Schon die ganz vollkommene morpliologisclie Ueborcinstimiiuing dieser
kleinen, kcimsclnvaelieii C o n id ien ') mit den anderen grösseren, welclie nocli iciclit
sind. Hier ist kaum anders die Rede, als von den »scliönen« oder »präclitigen« etc . Untersuchungen
Stahls. Ganz vorzugsweise sind es die jugendlichen Kritiker an der botanischen Zeitung, welche
Urtheile dieser Art aussprechen, die schon an sich, auch wenn sie nicht für irrthümliche Entdeckungen
eingesetzt wären, au f dem Gebiete der ^Visscllschaft ganz unstatthaft sind. Was kann
denn eine wissenschaftliche Untersuchung mehr sein als »richtig«, »wichtig« oder gar »von grösser
Bedeutung für unsere Erkenntniss«. Ausdrücke w ie »schön«, »prächtig«, »meisterhaft« etc. mögen
a u f dem Gebiete der K unst, namentlich für Kritiken in den Zeitungen ihre Berechtigung haben,
— für wissenschaftliche Arbeiten an wissenschaftlicher Stelle sind sie n ich t zutreffend un d ganz
unpassend, sie nehmen sich aber geradezu kläglich aus in dem Munde von Anfängern, die noch
nahezu nichts in der Wissen sch aft g e le iste t haben, und die schon mit ihrem unreifen Urtheile in
der wissenschaftlichen W e lt sich vordrängen. Erst jü n g st hat e in wahrer Neu lin g in der W issen schaft,
ein Herr Büsgen, sich dazu verstiegen, in einer Kritik über das VII. H e ft meines Werkes,
die er in der botanischen Zeitung Nr. 1 9 , ISSS, auszuüben sich anmasst, für mich das Prädicat
»Meisterschaft« einzusetzen. Er hat d iese gleich in der ersten Lin ie angebrachte, geschmacklose
Aeusserung se in e s Lobes aber nur angewendet, um dadurch eine ebenso geschmacklose Bemerkung
seines Tadels wirksamer zu machen, die dahin geht, dass es »mindestens geschmacklos« von mir
sei, dass ich die Begründer der Sexualität der Ascomyc eten und der grossen Ascomyce ten-Reihe ,
einschlie sslich ihrer Lobredner, die meine Arbeiten seit langen Jahren in nich t geziemender 'Weise
straflos zu kritisiren sich unterfingen, endlich einmal an die Wand gedrückt habe, wie sie es schon
lange verdient hatten. Der Herr Büsgen, der die Erbschaft der Herren Reess und Fisch, die früher
meine Arbeiten zu kritisiren pflegten und die ich in dem VII. H efte p. 6 6— 09 und p. 1 3 2— 130
kritisch verarbeitet habe, übernommen zu haben scheint, und der je tz t seine kritische W e ish e it über meine
letzten Untersuchungen loszulassen sich nicht entbrechen konnte, hat wohl meine Warnung in der
Anmerkung p. 67 nicht beherzigt, dass fortan jed e unbefugte Aeusserung e in e s sogenannten Kritikers
über meine Arbeiten sofort die »sachgemässe« Erwiderung finden würde. Der neu aufgetauchte
Kritiker hat es für angezeigt befunden, die Leser der botanischen Zeitung sogleich über
seinen jugen d lich en Geschmack zu b elehren. Woh lan , ich will d iese Belehrung nicht ein seitig bestehen
lassen und dem Herrn Büsgen in aller Kürze eino Probe meiner Geschmacksrichtung wiedergeben.
Die se g eht dahin, dass e s sich für ju n g e Leute sein es Zeichens, die in der Wissenschaft
so v ie l wie nichts g e le iste t haben, denen es an Urtheil u nd Geschmack noch in gleichem Grade
gebricht, in erster Linie g e z iem t, die D in te zu halten über die anerkannten Arbeiten älterer
u nd verdienter Autoren u nd über D in g e , die sie gar nichts angehen, dass ihre Aufgabe b e i dem
Eintritte in die W issen sch a ft n ich t in ungeziemender und unbefugter Kritik besteht, sondern nur
darin, dass sie wissenschaftlich arbeiten und Beweise ihrer Fähigkeit geben; anderenfalls is t es ang
e ze igt, dass sie der Wissenschaft überhaupt fern bleiben oder ihr den llü ck en kehren.
