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2()0 V, Eiihvickliuig dee Pilanzcnwelt in den ausserhalb der Hochgebirge ele.
von Aiìiaì'anius retroflcxics L., AlhersiaBIitim (L.) Kth. wissen wir noch nicht
sichei', ob sie als eingewandert anznsehen sind. Wegen der reichen Eni-
Wicklung der Chenopodiaceae könnte man sich leicht versnclil fühlen^ die
ileimath der zu dieser Familie gehörigen Ruderalpflanzen nach Asien zu
versetzen; al)er so viel jetzt bekannt, sind unsere europäischen Arien
meistens daselbst nicht vorhanden; so verbreitet manche Arten auch in der
l^bene sein mögen, so fehlen sie doch wieder in Gebirgsgegenden, während
einzelne, wie Cli. Boirus Uenricus L., auch im Hochgebirge sehr hoch
hinaufsteigen. Vielleicht lassen sich diese Fragen nach der Herkunft unserei'
Uudcrali)nanzen, deren Schwierigkeiten bereits Unger^) erkannte, künftig
durch eingehendes Studium der Verwandtschaftsverhältnisse und der geogi'a|)
hischeu Verbreitung entscheiden.
Sind nun aber die l)esprochenen Veränderungen die einzigen, wehdie
seit dei' Glacialperiode nördlich des alten Tertiärmeeres vor sich gegangen
siiui ? GewMss nicht. Wir haben bereits oben gesehen, dass eine Menge
Thalsachen dafür s})rechen, dass in den Ge])irgen seit der Glacialperiode
eine grosse Anzahl endemischer Formen entstanden sind; aber auch
in der Ebene finden ähnliche Verhältnisse statt, auch da Irelen neben
scharf charaklerisirten Formen, die w'ie Parnassia^ Ledtim^ Menyantiies^
Salvinia l)ei'eits verschiedene Erdepochen unverändert durchlebten und
sich durch wiederholte Wanderungen ein ausgedelintes Areal erwar])en,
Foi'mensclnvarme auf, die nur der Specialforscher einigermassen entwirren
kann, polymoi'phe Typen, an deren weiter verl)reitete Grundform sich
uiehr oder w^eniger lokale Foriiien anschliessen, zu denen dann häufig auch
wieder noch hy])ride Formen hinzutreten. Iis sei erinnert an Eroplrila,
Rid)i{s. Rosa. Uieracium^ Batrachínrn ^ Poiamogeton ^ Saxífraga decipiens in
Westeuropa. Zwar stehen sich diese Formen oft so nahe, dass man, die
gemeinsame Abstammung erkennend, es vorzieht, die ganze Gruppe natürlich
verwandter Formen als eine Art zusammen zu fassen ; aber im Laufe
künftiger .lahrlausende kann auch das Schicksal der einzelnen Formen einer
solchen Gruppe ein sehr verschiedenes sein. Viele werden ausgestorben
sein, viele w e r d en an mehr oder weniger entfernten Gebieten als vicariirende
Arien auftrelen, viele werden andere Richtungen hinsichtlich der Variation
eingeschlagen haben und viele auch mit entfernter stehenden Formen
Bastarde bilden; dann kommt auch endlich eine Zeit, wo diese Gattungen
eine w^eniger bedeutende Rolle in der Zusammensetzung der Vegetation
der Erde spielen und wieder andere mehr zur Geltung gelangen.
•1) U n g e r , Geschichte der Pflanzenwell p. 3i.
E r k l ä r u n g der Karle. 20
Erklärung der Karte.
Es wurde versucht, die Vertheilung von Wasser und Land, welche
in den heutigen extratropischen Gebieten der nördlichen Hemisphäre
während der miocenen Periode stattfand, zur Darstellung zu bringen. Für
Europa ist dies schon früher durch O swa l d Heer geschehen ; die Schwierigkeiten,
welche sich schon bei diesem Erdtheil einer genauen Darstellung
entgegenstellen, werden noch bedeutend erhöht bei Asien und Amerika,
von denen namentlich das erstere in geologischer Beziehung noch lange
nicht genügend aufgeschlossen ist. Indessen sind doch die Hauptmoniente,
namentlich das Vorhandensein grosser Meere im Westen und im Innern ^
Asiens während der Tertiärperiode und auch über dieselbe hinaus jetzt genügend
gesichert. Bevor die Grenzen dieser ehemaligen Meere wissenschaftlich
genau festgestellt sind, dürften wohl noch mehr als einige Jahrzehnte
vergehen. Es sind daher auch auf unserer Karte da, wo scharfe
Grenzen noch^nicht ermittelt sind, keine schwarzen Grenzlinien gezogen.
Grün punktirte Linien zeigen an einzelnen Stellen an, dass ptlanzengeographische
Gründe für einen ehemaligen Zusammenhang von Ländern
sprechen, der bis jetzt durch geologische Thatsachen noch nicht begründet
ist. Die aus grünen Strichen zusammengesetzte Linie im Westen Europas
entspricht der Hundertfadenlinie, von der neuere Geologen annehmen, dass
ihr möglicherweise während der Glacialperiode die Westküste Europas
entsprach, woraus dann zu erklären wäre, dass während dieser Periode in
Mitteleuropa ein mehr continentales Klima herrschte. Im Grossen und
Ganzen zeigt aber die Vertheilung des Landes, wo während der miocenen
Periode die Pflanzen wandern konnten; zudem geben einige aus schwarzen
Strichen zusammengesetzte Linien ( ) die hauptsächlichsten Wanderstrassen
der Pflanzen in der jüngeren Tertiärperiode an. Um nicht der
Deutlichkeit der Karte Eintrag zu thun, sind viele selbstverständliche
Nebenstrassen, die von diesen Hauptstrassen abgingen, weggelassen. Im
Text ist hervorgehoben, dass die Steppenflora allmälig an Terrain gewann,
einerseits in Folge der Blosslegung alten Meeresbodens, andererseits in
Folge der Beschränkung des alten Waldgebietes durch die Verdunstung der
früheren Wasserflächen. Die gelben Streifen am Rande dieser Becken und
Meeresbuchten zeigen an , dass die Steppenflora und überhaupt die Flora
des trockenen, unbeschatteten Bodens Anfangs einen geringen Raum einnahm
und erst nach und nach an Boden gewann ; es wird aber auch hieraus
ersichtlich, dass die Elemente der Steppenflora in verschiedenen Theilen
der alten Tertiärländer entstanden, dass sie überall auch in Beziehung
standen zu den Formen der Wald- und Gebirgsflora ihrer Heimathländer.
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