Die Gruppe der Tremellineen
in iliver bislierigen Umgreiizuiig,
So lange nnd widcrspruclislos eine Abgrenzung von F o rmen der Basidiomyceten
mit der Bezoiciinnng »Tremellineen« angenommen worden ist, so zalil-
reicli und gi-oss sind die Abweichungen, welche b ei den verschiedenen Mycologen
in den Formen hestehen, die man in diese Familie einhegreift. Sehen
wir von der ä lteren L itte ra tu r ab, deren Anfülirung ich nnterlassen will, so fasst
Fries in seinen Tremellineen die G attungen Tremella, Exidia, Hirneola, Fems-
jonia, Naenmtclia, Guepinia und Dacryomyces zusammen, er fügt abe r in seinen
Hymenomycetes Enropa ei 1874 noch einen Anhang p. 700 h inzu mit der besonderen
Bezeichnung »Tromcllinei spurii«, der die Un sich erh eit unverk en n b a r
andeutet, die er selbst bei der systematischen E in th eilu n g und Abgrenzung der
Formen empfunden hat. — Winter b rin g t in seinem neuen Piizwerke 1884 zn
den Gattungen, welche Fries ang e fü h rt h at, noch Oalocera, Foroidea, und Di-
tiola hinzu u n d n immt endlich noch die G attung Tremellodon mit auf, welche
in dem zitterigen, gallertigen F ru ch tk ö rp e r mit den Tremellineen äussere Achn-
lich k eit hat. — Hin reich en d scharfe und genugsam charakteristische Merkmale
sind es offenbar nicht, von welchen die G ru p p iru n g der beiden Autoren geleitet
wurde, wie es namentlich die Zusammenstellung von Winter ergiebt. — Schröter
in der n eu en Pilz-FTora von Schlesien tre n n t p. 89 u n d 90 die G attung Auri-
cularia von den Tremellineen ah u n d e rh eb t diese, weil die Basidien sich hie r
durch Querwände th e ile n , zum Typus einer neuen Classe, der »Auricularici»,
welche er an die Classe der U red in ei anscliliesst; die weiteren F'ormen der 'i’re-
mellincen, soweit sie transversal getheilte Basidien haben, fü h rt er u n te r Boilx'-
h altung dieses Namens als erste Familie der Classe dor Basidiomyceten an. Die
beiden G attu n g en Calocera und Dacryomyces, welche einfache, ungetlioilte Basi-
dion besitzen, die oben in zwei gabelig gestellte lange und cinsporige Sterigmen
ausgehen, scheidet er endlich als eine besondere den Tremellineen nacligestcllte
F amilie aus, mit der Benennung »Dacryomycetes«. — Tulasne, dor die F ru ch tk ö rp e r
der Tremellineen am ausgiebigsten mikroskopisch u n te rsu c h t hat, fü h rt in seiner
ersten U n tersuchungsreihe ') im We sen tlich en diejenigen G attu n g en auf, welche
ich oben b e i Fries ang e fü h rt h ab e nnd welche dieser wohl zum grössten The il
nach Tulasne’s Untersu ch u n g en zusammengestcllt hat. In einer II. und H l Beh
an d lu n g der Tromellineeii von Tulasne''), die später, n amentlich die letzte, lange
Zeit n a ch h e r erschienen sind, fü h rt der .Autor lly p o ch n n s, Corticium und Sebacina
mit an, nnd n amentlich specieller als vordem die merkwürdigen Formen
von P ila c re u n d Ptyehogaster, welche seither eine unsichere Stellung liatton nnd
meist bei den Gasteromyeeten ang e fü h rt wurden. Diese le tzte Untersuohungs-
re ih e fü h rt den T itel »F'ungi Tremellini e t leurs alliés« u n d in diesem Sinne sind
die n ach träg lich ange führten Fo rmen wohl meh r als verwandte, wie den Tremellineen
direct zugehörige Pilze angesehen worden. Tulasne u n te rsch eid et nach
der Formausbildnng der Basidie die 3 Typen zuerst rich tig von einander, welclie
nachträglich von Schröter als A u ricu la ric i, TreineUinei u n d Dacryomycetes in
dieser bestimmten Bezeichnung abgegrenzt sind, E r k ritisirt mit R e ch t das A erfah
ren von FucheP), welcher die Tremellineen ü b e rh au p t n u r als unvollkommene
F’ormcn, als Conidienhiidnngen anderer Pilze gelten lassen will und weist
h ie r nac lidrücklich au f Coryiie sarcoides liiii, einen Ascomyceten, dessen E ru ch t-
k ö rp e rn gleiche Conidienträger doch nichts wie die äussere Erscheinung und die
gallertige Beschaffenheit mit den echten Tremellineen gemein h aben, u n d b ei dem
Mangel von Basidien h ie r ü b e rh au p t gar n ich t in Betraclit kommen k önnen ').
Schon in seiner ersten Ab h an d lu n g von 1853 ist Tulasne die Aelmlichkeit aufgefallen,
welche äusserlicli u n d auch in der inne ren Eormgestaitung zwischen
dem Basidienfruchtlager der Tremellineen n n d dem anstre ibendeu Teleutosporen-
1) Tulasne, A n n . sc. nat. III. Série, Tome X IX , 1S 53.
2) lu la sn e , A n n . sc . nat. V . Série, Tome IV, IS 6 5 : und A n n . sc. nat. V. S é r ie , Tome
B r e f e ld , Botftn. Untersucliungeu. VII. 3 I
X V , 1 8 7 2 .
3) Fiicliel, Symb. mycol. 1 8 6 9 .
4) Tulasne, An n . sc. nat. V. Série, Tome XV , p. 2 3 2 .