’) Der e in z ige Unterschied zwischen den Conidien und den Spermatien wurde in der K c i-
raungsfähigkeit der ersteren nnd in der n ich t beobachteten Keimung der letzteren g esehen. D ie
Formen, von welchen man die Keimung nicht beobachtet hatte, sprach man als Spermatien an, die
anderen, w elch e keimten, dagegen als Conidien; e in Verfahren ohne alle u nd jed e Kritik, nur
nach persönlichem Bedünken, nach reiner W illk ü r bemessen. D ie meisten die sbezüglichen E in z e lauskciiiioii,
h ä tte die Beobachter ah h a lten sollen, blosse Behauptungen als T h a tsachen
zu verkünden. — Und wie Seifenblasen sind sie vergangen, als in der
weiteren u n d b re ite ren Anwendung meiner Culturmetlioden und meiner Xälir-
lösungen zur Cultur der Filze, der Nacliweis g efü h rt werden k onnte , dass diese
kleinen (¡onidien u n g efäh r in allen F ällen noch kcimfäliig sind, dass sic liei einzelnen
F’ormen n u r langsamer keimen, sonst abe r ganz so wie die eigentlichen
Conidien es tlnui, Mycelien mit denselben kle inen Bildungen erzeugen, dio in
langen lleih en g en e ra tio n en sicli fortentwickeln, gleicli den grösseren Conidien der
Ascomyceten. Ein e lange u n d grosse, noch nich t vcrOffontliclite Versuclisreilie mit
allen n u r erreichbaren, vermeintlichen Spermatien von Ascomyceten-F’ormcn gemeinsam
mit Flerrn Dr. von Tavel, meinem Assistenten, ausgefülirt, ergab in der
Zalil von F'ällen, welche schon vor Jah resfrist w'eit über h u n d e rt lünausgingcn, die
übereinstimmende Keimungsfähigkeit u n d die F'ortbildung in lleihengenerationen.
Die Spermatien »katexoclien« b ei den F’le ch ten , deren Cultur ich dem H e rrn
Möller aus Berlin ') mit mcmeii je tzigen Nährlösungen im liiesigen hotanisclicn
In stitu te zu derselben Zeit auszuführen überlassen habe , k eimten in jedem vcr-
sucliton F’allo wie gewöhnliclie Conidien aus u n d bildeten einen vollkommenen
F'lechtenthallus gleich den Ascussporen. Einzelne von den Formen, die bis zur
N eu b ild u n g von den sogenannten Spermogonien am Thallus fo rtcu ltiv irt sind,
zeigten sogar das gle iche Verhalten in dire cter Conidiensprossung in Hefenform,
wie ich es für die »Spcrmatien« von Ba,sidiomyoetcn und auch von Ascomyceten
b ereits gefunden h a tte (H e ft V I I , Tafel IV — X I ) . A u d i die berüchtigten
Spermatien von Collema, welche Stahl im Acte einer Bcfructitung an seinen Tri-
chogynen abgebildct h a t ”), keimten wie g ewölinlidic C o n id ien ”) au s, n u r langsamer
als diese. — Zn diesen F'ällen h ei den Ascomyceten kommen n u n aucli die
Spermatien b ei den Basidioinyoetcii, die T u la s n e ') in Tremella mesenterica und
seiner T rem ella cerasi (jetzt Craterocolla) gefunden und abgebildct h atte , hinzu.
b e iten finden sich zusanimengotragen in dem letz ten Pilzbuche von de Bary in den Abschnitten,
welcke die Ascomyceten betreffen.
1) Möller, Cultur Fle chten-bildender Ascomyceten, Münster 1SS7.
2) Stahl, 1. C. der Flechtenarbeit, H e ft I.
3) A . Möller, Ueber die sogenannten Spermatien der Ascom y c e ten , botan. Zeitung,
Nr. 2 7 , 1888.
9 Tulasne, 1. c. der A n n . sc. nat.