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J 2 8 Eigenthümlichkeiten der Pllanzenwelt in Australien, Neu-Seeland etc.
einem Berge im Innern der Insel Ceram eine Mahlzeil von Vaccmium-
Früchlen eingenommen hätte, nach 3 oder 4 Stunden die Samen dieser
Früchte auf einem Berge Neu-Guineas absetzen können. Tauben sollen
eine Geschwindigkeit von 54 Meilen in der Stunde besitzen; wenn eine
solche Früchte von Ficus auf der kleinen Insel Goram genossen hätte, so
könnte sie in weniger als einer Stunde im Papua-Lande mit ihren Excrementen
die Samen fallen lassen. Beccari zeigt ferner, dass auf den in
der Region der Mussons liegenden Berggipfeln des malayischen Archipels
kleine staubartige Samen durch diese Winde abgesetzt werden müssen.
Welche Entfernungen auf diese Weise zurückgelegt werden können , sieht
man an den Entfernungen, über welche hinweg vulkanische Asche durch
die in den höheren Regionen treibenden Luftströmungen getragen wird.
HeimAusbruch des Vulkans Tamboro auf der Insel Sumbawa, im Jahre 18'l 5,
fiel Asche auf Amboina und Banda , 800 Meilen weiter östlich, nieder. Im
•Juni und Juli 1872, beim Ausbruch des Vulkan Llagnell zwischen Villarico
und Llaima, nahe am Fluss Cantin in Chile, fielen Sandkörner 300 — 400
Meilen weiter nördlich nieder. So verdanken höchst wahrscheinlich die auf
den Berggipfeln der Mollukken und Neu-Guineas vorkommenden Rhododendren,
Nepenthes und andere ihre Verbreitung den Nordwestmussons.
Ein Same von Nepenthes phyllamphora Willd. wiegt 0,000035, einer von
Rhododendron vertidllatum 0,000028, yonAeschynanthus 0,00002, von Dendrobium
attenuatum Lindl. 0,00000565 Gramm. Auf den Sandwich-Inseln
sind aber, wie wir gesehen haben, Pflanzen mit so leichten Samen sehr
schwach vertreten und sind wir daher mehr auf die Verbreitungsthätigkeit
der Vögel hingewiesen. Diese ist auch um so eher wahrscheinlich, als nach
W a l l a c e (Island Life p.301) auf den Sandwich-Inseln 19 Wasser- und
Watvögel vorkommen, welche auf allen Inseln des stillen Oceans verbreitet
sind. Dafür, dass diese und der Wind für Besiedelung eines offenen Terrains
sorgen, führt B e c c a r i auch ein Beispiel an. Der Vulkan Tamboro
auf Sumbawa war im Jahre 1815 durch eine Eruption vollständig aufgewühlt,
im Jahre 1874 fand B e c c a r i den Berg von unten bis oben mit
jugendlichem Wald bedeckt und an seinen Abhängen reichlich von Wasserfurchen
durchzogen. Der Vulkan Pangerango im westlichen Theile Javas,
jetzt nicht in Thätigkeit, trägt auf seinem 2843 m hohen Gipfel Gentiana
quadrifaria, Swertia java7Üca, Ranunailus javanicus, R. diffusus, Sanicula
montana, Valeriana javanica, Primula imperialts, Gnaphaliim javanicum
und andere, welche mit Pflanzen der ostindischen Hochgebirge verwandt
sind. Da die Vulkane Javas nicht einer zusammenhängenden Gebirgskette
angehören und nahe Verwandte in den tieferen Regionen fehlen,
so ist auch hier unzweifelhaft, dass die Samen ihrer gleich oder nur ähnlich
aussehenden Vorfahren von Winden oder Vögeln transportirt wurden. Eine
Concurrenz mit einheimischen Gebirgspflanzen war nicht zu bestehen und
4. Vergleich. Betrachtung d. durch ihre Flora ausgezelchn. gross. Inseln etc. 129
daher ihre Ansiedlung möglich. Aehnlich muss es gewesen sein, als die
Sandwich-Inseln aus dem Meere emporgetaucht waren, nur mit dem Unterschiede.
dass hier die fremden Ansiedler das ganze Terrain offen vorfanden.
An den'den Passatwinden exponirten Stellen, welche genügend durch die
atmosphärischen Niederschläge befeuchtet wurden, konnten die importirten
Keimlinge auch zur Entwicklung kommen.
Was die Herkunft der auf den Sandwich-Inseln vorkommenden Pflanzen
und ihrer Vorfahren betrifft, so geht aus den verwandtschaftlichen Beziehungen
der Arten und Gattungen hervor, dass die alte und die neue
Welt Beiträge zur Flora der zwischen ihnen gelegenen Inselgruppen geliefert
haben. In 257 Fällen habe ich das sonstige Vorkommen der auf den Sandwich
Inseln existirenden Arten und Gattungen oder ihrer Verwandten ermittelt.
In 70 Fällen fand ich diese in den Tropen oder im subtropischen
Gebiet überhaupt verbreitet, in 26 Fällen ergab sich Verbreitung in den
Tropen der alten Welt oder von Madagascar bis Asien, meistens bis zu den
Inseln des indischen und stillen Oceans, in einigen Fällen zeigte sich, dass
die Formen dem continentalen Asien fehlen und nur auf den Inselgebieten
vorkommen, in 28 Fällen ergab sich Verbreitung durch Asien und die Inseln
des indischen und stillen Oceans; in 19 Fällen Verbreitung in Amerika und
auf den Inseln des stillen Oceans, in 50 Fällen Verbreitung nur auf den
Inseln des indischen oder stillen Oceans, das heisst in etwa 180 von
257 Fällen sind die Pflanzen der Sandwich-Inseln oder ihre Verwandten
auf den Inseln des indischen oder stillen Oceans heimisch und zum Theil
darüber hinaus verbreitet. Es gehört also die Mehrzahl der auf diesen Inseln
vorkommenden Pflanzen Geschlechtern an, welche, wie ja auch die
vorangegangenen Betrachtungen über die Verbreitungsmittel darthun, besonders
zur Verbreitung über grössere Meeresstrecken hinweg befähigt sind.
Dieses Resultat ist in doppelter Beziehung von Wichtigkeit. Erstens zeigt
es uns, dass auch nach andern Gebieten hin, wo verwandte Formen vorkommen
, die Besiedelung in ähnlicher Weise von Insel zu Insel und selbst
über grössere Meeresstrecken hinweg erfolgt sein kann; wir können daher
die ausserordentlich starken Beziehungen Neu-Seelands zu nördlicher und
südlicher gelegenen Inseln des stillen Oceans und zu denen des indischen
Oceans, sowie die fast ebenso starken Beziehungen der australischen Flora
zu denselben Inselfloren recht gut verstehen, ohne hierfür ehemalige Landverbindungen
anzunehmen. Ja selbst die so auffallend erscheinende Thatsache,
dass auf Australien und Neu-Seeland, namentlich in ersterem. Pflanzen
vorkommen, von denen Verwandte jetzt nur aus Madagascar oder von den
Mascarenen bekannt sind, findet ein Analogen in der Thatsache, dass auf
den Sandwich-Inseln einige Typen vertreten sind, die das continentale
Asien meiden, wohl aber auf Madagascar, den Mascarenen, Ceylon und den
Inseln des stillen Oceans existiren (man vergl. die Angaben imVerzeichniss).
Engler, Entwicklungsgesch. d. Pflanzenw. II. 9
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