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IV. Ueber die Entwicklung der Floren in Süd- und Centraiamerika.
entziehen, und wo sie sich frei dem Winde entgegenstenimen. Im Norden
schliesst sich diese Formation an die tropischen Wälder Boliviens an; die
Wälder, bis 3000' reichend, haben noch nicht den eigentlich tropischen
Charakter. Zwischen den Montes subtrópicos und dem Rio Juramento liegt
ein breites Gebiet, das auch noch subtropische Elemente enthält, als Parque
bezeichnet wird und den Uebergang zu der Region del Monte Argentiniens
darstellt. In diesen als subtropische Formation zusammengefassten Gebieten
herrschen entschieden die brasilianischen Formen. Als häufigste
und stattlichste Bäume des geschlossenen subtropischen Hochwaldes werden
von Lorentz angeführt: Machaermm fertile^ Nectandra porphyria^
Juglans nigra vai\ boliviana^ Cupania uriiguensis und C. vernalis^ Cedrela
brasiliensis j EiigeJiia Mato^ E, imißora^ Myrsine floribunda^ M. margínala^
Chorisia insignisy Pentapanax^ 2 Tecoma etc. Unter den niederen Bäumen
werden erwähnt Chiincoa triflora (Combretacee), Ruprechtia excelsa^ Schmidelia
ediilis^ Achatocarpus nigricans^ Erytkroxylon ovatum, Jochroma arboreum
Lithraea molleoides [Gilliesii Griseb.) etc. Cinchonen fehlen sowohl
in dieser Region, als weiter oberhalb. Dieser Umstand und die Verwandtschaft
der erwähnten Formen mit solchen des tropischen Brasiliens spricht
auch dagegen, die Montes subtrópicos dem Gebiete der Anden ebenso wie
die Region der Cinchonen zuzurechnen. Auch eine bei Oran vorkommende
Aracee^ Anthurium coriaceum^ spricht für die Verwandtschaft mit Brasilien.
In der subtropischen Parklandschaft sind die Baumarten im AVesentlichen
dieselben , welche wir als Bestandtheile des Hochwaldes kennen lernten ;
L o r e n t z weiss keine, welche ganz fehlte; aber es kommen noch eine Anzahl
Bäume hinzu, welche den geschlossenen Hochwald scheuen und lieber
die lichteren Waldungen aufsuchen^ so Sapitim aucuparium^ Porlieria hygrometrica,
Caesalpinia melanocarpa^ Euterolobium Timbawa^ Carica quercifolia,
Jacaranda Chelonia, Oberwärts des tropischen Hochwaldes ist die
schmale Region des Pino, namentlich entwickelt an den nördlichen Hängen
der Cordilleren im Thal von Tarija und westlich von Oran. An steileren
Berglehnen und in tiefen Schluchten ist die Aliso-Region entwickelt, welche
von Baumformen nur Ahiiis ferruginea und Sambucus peruviana enthält,
unter den Sträuchen Escallonien und Compositen, von Stauden zahlreiche
Formen, welche auch auf die Alpen weiden übergehen. Diese Regionen würden
also entschieden dem Gebiet des Hochlandes der Anden zugehören. So ist
also die südbrasilianische Provinz nirgends scharf begrenzt, im Norden geht
sie allmälig in die brasilianisch-guianensische Provinz, im Westen in das
Gebiet der Anden, im Süden in das argentinische über. Es ist aber^ wie
schon aus den bis jetzt gemachten Angaben hervorgeht, das Gebiet keineswegs
in allen seinen Theilen gleichartig. Es lassen sich 3 der von Mart
i n s unterschiedenen Regionen als Zonen wohl beibehalten. Von der Región
der Napaeae ist der nördliche Theil, wo noch die Philodendra aus der Sec-
8. Das tropisch-anierikanische Florengebiet. 203
tion vorkommen, der Region der Oreaden zuzurechnen; der
südlichere Theil wird ebenso wie Gran Chaco als Uebergangsgebiet anzusehen
sein.
Die Region der Hamadryaden ist ein Uebergangsgebiet, welches theilweise
dem nördlichen Brasilien, theilweise dem Gebiet der Oreaden, theilweise
dem der Dryaden zuzuweisen ist. Der natürlichen Entwicklung und
auch den Verbreitungsverhältnissen charakteristischer Pflanzengruppen
entsprechend scheint es mir daher zweckmässig, das ganze zwischen den
Sierren do Mar, Mantiqueira, Almas, Chapada, Tiuba und dem atlantischen
Ocean gelegene Land der Zone der Dryaden zuzurechnen. Diese Zone ist,
wie bekannt, durch den grösseren Reichthum an Urwäldern vor der der
Oreaden ausgezeichnet. Die in diesen Wäldern vorkommenden Gattungen
sind zum grossen Theil dieselben^ wie die im Gebiet des Amazonenstromes
vorkommenden; aber die Arten gehören nicht selten andern Sectionen an,
welche sich namentlich durch grössere und lebhafter gefärbte Blüthen auszeichnen.
Es ist klar, dass der Austausch des Dryadengebietes mit dem
der Hylaea oder des brasilianisch-guianensischen Gebietes vorzugsweise
längs der nordöstlichen Küsten erfolgte.
Die zweite Zone der südbrasilianischen Provinz ist die der Oreaden,
das Gebiet der Campos, vor der Provinz der Dryaden ausgezeichnet dadurch;
dass die Entwicklung der Vegetation zu der Zeit, wo die Passatwinde
dem östlich der Serra do Mar gelegenen Lande fortdauernd Feuchtigkeit
zukommen lassen, stillsteht, um sich dann, wenn die Sommerregen
beginnen, um so mannigfaltiger zu entwickeln. Diese Verhältnisse bestanden
aber, wie die geognostische Beschaffenheit des Terrains beweist, seit
den ältesten Zeiten, und nur insofern können w e s e n t l i c h e Veränder
u n g e n eingetreten sein, als früher, noch zur Zeit der Tertiärperiode, der
südliche Theil der Campos im Süden und Westen vom Meer umspült wurde.
Mehrere Monographen der Flora brasiliensis haben auf die nahe Verwandtschaft
der Oreadenvegetation mit der Dryadenvegetation hingewiesen ; es
ist wahrscheinlich, dass zur Zeit, als das heutige Argentinien noch vom
Meer bedeckt war, die Gegensätze noch nicht in dem Grade ausgebildet
waren, wie heut. Die Eigenthümlichkeiten der Oreadenvegetation äussern
sich namentlich in der sparsamen Vertretung einiger Pflanzenfamilien,
welche im Gebiet der Dryaden eine stärkere Entwicklung besitzen, und
dann in der ausserordentlich formenreichen, mit grosser Localisirung der
einzelnen Arten verbundenen Entwicklung anderer Familien, weichein
der Zone der Dryaden wenig reichlich auftreten. Ein Blick auf die oben
verzeichneten Angaben über die Myrtaceae, Vitaceae, Lythraceae, Euphorbiaceae;
Eriocaulaceae lässt diese Thatsache erkennen. Aehnlich verhalten
sich noch viele andere Familien, z. B.
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