n eue Eru ch tk ö rp e r erzeugen oder erst eine weitere Stufe in der
v egetativen En twick lu n g als S c l e r o t i e n oder l l h i z o m o r p h e n e rre ich en , um
dann an diesen mitte lbar die Basidienfrüchte zu bilden, z. B. bei Collybia- u n d Co-
p rin u s-A rten , b ei Armillaria me lle a') etc. AA'ährend an den Alycelien n u r vereinzelt
k le in e S e c r e t i o n s o r g a n e au ftreten , z. B. b ei Schizophyllum (Taf. I I I , Eig. 12),
linden sich in den F ru ch tk ö rp e rn man ch er F o rm en A l i l c h s a f t s c h l ä u c h e und
verwandte Bildungen in Aveiter A u sdehnung vor®).
A u s s e r d e n B a s i d i e n f r ü c h t e n k o m m e n a l s N e b e n f n i c h t f o rm e n
b ei n ic h t Avenigen Agaricinen O i d i e n in man ch erle i F ormausbildungen v o r ,
die frü h e r oder sp ä te r an den Alycelien au ftre ten , bald spärlich,, b ald in enormen
Alassen. Bei man ch en Collybia-Arten zerfallen die Alycelien schon in ju n g en
Stadien ih re r gesammten Ausdehnung n ach immer Avieder in Oidien, sodass es
ü b e rh au p t n ic h t möglich Avird, gTÖssere Alycelien zu ziehen (Taf. I I I u. IV).
B e i N y c t a l i s - A r t e n k o m m t n e b e n d e n O i d i e n n o c h e i n e b e s
o n d e r e F o rm v o n C h l a m y d o s p o r e n z u r A u s b i l d u n g . Beide F ru ch t-
fo rraen tre ten schon an ju n g en Alycelien oft d ich t n ebeneinande r u n d so massenh
a ft auf, dass das Längenwa chsthum der F äd en durch sie aufgeha lten Avird. Bei
N. aste ro p h o ra Averden die sternförmigen Chlamydosporen au ch a u f dem H u t der
F ru ch tk ö rp e r in enormen Alassen g eb ild e t, der dad u rch äusserlieh einem zcr-
I) Brefeld, Basidiomyceten I, H e ft III, Tafel II u. III und X u . XI.
2} 1. C. der Milchsaftbehalter und verwandte Bildungen von G. Istvdnffi und 0 . Johan-Olsen.
M ien e n u n d verstäubenden Lyooperdon n ich t u n äh n lich wird. Bei N, parasitica
ist dies n ic h t der F a ll; die Bildung d e r gla tten Chlamydosporen ist au f das
In n e re der F ru ch tk ö rp e r resp. deren H ü te b e s ch rän k t; sie erfolgt h ie r aber so
reich lich u n d gegen die Basidien des Hymeniums überwiegend, dass es n u r ganz
selten zur wirld ich en Ausbildung der Basidien kommt (Taf. V u. VI).
T rotz der E ig en a rt in d e r Formgestaltung des Hymeniums b ei den Agaricinen
feh lt es n ic lit an Anschlnssformen zu den übrig en Familien der Hymenomyceten,
z. B. in Lenzites an Daedalea u n te r den Polyporeen u n d an Irp ex u n te r
den Hydneen, d u rch Cantharellus an Craterellus un te r den Tlielephoreen, durcli
Aman ita-Arten sogar an die Hymenogastreen u n te r den Gasteromyeeten.
F rü h e r war der Name Agaricus gemeinschaftlich für alle Blätterpüze.
Späte r wurden die einzelnen G attu n g en nach der F’orm der Lamellen, je n ach dem
diese ganz , g e fu rc h t, zerrissen, sp altb ar oder n ic lit sp altb ar, holzig oder
fleischig waren, ab g e tren n t u n d dor Name Agaricus verblieb n u r für diejenigen
F ormen, welche dü n n e h au tartig e, scharfschneidige Lamellen h atten . Auch nach
dieser A b tren n u ng umfasste die G a ttu n g Agaricus noch m eh r als 2000 Arten,
sodass Fries für sie eine engere Ein th e ilu n g in 5 G ru jip en n ach der F a rb e der
Sporen einführte, u n d diese wiede r in 35 U n te rg attu n g en an flö ste ').
Von den 20 G attu n g en der Ag aricin en , die seither u n te rsc lu ed en sind:
Agaricus, M o ntagnitcs, Coprinus, Bolbitius, Co rtin ariu s, Gompliidius, PaxiUus,
H y g ro p h o ru s, L a c ta riu s, E u s su la , Can th arellu s, A rrh en ia , Nycta lis, Marasmius,
Lentinus, Panus, X ero tu s, Trogia, Schizophyllnm n n d i.enzites sind n u r fü n f nich t
zur Un tersu ch u n g gekommen, weil von ih n en k e in zur Cultur geeignetes Mate
ria l gefunden werden k o n n te ; es sind dies M o n tag n ites, Bolbitius, Arrhenia,
X e ro tu s u n d Trogia. Von den Uebrigen ergaben die F o rmen d e r G attungen
C ortinarius, Gompliidius, P ax illn s , Lactarius, Eussula u n d Cantharellus Sporen,
welche n ich t sogleicli zum K eim en zu b rin g en waren, welche also erst metho-
disch kcimfäliig gem acht werden müssen, um die Culturen zu ermöglichen. Sie
') D ie Untergatlungen der 5 Gruppen wurden nach dem Vorhandensein 1) von Vo lv a und
Velum, 2) v on Ve lum allein, und nach dem F eh len 3) von Velum, 4) von S tie l (oder m it excen trischem
Stiel! gebilde t. D ie F ormen von 3 ohne Ve lum wurden für sich wieder getrennt in solche, b e i
welchen « die Lame llen fleischig sind, herablaufend oder nicht, b die Lamellen knorpelig sind, der
Hutrand eingerollt oder gerade. — Trotzdem d iese E in the ilung von Fries nich t ohne Mängel ist, so
kann sie doch als die beste gelten, die b is je tz t gemacht ist.