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214 IV. Heber die Entwicklung der Floren in Slid- und Centraiamerika.
(lie Bahamas sich entschieden auch durch ihre Flora als zu Westindien gehörig
erweisen.
Alle diese Verhältnisse erklären sich einigennaassen, wenn man die
geologischen Yerhältnisse Westindiens berücksichtigt. Die grossen ^ mit
hohen Gebirgen von 7—8000' Höhe versehenen Inseln Cuba, Haiti, Jamaica^
Portorico bestehen aus granitischen Felsen und aus Kalken, welche zumeist
der Kreide, zum Theil auch jüngeren Epochen zugehören. Desgleichen gehören
die Jungfern-Inseln mit Ausnahme der tertiären Inseln Anegada und
St. Croix der Kreide zu, es fehlt auch nicht, namentlich auf St. Croix M, an
jüngeren Bildungen, welche zeigen, dass neuerdings wieder die Differenz
zwischen dem Niveau des Meeres und dem des Landes zugenommen hat.
Ferner sind die Inseln Barbuda und Antigua tertiär, dagegen alle südlich
davon gelegenen Inseln vulkanisch. Die ganze Lage der grossen Antillen,
sowie ihr hohes Alter machen es von vornherein wahrscheinlich, dass sie
einstmals mit dem Continent zusammen hingen. Es ist dies aber nicht
bloss wahrscheinlich, sondern gewiss, denn es finden sich auf den Antillen
einige Säugethiere; auf Cuba und Haiti kommen 2 Arten von Insectenfressern
vor, deren nächste Verwandte nirgend anders als auf Madagascar
angetroffen w^erden.2)
Ferner finden sich auf Cuba und Jamaica 3—4 Nager, welche mit solchen
Südamerikas verw^andt sind. Sodann ist ein Aguti auf den südlichen
Caraiben, St. Lucia, St. Vincent, Grenada heimisch, welche schon bei einer
100 Faden betragenden Niveaudifferenz des Meeres mit Trinidad, Venezuela
und Guiana verbunden sein würden. Dies würde also darauf hindeuten,
dass die vulkanischen Inseln nicht unmittelbar aus dem Meer aufgestiegen
sind, sondern eine nördliche Verlängerung Südamerikas durchbrochen
haben , welche aber dann unter das Meer sank, so dass jetzt nur noch die
vulkanischen Gipfel als Inseln über das Meer ragen. Haiti und Jamaika,
ebenso Haiti und Cuba sind durch grössere Meerestiefen von einander getrennt,
müssen aber wegen der Verbreitung der oben erwähnten Säugethiere
mit einander in Verbindung gestanden haben. Eine Hebung um
1000 Faden aber, welche diese Inseln untereinander verbinden würde,
würde auch die Verbindung Jamaicas mit der Mosquitoküste und mit Yucatan
herstellen. Die geringe Anzahl der Säugethiere, die grosse Eigenthümlichkeit
der Thier- und Pflanzenformen beweist aber, dass diese Verbindung
vor sehr langer Zeit stattfinden musste. Eine directe Verbindung
mit Nordamerika konnte nicht existirt haben, da Florida bis an das Ende
der Tertiärperiode unter dem Meere lag. So erklärt es sich, warum Cuba
ausser einer Anzahl Littoralpflanzen, die jetzt noch leicht über das Meer
1) B a r o n E g g e r s , 1. c. p. 3.
W a l l a c e , Verbreitung der Thiere, deutsche Ausgabe II. p. 75.
9. Das mexikanische Hochland. 215
wandern, mit Florida , dessen Flora von Norden und Nordwesten her vordrang,
so wenig Pflanzen gemein hat. Da nach den Antillen die Einw^anderung
vom Continent her zu einer Zeit erfolgte, in welcher die Säugethierfauna
Amerikas von der heutigen verschieden war, so geht daraus hervor,.
dass die Pflanzentypen, welche auf den Antillen existiren , wenigstens die
endemischen, ein sehr hohes Alter besitzen müssen. Die Veränderungen,
welche auf den Antillen stattfanden, betrafen vorzugsweise das Areal, die
Inseln wurden bald grösser, bald kleiner, klimatische Aenderungen können
hier nur in geringem Grade und in den oberen Regionen der Gebirge stattgefunden
haben. Dadurch erklärt sich denn auch, dass die Zahl endemischer,
namentlich monotypischer, d. h, aus älteren Epochen stammender
Gattungen auf den Antillen so gross ist. Nach G r i s e b a c h , der allerdings
den Gattungsbegrifl^ enger fasste, als die Verfasser der Genera Plantarum,
kommen in Westindien etwa 100 endemische Gattungen, darunter mehr als
60 monotypische vor, die zum Theil im System eine isolirte Stellung einnehmen.
Allein unter den Compositen kommen nach B e n t h am auf Cuba
10 Gattungen vor, welche nur eine oder zwei Arten umfassen, auf Jamaica
eine solche Gattung, auf Haiti drei. Wir können, Gr i sebach folgend, die
Caraiben als östliche Zone von den grossen Antillen trennen und jede der
grossen Inseln als eigenen Bezirk ansehen.
N e u n t e s Capitel.
Das mexikauisclie Hochland,
Die auf den Rocky Mountains vorkommenden Coniferen, Sträucher und Kräuter sind entweder auch
weiter nördlicli im pacifischen Waldgetiet Amerikas anzutreiFen oder im ganzen amerikanischen Waldgebiet
yerbreiteten Gattungen zugehörig; verhältnissmässig wenige zeigen engere Verwandtschaft zu
Formen des mexikanischen Gebietes. - Hingegen zeigt das mexikanische Hochland mehrfach Beziehungen
sowohl zu dem westlichen nordamerikanischen Gebiet, wie zn den Prairien der atlantischen
Staaten. - Die Versuche, in den niederu Kegionen des westlichen Nordamerika zwischen dem mexikanischen
Gebiet und dem pacifischen Gebiet eine Grenze zu ziehen, stossen auf grosse Schwierigkeiten;
ein Theil der gesuchten Grenzlinie dürfte etwas nördlich vom Gilaflnss verlaufen. — Verwandtschaftliche
Beziehungen der in dem Eichen- und Coniferengürtel vorkommenden Arten. — Verwandtschaftliche
Beziehungen der in der alpinen Region vorkommenden Arten. - Beziehungen des nördlichen
extratropischen Amerika zu dem südlichen extratropischen Amerika. - Endemismus des mexikanischen
Hochlandes. — Ueber die Ursachen, welche bewirkten, dass die Pflanzen der höheren Regionen Mexikos
mit denen des nördlichen extratropischen Gebietes und nur zum ganz geringen Theil mit denen der
niederen Regionen Mexikos verwandt sind. — Dass im Hochland von Mexiko eine ausgedehnte Vergletscherung
während der Glacialperiode bestanden habe, ist unwahrscheinlich.
Das ganze westlich der Waldzone der Rocky Mountains und derjenigen
der Sierra Nevada gelegene Land hat mit dem mexikanischen Hochland trocknes
Klima gemein. In Folge dessen sind in diesem ganzen Landstrich mehrere
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