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« 6 ni. líauplzüge der EnHvicklung der Mediterranflora seit der Tertiärperiode.
Seealpen bis nach Siebenbürgen an und findet sich dann noch auf dem
Riesensebirge und dem mährischen Gesenke. Im Südwesten und Südosten
ihres Areals kommen aber wieder verwandte Formen vor, welche
durch dichte iilzige Bekleidung ausgezeichnet sind, so S. pyrenaica All. m
den Seealpen und den Pyrenäen, S. holosericea Bert, in den Apenmnen
und in Dalmatien, S. amoma Jacq. im Pontus und südlich vom Caucasus.
Alle aufgezählten Formen und vielleicht auch noch einige andere stehen
sich so nahe, dass man einen gemeinsamen Ursprung derselben annehmen
kann; im Mittelmeergebiet kommen alle vor, nur zwei aber waren
befähigt, nördlich der mediterranen Hochgebirgskette sich in den Ebenen
auszubreiten, zwei blieben auf die Hochgebirgsketten beschränkt und die
durch starke Behaarung ausgezeichneten Varietäten erhielten sich nur in
den sonnigen und trocknen Lagen der südlichen Gebirge. Wir dürfen wohl
annehmen, dass von diesen Formen einige erst nach der Glacialperiode sich
l)efestigt haben. ,
In ähnlicherweise zeigen die zahlreichen Formen, welche sich um
Thymus Serpyllum gruppiren, im Süden und Osten reicher behaarte, in den
Hochgebirgen grössere und kahle, glänzende Blätter, in ähnlicher Weise
auch die Campamda-krien, welche in den Verwandtschaftskreis der C. 7-0-
tundifolia L. gehören. Bei andern Pñanzentypen tritt die Anpassung an das
trocknere Sommerklima des Mittelmeer- und Steppengebietes in anderer
Weise hervor, so bei manchen in der Neigung der Blätter zur Dornenbildung.
In exquisiter W^eise können wir dies wahrnehmen bei den Centaurm
Arten, die mit der mitteleuropäischen C. ScabiosaL. verwandt sind,
deren Blätter bald breite, bald schmale Abschnitte zeigen und deren Involucralblätter
mehr oder weniger starke Dornen bilden. Im Einklang mit
der geringeren Bildung von chlorophyllhaltigem Blattparenchym oder geringerer
Verzweigung steht dann häufig die Entwicklung grösserer Blüthenköpfe
Auch die Saxifragen aus der Verwandtschaft der Saxífraga decipiens
Ehrh. zeigen ein ähnliches Verhalten. Die in den Mittelgebirgen
Deutschlands und Böhmens vorkommenden Formen haben Blätter mit breiteren
Abschnitten, andere Formen, welche in Westdeutschland am Rhein,
in Luxemburg und England vorkommen, haben schmälere, stärker zugespitzte
Blattabschnitte, bei der in Südfrankreich und Spanien vorkommenden
S. hypnoides L. aber sind die Blattabschnitte stachelspitzig und unterhalb
der Spitzen fleischig, langsamer welkend; ihre jungen Sprosse aber
stehen unter dem Schutze häutiger trockener Blätter, welche in dem langen
troknen Sommer sie vor dem Verwelken schützen. Bei S. co7iifera Coss. et
Durieu erreicht die Reducirung der Blätter den höchsten Grad. Noch andere
Pflanzen haben einen Schutz gegen den regenlosen Sommer blos in der
dickeren Consistenz ihrer Blätter. Silène Cucubalus Wibel oder S. inßata
Smith ist verbreitet im ganzen Mittelmeergebiet, in Nordeuropa und Sibi-
9. Die Floren der einzelnen Theile des Mittelmeergebietes etc. 67
rien, sie findet sich ebenso am Meeresstrande wae noch bei mehr als 2000 m
Höhe. Die alpine Form besitzt rasige Stämmchen, kleinere Blätter und
ärmere Blüthenstände, die auf das Mittelmeergebiet beschränkte Form dagegen
; welche von den meisten Botanikern als eigene Art, S. commutata
Gass, unterschieden, von Rohrba chi ) aber, dem Monographen der Gattung
Süene als Varietät beschlieben wird, hat fleischige, mit einer langen
Stachelspitze und knorpeligem Rand versehene Blätter. Neben ihr kommt
aber auch im Mittelmeergebiet die gewöhnliche in Deutschland verbreitete
Form vor. Es ist aber sicher auch eine andere Form, S. maritima With., von
demselben Typus abzuleiten, die ebenso am Meeresstrand des Mittelmeeres
wie des atlantischen Oceans und der Ostsee vorkommt und sich durch rasige,
niedergestreckte Stengel, grössere Blüthen und verkehrt-eiförmige Abschnitte
der Blumenblätter charakterisirt. Wenn wir Formen von bestimmter
Organisation im Mittelmeergebiet von der pyrenäischen Halbinsel bis
Afghanistan besonders reich entwickelt finden, so ist doch nicht anzunehmen,
dass die geänderten klimatischen Verhältnisse solche Formen hervorgerufen
hätten; sie haben nur dazu beigetragen, dass die Formen, welche
den trocknen Sommer leichter ertragen konnten, sich in reichlicherem
Maasse vermehrten. Es fehlt nicht an reich behaarten, blätterarmen und
dornigen Pflanzen in Gebieten mit feuchtem Klima, Die vorhin angeführte
S. hypnoides findet sich auch auf trocknen Kalkfelsen Englands trotz des
feuchten Klimas. Ulex europaeus L., die einzige von mehr als 20 auf der
pyrenäischen Halbinsel vorkommenden Arten, w-elche auch noch in dem
regenreichen Holstein auf Sandboden ihr Fortkommen findet, verliert ihre
Dornen daselbst nicht; es konnte der Anstoss zu dieser Bildung, welche
gewisse Vortheile für die Existenz im trocknen Klima gew^ährt, auch schon
gegeben w^erden, als im Mittelmeergebiet feuchtes subtropisches Klima
herrschte. Man ist gewohnt, die dornigen^s^rag'aiii^-Arten vorzugsweise
als ein Product des Steppengebietes anzusehen. Gewiss hat sich die Mehrzahl
der Arten daselbst entwickelt; aber der Anstoss zu dieser Bildung
konnte schon längst gegeben sein, ehe die Steppen eine solche Ausdehnung
gewonnen hatten; finden wir doch Astragahis aristatus selbst in der Nähe
der Gletscher, so z. B. am grossen St. Bernhai'd. Demnach scheint mir
V. Näge l i ' s Ansicht, wonach nicht äussere, sondern innere Ursachen die
Variationen in verschiedener Richtung hervorrufen, die richtige zu sein.
Die klimatischen Einflüsse wirken nur secundär, indem sie der Entwicklung
einer Bildung mehr Vorschub leisten, derjenigen einer andern Bildung
hinderlich sind. Bei manchen andern natürlichen Artengruppen ist' uns die
physiologische Bedeutung ihrer Organisation weniger klar, aber ebenfalls
ersichtlich, dass die im Mittelmeergebiet endemischen Formen mit einer
•1) R o h r b a c h . Monographie der Gattung Süene, p. 84.