
50 II, Eigenthümliclikeiten der Pilanzenwelt in Australien, Neu-Seeland elc.
solches Terrain, in welchem nicht unmittelbar ül)erall die Existenzbedingungen
für fremde Eindringlinge vorliegen ^ in dem auch nur Formen von
bestinunter Organisation und massigen Ansprüchen gedeihen können, in
viel höherem Grade befähigt ist, den neu entstehenden Formen und Varietäten
Platz und Sicherung der Fortexistenz zu gewähren, als ein dichter
besiedeltes Gebiet. Ein solches Terrain verhält sich wie ein für einzelne
Culturpflanzen künstlich offen gehaltenes Terrain, auf dem auch die entstehenden
Varietäten grössere Sicherung des Fortbestandes finden, als in
der natürlichen Heimath der Culturpflanzen, wo ihre Nachkommen nicht
in derselben Weise bevorzugt werden. Was von Westaustralien gilt, gilt
aber von allen trockneren Gebieten, die die Vegetation im Ganzen nicht,
wohl aber eine grosse Anzahl von Pflanzentypen ausschliessen. In allen
diesen Gebieten finden wir immer:
1) Vorherrschen einzelner Pflanzengruppen,
2) mehrere sehr artenreiche Gattungen; die oft auch unter sich selbst
wieder sehr nahe verw^andt sind.
3) innige Verwandtschaft der Arten, die sich äussert in der Schwierigkeit
ihrer Begrenzung.
4) beschränkte Verbreitung der Mehrzahl der Arten oder Formen.
Derartige Florengebiete sind die Steppen Spaniens, die Steppen
Kleinasiens und Centraiasiens, die Prärien Nordamerikas, die Campos des
inneren Brasiliens, ebenso aber auch trocknere Gebirgsländer, wie die Gebirge
Armeniens und Persiens, die Gebirge des Caplandes, die Gebirge des
westlichen Nordamerika, das innere Hochland von Mexiko, die chilenischen
Anden. Ueberall haben wir dieselbe Erscheinung, nur sind es immer wieder
andere Gattungen oder Familieu, welche in den einzelnen trockenen
Gebieten zu reicher Formenentwicklung gelangen; ich w^ill hier bloss daran
erinnern, dass in einzelnen der geixamiten Gebiete manche Gattungen oft
beinahe hundert, ja auch Hunderte von endemischen Arten besitzen; in
den Gebieten, in welchen die Vegetationsdauer eine längere ist, finden wir
solche Gattungen nicht.
In kleinerem Maasse sehen wir auch ähnliche Erscheinungen in den
Alpen, die trocknen Geröllhalden, die spärlich bewachsenen Felswände
sind es fast immer, welche sich vor den benachbarten^ üppig bewachsenen
Mulden und Kuppen durch Formenreichthum auszeichnen.
Ostaustralien entbehrt nun keineswegs solcher trocknen Districte, wie
sie in Westaustralien und einem grossen, an letzteres sich anschliessenden
Theile Südaustraliens vorherrschen, es ist daher auch reich an endemischen
Formen derselben Typen, welche in Westaustralien vorkommen. Die
Familien sind dieselben, die Gattungen, oft die Arten meist verschieden.
Analose Erscheinungen haben wir anderswo genug. Die Astragali Persiens
2. Ueber die Gliederung und die Beziehungen der Flora in Australien. 51
sind von denen Armeniens grossentheils verschieden; ebenso sind die Chenopodiaceen
Persiens grösstentheils andere, als die Afghanistans oder der
aralo-kaspischen Steppe. Die Labiaten sind für das Mittelmeergebiet und
das westliche Steppengebiet ebenso charakteristisch, wie die Proteaceen
oder die Leptospermeen für Australien, auf der iberischen Halbinsel herrschen
die Ajugeen und Satureineen, auf der Balkanhalbinsel ganz besonders
die Satureineen, in Kleinasien die Stachydeen, in Persien die Nepeteen,
in Aralo-Caspien in höchstem Grade die Phlomideen.^)
H o o k e r hebt hervor, dass West- und Ostaustralien so wenig von einander
entfernt und durch Festland verbunden seien ; die Entfernung ist
aber so gross, wie die von der iberischen Halbinsel bis nach Kleinasien.
Spanien mit dem an atmosphärischen Niederschlägen reicheren Portugal ist
in demselben Grade von Kleinasien verschieden, wie Ostaustralien von
Westaustralien, und doch sind die dazwischen liegenden Länder eher zur
Vermittlung zwischen diesen Gebieten geeignet, als das grösstentheils
wüste Gebiet y welches zwischen dem von Vegetation bedeckten Gebiet
Ostaustraliens und Südwestaustraliens liegt, ganz abgesehen davon, dass
die continuirliche Landverbindung zwischen West- und Ostaustralien erst
gebildet wurde, als wahrscheinlich schon ein sehr grosser Theil der endemischen
Formen entwickelt war. Ferner bedarf es gar nicht so bedeutender
Entfernungen, um solche Gegensätze zu Stande kommen zu lassen.
Die Steppengebiete Asiens liegen viel näher bei einander und sind so reich
an endemischen Formen; wie gross sind ferner die Gegensätze zwischen
Portugal und Spanien, zwischen der pontischen Küste Kleinasiens und den
östlichen und südlichen Küstenländern dieser Halbinsel, zwischen den
Ländern am südlichen Ufer des caspischen Meeres und zwischen dem angrenzenden
Persien, zwischen Natal und dem angrenzenden Capland,
zwischen der Golfzone Mexikos und dem mexikanischen Hochland!
Wir haben schon oben bei der Untersuchung der Verbreitung der in
Australien dominirenden Familien gefunden, dass zwei Gruppen, die i>;7/eniaceae
Iiibbertieae nndMalvaceae-Lasiopetaleae^ Beziehungen zu Madagascar
zeigten; es zeigen aber noch einzelne andere Gattungen und Gruppen Beziehungen
zu Afrika; es sind namentlich folgende Thatsachen der Verbreitung
auffallend:
Todea barbara T.Moore in Ostaustralierij Neu-Seeland und Südafrika.
RestioL., 22 (nach M a s t e r s 27) Arten in Ost-und Westaustralien, 75 Arten in Südafrika.
Leptocarpus R. Br., M Arten in Australien, 7 in Südafrika.
Hypolaena R. Br., 5 Arten in Ost- und Westaustralien, i 0 in Südafrika.-
1) Vergl. A. B u n g e , Labiatae persicae. Petersburg 1873, S. 28.
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