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17-1 V. Entwicklung der Pilanzenwelt in den ausserhalb der Hochgebirge etc.
diese Pilanzen (Rubiis Chamaemorus ^ Conius sitecica, Saxifraga nivalis^
Pedicularis sudetica^ Cassandra cahjculata) nicht im Stande, mit den übrigen
Pflanzen nach dem alpinen Gebiet zu wandern, oder aber sie waren zu
der Zeit, als die sibirischen Pflanzen nach Süden wanderten, noch nicht
so weit nach Westen gelangt; das erstere erscheint unwahrscheinlich, da
diese Pflanzen jetzt mit so vielen zusammen vorkommen, die nach den
Alpen gewandert sind; dagegen findet die andere Erklärung eine Stütze in
dem Umstände, dass die nächsten Verwandten dieser Arten im nordöstlichen
Asien und in Amerika existiren. Skandinavien, das nördliche Russland,
auch das nordöstliche Deutschland gestatteten den Feuchtigkeit liebenden
Glacialpflanzen noch lange das Wandern, als im Süden die Verhältnisse
schon weniger günstig w^aren.
So wie in Nordamerika die Grenze für die ungemischte Glacialflora
viel südlicher gezogen ist als in Europa und Asien (in Labrador bei 58—
so finden sich auch hier Reste der Glacialflora in grösserer Menge vereinigt
in südlicheren Rreiten als in Europa. Trotzdem in Südeuropa die
zahlreichen Hochgebirge die Verbreitung der Glacialpflanzen begünstigten,
sind doch nur äusserst wenige, die überhaupt den Character von Ubiquisten
haben, in die Ebenen südhch des Mediterrangebirges gelangt; im östlichen
Nordamerika aber waren die nördlich des 40° befindlichen Länder
nicht durch einen von Osten nach Westen verlaufenden Gebirgswall geschützt.
Als daher die Fluthen des Diluvialmeeres sich daselbst verlaufen
hatten; drangen die Glacialpflanzen, welche die Eisströme nach Labrador
und den weissen Bergen gebracht hatten, auch noch in der Ebene weiter
vor, am weitesten auf der Bruce-Halbinsel am Huron-See, am Oberen See
und am nördlichen Theil des Ontario-Sees. Im westlichen Nordamerika
reichen die Spuren von Glacialpflanzen, trotzdem sie auf den Rocky Mountains
und der Sierra Nevada sehr weit nach Süden sich erstrecken, nur
sehr vereinzelt bis zum Oregon. Wie der Mangel eines quer verlaufenden
Gebirges im östlichen Nordamerika die Ausbreitung der Glacialpflanzen
nach Süden gestattete, so erleichterte dieser Umstand auch das Vordringen
der südlichen Pflanzen und so finden wir in dem westlichen Theile
Nordamerikas stellenweise ein eigenthümliches Gemisch von südlichen und
glacialen Typen. Auf den Alleghanies sind, wie früher erwähnt, keine Glacialpflanzen
mehr anzutreffen, in ihre Umgebung konnte sich der grösste
Theil der tertiären Typen beim Eintreten der Glacialperiode zurückziehen,
während in Europa und im westlichen Asien vergletscherte Gebirge, Steppen
und grosse Seebecken nur hier und da für einen verhältnissmässig
kleinen Theil der pliocenen Flora Passagen nach Süden offen Messen, durch
welche dieselben Pflanzen später wieder zurückkehren konnten.
i 7. Verdrängung der Glacialpflanzen in Mittel- und Nordeuropa etc.
S i e b z e h n tes Capitel.
Yerdrängung der Glacialpflanzen in Mittel- und Nordeuropa durch
die im Westen, Süden und Osten erhaltenen Florenelemente und
Anzeichen klimatischer Yeränderungen in neuerer Zeit.
Vordringen der Pilanzen, welche während der Glacialperiode sich in den Süden zurückgezogen hatten,
nach Nordeuropa bis zum Ural und Kampf derselben mit den von Osten vordringenden Pñanzen. —
Günstigere Verhältnisse in Frankreich für Erhaltung der älteren Flora auch während'der Glacialperiode;
Vordringen dieser Pflanzen nach derselben. — Beschränkung der den Zugvögeln zugeschriel?enen Thätigkeit
bei der Pflanzenwanderung. — Einwanderung der südwestlichen Pflanzen in Grossbritannien vor
dessen Isolirung vom Continent. — Beschränkung des Vordringens östlicher Pflanzen in Westeuropa,
namentlich in England. — Hilfsmittel für die Entscheidung der Frage, ob eine europäische Pflanze in
neuerer Zeit aus dem Osten oder Süden eingewandert sei. — Günstige Verhältnisse in Ungarn für
Einwanderung der Steppenflora. — Entwicklung der skandinavischen Flora nach der Glacialperiode und
Anzeichen von Äenderungen des Klimas nach derselben in Skandinavien. — Baumwechsel in verschiedenen
Theilen Europas.
Als es sich oben darum handelte, die Erhaltung der Reste der Glacialflora
in Mitteldeutschland zu zeigen^ ergaben sich von selbst schon einzelne
Bemerkungen über die Verdrängung derselben durch andere Pflanzen. Ob
die Verdrängung eine allmälige oder schnell eintretende gewesen ist^ kann
erst dann sicher entschieden werden, wenn festgestellt ist, ob die Vergletscherung
der Alpen und Nordeuropas rasch oder langsam abnahm. Unsere
früheren Untersuchungen haben gezeigt, dass in Folge des Eintretens der
Glacialperiode in Europa keineswegs die mitteleuropäische Vegetation vollständig
erlöschen musste, dass vielmehr ein Theil der Vegetation, welche
am Ende der Tertiärperiode bis dahin gelangt war, fortexistirte, ein
anderer Theil in den südlichen Alpenthälern und jenseits der Alpen und
Pyrenäen, ein Theil wahrscheinlich auch im Westen seine Zuflucht fand.
Ferner bestand aber auch eine grosse Zahl der Arten, welche am Ende der
Tertiärperiode aus dem östlichen Asien an den Küsten der damals noch bestehenden
Binnenmeere entlang bis Mitteleuropa und Südeuropa gelangt
waren, in Japan und im südlichen Amurland fort. Das sibirische Eismeer
zwischen Ural und Jenissei verschwand allmälig, es eröffnete sich ein neues
der Besiedelung zugängliches Terrain, welches im Süden von Steppenpflanzen
, weiter nördlich von den temperirten Pflanzen des östlichen Asiens,
und an seinem Nordrand von Glacialpflanzen besetzt wurde. Schon früher
(S. 39) habe ich auseinandergesetzt, dass Elemente der japanischen und der
Amurflora weit nach Westen reichen, dass aber bei denjenigen Arten,
welche Westeuropa nicht erreicht habenf, sich eine sehr rasche Abnahme
nach Westen-hin bemerkbar macht, dass die charakteristischen Elemente
dieser Flora westlich vom Baikalsee grösstentheils verschwinden. Auf dem
älteren , seit längerer Zeit bis in die Gegenwart nicht vom Meer bedeckten
Terrain konnte sich eine grössere Anzahl von Pflanzen einbürgern, als auf
dem später eröffneten Terrain. In dieses ergoss sich gewissermassen die
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