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200 IV. lieber die Entwicklung der Floren in Süd- und Contralamorika.
A c h t e s Capitel.
Das tropisch-amerikanische Florengebiet.
Die Trovinzen des tropiscli-amerikaniselien Florengebietes. — Die südbrasilianisclie Provinz und ilire
Zonen. — Zone der Dryaden'(erweitert). - Zone der Oreaden (erweitert). — Nordbrasilianiscli-guianensische
Provinz. — Subandine Provinz. — Vertlieilung der endemischen Gattungen in der subandinen
Provinz. — Gattungen, welche im grössten Theil der subandinen Provinz zerstreut sind, in andern
Tlieilen des tropischen Amerika jedoch fehlen. - Die Gattung Quercus im subandinen Gebiet. — Westindien.
— Vertheilung der verschiedenen Florenelemente in Westindien nach Gr i sebach. — Ungleichheit
des Endemismus auf den westlichen und östlichen Inseln der Antillen, Armuth der Caraiben. -
Zur Erklärung der in Westindien herrschenden Verbreitungsverhältnisse reichen die Meeresströmungen
nicht aus, wohl aber geben die geologischen Verhältnisse und insbesondere die Berücksichtigung der
zoogeographischen Thatsachen dieses Gebietes einige Aufklärung.
Das Iropisch-amerikanische Florengebiet umfasst mehrere kleinere
Gebiele, in denen in Folge der lange andauernden ruhigen Entwicklung
eine grosse Anzahl eigenthümlicher Formen entstand. Naturgemäss dürften
mit Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse und der Vertheilung
tropischer Familien folgende Provinzen zu unterscheiden sein, die mit den
von Gr isebach und anderen Pflanzengeographen unterschiedenen Gebieten
ziemlich zusammenfallen :
a. Südbrasilianische Provinz.
b. Nordbrasilianisch-guianensische Provinz.
c. Subandine Provinz.
d. Westindien.
a. Die südbrasilianische Provinz fällt grösstentheils mit
G r i s e b a c h ' s Gebiet Brasilien zusammen, doch kann dasselbe nicht, wie
dies von ihm geschehen ist, im Norden durch eine fast gerade von Osten
nach Westen verlaufende Linie abgegrenzt werden, vielmehr dürfte man
am ersten zu natürlichen Grenzen gelangen, wenn man sich an die orographischen
Verhältnisse hält; es fallen dann naturgemäss die Thallandschaften
des oberen Madeira, südwestlich der Cordilleren, dem nordbrasilianischen
Gebiet zu; ebenso das Thalland des Araguaya und des Rio Torantins.
Im Nordosten zieht G r i s e b a c h die Grenze mitten duMi das Bergland von
Piauhy und Geara, naturgemäss gehört das Bergland dieser Provinzen, sowie
das von Maranhao, zu dem südbrasilianischen Gebiet; bemerkt doch
G r i s e b a c h selbst (Vegetation der Erde, S. 398), dass hier die Campos
bis an das Meer reichen. Im Süden sind die Grenzen für das südbrasilianische
Gebiet, wie G r i s e b a c h selbst erkannt hat, etwas zu ändern. Eine
für die Zone der »Oreaden« sehr charakteristische Form sind die prachtvollen,
mit baumartigem sympodialem Stamm versehenen Phüodendra aus
der Section Meconostigma'). Diese wurden noch in Paraguay von B a 1 a n s a
1) Vergl. E n g l e r , Araceae, in De Candolle, Suites au Prodomus, II. 423.
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8. Das tropisch-amerikanisclic Florengebiet.
bei Villa Rica, von Sel l o am Uruguay, vonTweedie auf der Insel Gatharina
gefunden. Es entspricht, so weit jetzt bekannt, die Südgrenze
dieser Araceen der von Gr isebach gezogenen Linie, welche eine Verlängerung
der südlichen Grenzlinie Paraguays nach Osten ist. Das südlich
hiervon gelegene Uruguay und Missiones enthalten diese Formen nicht
mehr; es ist dies ein Uebergangsgebiet, in welchem sich die Formen des
südlichen Brasiliens mit denen Argentiniens mischen. So weit jetzt diese
Flora bekannt ist, scheint die Mehrzghl der Gewächse mit solchen des südlichen
Brasiliens, und zwar mit solchen aus der Region der Oreaden verwandt
zu sein; wir würden demnach dieses Land noch allenfalls an die
südbrasilianische Provinz anschliessen können. Westlich hiervon liegt der
noch wenig durchförschte Gran Chaco, eine sandige, gegen Paraguay geneigte
Ebene, der bei trocknem Klima wenig atmosphärische Niederschläge,
aber in Folge jährlicher Ueberschwemmungen groS^se Mengen Wassers
zukommen. Ein solches Ueberschwemmungsgebiet, das zudem noch
jungen Alters zu sein scheint, kann keine reiche endemische Flora entwickeln.
Während der Ueberschwemmungen sollen die Ueberschwemmungsgebiete
des Vermejo und des Pilcomayo mit einander in Verbindung
treten, i) Zur Zeit der flachen Wasser bleiben eine Anzahl mit Wasser gefüllter
Lagunen zurück. Die höher gelegenen Wellenrücken bieten ein liebliches
Parkland, in dem Gehölzgruppen mit Wiesenflächen angenehm
wechseln. Die tieferen Gegenden sind überwiegend ein Waldland ^. die
eingeschalteten Grasfluren stehen an Ausdehnung unendlich gegen den
Wald zurück. In den Wäldern herrschen subtropische Bäume, welche in
dem den Anden näher gelegenen Gebiet 'der Montes subtrópicos viel mannigfaltiger
auftreten. Als charakteristisch für die Chaco-Formation führt
L o r e n t z das Vorkommen mehv^rev Bougainvilleae und zahlreicher Capparideen
an, eines Baumes aus der Familie der Zygophyllaceen, und einiger
Mimoseen, darunter Prosopis ruscifolia mit sehr grossen Dornen. Das
häufige Vorkommen der Copernicia cerífera an feuchten sumpfigen Stellen
ist auch schon früher von Wedei l berichtet worden. Es sind auch hier
Formen des tropischen Brasiliens mit solchen der angrenzenden Monte-
Formation gemischt, so dass man auch hier zweifelhaft sein kann, ob man
diese Chaco-Formation dem südbrasilianischen Reich anschliessen soll.
Hingegen ist die Zugehörigkeit des zwischen den Anden und dem Gran
Chaco gelegenen Gebietes zur südbrasilianischen Flora nicht anzuzweifeln.
Für das von L o r e n t z als Montes subtrópicos bezeichnete Gebiet sind nach
ihm nur da die Bedingungen gegeben^ wo die Gebirge hoch genug (10 000
— 12 000') emporragen, um der Atmosphäre hinreichende Feuchtigkeit zu
1) J. G. L o r e n t z : Vegetationsverhältnisse der argentinischen Republik.
Aires 1876. S. 64.
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