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IV, Ueber die Entwicklung der Floren in Süd- und Centralanierika.
Vergletscherung nicht zu Stande kommen; wohl aber ist es wahrscheinlich,
dass auf dem Höhepunkt der Glacialperiode lokale Gletscherbildungen in
Mexiko stattfanden, dass die Areale der wärmebedüritigeren Pflanzen vermindert,
diejenigen der unter der Schneedecke überwinternden Arten aber
vergrössert wurden. Da nun gleichzeitig in den höheren Theilen der
Rocky Mountains die Glacialflora so weit nach Süden vorgerückt war, dass
wir jetzt noch Glacialpflanzen in grösserer Zahl bis zu antreffen, so
wäre es wohl möglich, dass die Verschleppung von Samen durch Vögel und
andere Thiere in die glacialen Regionen der Hochgebirge Mexikos und
von da nach den Anden erfolgte. Bis jetzt kennen wir aber in Mexiko
nur sein* wenig nordamerikanische Glacialpilanzen und gar keine, welche
die nördlichen Rocky Mountains mit den Hochgebirgen der alten Welt und
dem ganzen arktischen Gebiet gemein haben; es ist daher äusserst wahrscheinlich,
dass ein Zusammenhang der mexikanischen Schneefelder mit
denen der Rocky Mountains nie exislirle.
Z e h n tes Capitel.
Das andine GeMet und das antarktische WaldgeMet
Siulamerikas.
Begrenzung des Gebietes. — Formen des andinen Gebietes, welche dem tropiscli-araerikanisclieii Element
angehören. — Formen des andinen Florenelementes, die endemischen Gattungen der Anden. — Verzeichniss
der alpinen Tflanzen der Anden. — Arktisch-alpine Typen auf den Anden Südamerikas und an
der :Magellanstrasse. — üeber den Anschluss des »Pampasgebietes« Grisebachs an das andine Gebiet. —
Vertheihing der argentinischen Pflanzen nach ihrer Verbreitung in andern Ländern. — Die andine Flora
auf den Sierren von Cordoba und bei Catamarca. — Zusammentreffen der südbrasilianischen und andinen
Flora bei Cordoba. — Die j»Monte-Formation« Argentiniens. — Die patagonische Formation uud die
Pampasformation. — Das antarktische Waldgebiet Südamerikas und seine Beziehungen zu Australien
und Neu-Seeland, Zugehörigkeit desselben zu dem alt-oceanischen Florenteich. — Die Bezeichnung altoceanisch
ist der Bezeichnung antarktisch vorzuziehen. — Hinweis auf die geologischen und thiergeographischen
Verhältnisse Südamerikas und Darstellung der wahrscheinlichen Entwicklung der Vegetation
in dem westlichen Theil Südamerikas.
Im vorigen Capitel wurde auf die Schwierigkeiten aufmerksam gemacht,
welche sich der Begrenzung des mexikanischen Hochlandes gegen die nordamerikanischen
Gebiete entgegenstellen. Aehnlich wie das mexikanische
Hochland in diese übergeht, findet auch ein all maliger Uebergang des
andinen Hochlandes von Südamerika in das extratropische ebene Südamerika
statt. Da aber das letztere ein verhaltnissmassig kleines Areal
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Das andine Gebiet und das antarktische Waldgebiet Südamerikas.
einnimmt und dem eigentlichen andinen Hochland gegenüber mehr durch
seine Armuth, als durch zahlreiche eigenthümliche Formen ausgezeichnet
ist, die Verschiedenheiten mehr graduelle als wesentliche sind und gewisse
gemeinsame Züge der Entwicklung sich nachweisen lassen, so werden wir
gut thun, auf die Höhenunterschiede der einzelnen Theile dieses Gebietes,
sowie auf den grösseren Endemismus einzelner Districte nicht zu grosses
Gewicht zu legen. Schon früher wurde darauf hingewiesen, dass wi r unter
den Tropen die Flora der Anden mit der Region der Cinchonen beginnen
lassen, obwohl ja dieselbe in ihren unteren Theilen in das tropischamerikanische
Gebiet übergeht. Wir werden natürlich die Grenze erst da
zuziehen haben, wo die Cinchonen dominirend auftreten und nicht bloss
vereinzelt im eigentlichen Tropenwald angetrofl'en werden. In den aequatorialen
Anden ist dies bei 6100' der Fall, in den peruanisch-bolivischen
Anden schon bei 4700'. Südlich von Bolivia haben wir diese Grenze nicht,
hier schliesst sich unmittelbar die Puna an das südbrasilianische Gebiet an.
Mit Rücksicht auf die Entwicklung halte ich es für nothwendig, das von
G r i s e b a c h unterschiedene, sehr gut begrenzte und durch reichen Endemismus
der Gattungen und Arten ausgezeichnete chilenische Uebergangsgebiet
nicht von dem andinen Gebiet zu trennen. Trotz aller eben hervorgehobenen
Eigenschaften dieses Gebietes schliesst es sich doch in seinen
wesentlichen Charakterzügen an das der Anden an. Wie auf den columbischperuanischen
Anden sind es vorzugsweise drei Elemente, welche in den
Vordergrund treten, nehmlich das andine, das tropisch-amerikanische und
das mexikanische. Weniger tritt hervor das boreale und sehr schwach
das arktisch-alpine Element. Wie wir sehen werden, finden sich aber die
drei zuerst genannten Elemente oder Formen, welche sich an dieselben eng
anschliessen, auch in dem Gebiet, welches Argentinien und Patagonien oder
das Pampasgebiet G r i s e b a c h ' s umfasst. Gegen Süden schwindet immer
mehr der Unterschied der Vegetation, welcher durch die Höhe bedingt
wird, und man kann leicht den allmäligen Uebergang der höheren Regionen
der tropischen Anden in die niedrigeren der extratropischen wahrnehmen ;
wir können die alpine Region der Anden schon an der Magellanstrasse beginnen
lassen. Daher schliesse ich diesen Theil Südamerikas ebenfalls an
das andine Gebiet an. Hingegen vereinige ich nicht mit dem andinen Gebiet
das antarktische Waldgebiet Grisebach's. Wiewohl in dasselbe ja
die Elemente des andinen Gebietes auch vereinzelt übergehen und einzelne
Typen aus diesem Gebiet auch in das andine hinübergegangen sind, so ist
dasselbe doch andererseits durch den Reichthum an Formen des südlichen
oceanischen Elementes so ausgezeichnet, dass es neben allen andern Gebieten
Südamerikas einen selbständigen Platz beanspruchen kann. Wir
wollen nun die in dem andinen Gebiet entwickelten Florenelemente und
ihre Vertheilung etwas näher betrachten.
^ --Vi.: