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5 8 111. Hauptzüge der Entwicklung der Mediterranílora seit der Tertiarperiode.
Pyrenäen reichte, so nmssten auch die von diesem Gebiet in das Nummulitenbecken
nach Süden hineinragenden Halbinseln Bestandtheile dieser
gleichartigen Flora aufnehmen, es konnten so Formen des penninischcarnischen
Landes nach der pyrenäischen Halbinsel, nach dem südlichen
Frankreich, Corsica und Sardinien, nach Griechenland, nach Kleinasien
von Norden her gelangen, während sie weniger Chancen hatten, direct
über das lombardische Meer hinweg Unteritalien zu erreichen. Jedenfalls
war der directe Weg nach Mittelitalien später hergestellt, als der direcle
Weg nach Spanien , nach Corsica , nach Griechenland. Die auf verschiedenen
Wegen nach den südlicheren, durch das Meer getrennten Gebieten gelangten
Arten konnten in jedem variiren und bastardiren und zur Bildung
vicariirender Formen den Anstoss geben. Als dann im penninisch-carnischen
Lande die Gletscher eine so mächtige Ausdehnung gewannen und
viele der früher auch im Norden verbreitet gewesenen Stammformen aussterben
mussten, blieben im Süden entweder dieselben Formen oder die
vicariirenden erhalten; daher ihre lückenhafte Verbreitung. DieErklärung ,
ist für diese Erscheinungen eine ganz ähnliche, wie für das Auftreten identischer
oder vicariirender Formen in Nordamerika, Japan und der Mandshurei.
Nach den vorher angeführten Angaben bezüglich der Verbindung
Unteritaliens und Siciliens mit Nordafrika ist übrigens einleuchtend, dass
in der älteren Tertiärzeit auch manche Arten aus dem Norden erst nach
Nordafrika und von da nach Sicilien und Unteritalien gelangen konnten.
In einem Gebiet von gleichen klimatischen Verhältnissen, wie sie ja früher
im ganzen Mittelmeergebiet geherrscht haben mussten, können Wanderungen
nach allen Richtungen hin stattfinden. Sind einmal die klimatischen
Verhältnisse in einem grossen Gebiete so geändert, dass sie gerade für
gewisse Pflanzen zur Existenz geeignet sind, dann dringen diese von allen
benachbarten Gebieten, wo sie vielleicht nur an beschränkten Plätzen die
nöthigen Existenzbedingungen fanden, ein und treten an Stelle der zurückweichenden
oder aussterbenden Formen; in Folge weiterer Vermehrung
prägen sie dann dem ganzen Gebiet einen bestimmten Character auf, der
so oft für das ausschliessliche Product der in dem betreffenden Gebiet
herrschenden Verhältnisse gehalten wurde und zu der Idee von Schöpfungscentren
Veranlassung gab , von welchen sich auch Gr i s eb a e h nicht losmachen
konnte, die aber, wie ich schon in meiner Monographie der Gattung
Saxífraga aussprach, als Entwicklungscentren bezeichnet werden
müssen. Die geographische Verbreitung allein giebt nicht immer Aufschluss
über den Ort der Entstehung einer Art oder Gattung und deren Wanderung.
So könnten wir z. B. vermuthen, dass die G^iinna, Haplophyllwn,
von der viele Arten aus dem Orient, 2 aus Taurien und Siebenbürgen, 1
aus Spanien bekannt sind, von der Balkanhalbinsel und Kleinasien über
Syrien nach Aegypten und Algier und von hier nach der pyrenäischeu
9. Die Floren der einzelnen Theile des Mittelmeergebietes etc. 59
Halbinsel gelangt sei. Nun sind uns jedoch aus Nordafrika nur 2 Formen
von 2 in Asien vorkommenden Arten bekannt, die wahrscheinlich erst in
neuerer Zeit nach Nordafrika gelangt sind; die spanische Art ist aber bis
jetzt noch nicht mit Sicherheit aus Nordafrika bekannt; es wäre also auch
möglich, dass die Wanderung im Norden stattgefunden hat. Könnten aber
nicht auch gerade die afrikanischen Formen der Stammform angehören,
welche sowohl nach Spanien ^ wie nach Kieinasien und von da nach der
Balkanhalbinsel sich ausbreitete? Die Entscheidung der Frage hängt also
davon ab, dass man die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Arten
genau verfolgt. Allgemeine Gesetze lassen sich da nicht aufstellen, jede
Gattung hat ihre eigene Geschichte, die durch Specialforschungen ermittelt
werden muss; nur ganz im Allgemeinen war der Entwicklungsgang
vieler Gattungen eines grösseren Gebietes ein gleichartiger. Für
monographische Untersuchungen dieser Richtung ist noch sehr viel Stoff
vorhanden und sehr zu wünschen, dass jüngere Kräfte solche Arbeiten
unternehmen.
Die grossen Lücken, welche zwischen den Standorten derselben Art
im Mittelmeergebiet vorkommeti, erklären wir dadurch, dass dieselbe an
den zwischenliegenden Stationen ausgestorben ist, abgesehen von den
Pflanzen, deren Samen durch Schifle über grössere Meeresstrecken hinweg
transporlirt werden konnten und sich leicht ansiedeln. Es lassen die Verbreitungsverhältnisse
identischer Formen immer leichter verschiedene Erklärungen
zu, als die vicariirender Formen, und wenn daher bei den
ersteren ihre lückenhafte Verbreitung auch manchmal durch gegenwärtig
stattfindende Wanderungen erklärt werden könnte, so sind solche Erklärungen
unzulässig, wenn es sich um vicariirende Formen getrennter Gebiete
handelt i). Die grosse Mehrzahl der im Mittelmeergebiet auftretenden
1) Es sind uns bis jetzt keine Thatsachen bekannt, welche dafür sprechen, dass
eine aus ihrem Verwandtschaftskreise herausgerissene und rasch nach einem andern
Gebiete versetzte Form sich in eine nun constant werdende Form umwandeln könne,
vielmehr zeigen die Untersuchungen der Monographen, dass die nahe verwandten Formen,
welche eben später der Ausgangspunkt für neue Arten, namentlich für vicariirende Arten
werden, sich immer im Gebiet einer Grundform entwickeln ; sehr oft findet an verschiedenen
Theilen desselben Gebietes die Bildung verwandter Formen statt; stirbt die Grundform
aus, so sind dann eben nur noch die vicariirenden Formen erhalten. Eine eigenthümliche
Erscheinung ist die, dass an den Grenzen des Verbreitungsgebietes die Neigung
zur Variation in einer bestimmten Richtung deutlicher hervortritt, als im Centrum des
Gebietes; es liegen, wie ich in meiner Monographie von Saxífraga (-1872) p. 64, 13, 178
gezeigt habe, die Bindeglieder auch geographisch zwischen der Hauptformund den Varietäten
in der Mitte; neuerdings konnte ich wieder ähnliche Verhältnisse in der Verbreitung
der Formen von Arisarum vulgare Targ. Tozz. wahrnehmen ; auch AI. B u n g e hob
im Vorwort zu seinen Labiatae persicae (1873) hervor, dass die Gestaltung verschiedener
Arten einer Gattung oder Familie sich in einer bestimmten Richtung stetig ändere, die ver-
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