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2 6 0 IV. Ueber die Entwicklung der Floren in Süd- und Centraiamerika.
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Vegetation besteht aus Gestrüppen, die Mannes- oder Reitershöhe erreichen.
Prosopis und Duvaua [Schmus dependens Ortega) sind die häufigsten Arten
und machen nebst einigen holzigen Gompositen den grössten Theil der
holzigen Vegetation aus. Erwähnen wir schliesslich einer Menge Cactus,
die zum Theil über 2 Zoll lange und eisenharte Dornen haben und die
dieser Gegend ungewohnten Pferde furchtbar verwunden, als ganz besonders
characteristisch für das patagonische Hochland, so ist damit wohl
das Wesentliche über die Flora desselben gesagt.« Diese von Lorentz
mitgetheilte Schilderung rührt von den Herren Heusser und Claraz her,
welche den zwischen 39° 50' und 43° 15's. Br. gelegenen Küstenstrich
besuchten. Selbst wenn die patagonischen Formen systematisch als eigenthümliche
sich herausstellen sollten, werden wir keinen Grund haben,
dieses Land als eigenes Gebiet dem andinen Gebiet gegenüberzustellen^
Die herrschenden Formen sind dieselben.
Die Pampas sind auch nur als Formation anzusehen und könnte es sich
höchstens darum handeln, ob wir diese ausgedehnte Formation dem südbrasilianischen
Gebiet oder dem andinen Gebiet zuzurechnen haben.
Ebenso wenig, wie wir aus dem Marschland des nordwestlichen Deutschland
ein eigenes Gebiet machen können, ebenso wenig können die Pampas
zu einem solchen erhoben werden; sie scheint an gelben, mit Sand,
kalkigen und salzigen Bestandtheilen gemischten Lehm gebunden zu sein.
Klimatisch ist die Pampasformation durch Vertheilung des Regens auf alle
Jahreszeiten ausgezeichnet. Auch hier sind die flachen Vertiefungen von
den Anschwellungen verschieden, erstere mit dichtem, blüthenreicherem
Rasen, letztere mit zerstreuten, dichten Büscheln harter Gräser, vorwiegend
Stipa und Melica, bedeckt. Nächst den Gramineen sind auch hier am zahlreichsten
die Gompositen.
Es bleibt nun noch das antarktische Waldgebiet Gr i sebach' s übrig.
Auf dasselbe wurde schon bei der Untersuchung der antarktischen und neuseeländischen
Flora eingehend Bezug genommen. Die von Hooke r zuerst
entschieden hervorgehobene Verwandtschaft der Flora dieses Gebietes mit
der Australiens und Neu-Seelands wurde auch von G r i s e b a c h anerkannt
und von mir noch einmal nach dem jetzigen Standpunkt unserer Kenntniss auf
S. 95 ff. dargelegt. Wir erinnern hier nur noch einmal kurz an das gleichzeitige
Vorkommen der Gattungen Fa^tis Sect. Nothofagus, Drimys, Fitzroya,
Dacrydium [Lepidothamnus Phil.), Aristotelia, Eucryphia, Lomatia, Veronica
Sect. Hebe in Australien oder Neu-Seeland und Ghile, wir erinnern noch
einmal an die Verwandtschaft der chilenischen Caldduvia mit den australischen
Cunoniaceen, der chilenischen Monimiacee mit der australischen
und neuseeländischen Atherosperma. Es sind nun aber auch einige andere
Gattungen Ghile und Australien oder Neu-Seeland gemein, welche in
Amerika, namentlich im westlichen den Anden entlang, eine weitere Ver-
-10.Das andine Gebiet und das antarktische Waldgebiet Südamerikas. 261
breitung erlangt haben. So Calceolaria, Colobanthus^ Ourisia^ Acaena,
Fnchsia, Pernettya, Libocedrus (kehrt in Californien wieder)^ Gunnera; auch
die mit den australisch-neuseeländischen Embothrieen verwandte Gattung
Embothrium. Araucaria und Griselinia finden sich ausser in Ghile auch im
südlichen Brasilien, und die chilenische Proteacee Guevina hat ebenso ihre
Verwandten in den zahlreichen tropisch-amerikanischen Rhopala wie in
den australischen Grevilleen. Ja, es finden sich auch einzelne Gattungen,
wie Euphrasia und Gratiola wohl in Australien, Neu-Seeland und auf den
Anden; aber nicht im waldigen Chile. Endlich sind auch einige Gattungen,
wie Escallonia und Wömmanma, die im antarktischen Waldgebiet Südamerikas
häufig sind und dasselbe zu characterisiren scheinen, auf den
Anden weiter verbreitet und auch im südlichen Brasilien anzutreffen.
Diese Verhältnisse erschweren die Begrenzung und die Bestimmung der
Stellung des antarktischen Waldgebietes. Sollen wir mit demselben das
ganze andine Gebiet vereinen? Oder sollen wir das antarktische Waldgebiet
nur als eine Provinz des südamerikanischen Gebietes ansehen? Oder
sollen wir es zu dem capländischen und dem australisch-neuseeländischen
Gebiet in nähere Beziehung bringen? Gegen die erste Annahme spricht
der grosse Endemismus der ejgentlichen andinen Flora, welcher gegenüber
die dem antarktischen Waldelement angehörigen Formen doch sehr zurücktreten,
sodann auch die Verwandtschaft der andinen Flora mit der mexikanischen.
Für die zweite Annahme spricht wohl auch noch der Umstand,
dass in dem antarktischen Waldgebiet einige entschieden amerikanische
Typen, wie Bromelia und Persea auftreten. Wir sahen aber früher, dass
auch in Capland neben den zahlreichen eigenthümlichen Typen einzelne an
das tropische Afrika erinnernde Formen auftreten, und selbst wenn wir das
tropische Australien von dem übrigen abtrennen, so bleiben in diesem
auch noch einzelne an das tropisch-malayische Gebiet erinnernde Formen
zurück. Demnach stehe ich nicht an, das antarktische Waldgebiet Südamerikas,
soweit es die erwähnten characteristischen Formen enthält, von
dem andinen Gebiet Amerikas abzutrennen und es mit dem capländischen
Gebiet, sowie mit dem extratropisch-australischen zusammen in dem
antarktischen oder altoceanischen Florenreich zu vereinigen, wohl wissend,
dass das Capland von jedem der beiden viel mehr verschieden ist, als diese
untereinander. Dass Formen des antarktischen Waldgebietes in die Anden
vorgedrungen sind, kann uns ebenso wenig hindern, das australische und
südchilenische Gebiet in einem Florenreich zu vereinigen , als das Vorkommen
der borealen Typen auf den Anden, den Vulkanen Javas, den
Neilgherries, in Abessinien uns hindert, die extratropischen Waldgebiete
der alten und neuen, Welt in einem Reich zu verbinden.
Was die Bezeichnung betrifft, so möchte ich das W^ort antarktisch für
das Florenreich als Ganzes aufgegeben wissen, und zwar aus folgenden
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