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140 IV. Entwicklung der liochgebirgsiloren vor, Mährend ii. nach der Glacialperiode.
mitlelt. Dieser von Osten nach Westen verlaufende Strom ist es auch^
welcher die Verbreitung derselben Pflanzen auf dem Wasserwege nach den
nördlichen Küsten Sibiriens verhindert. Nun sind aber doch die in Rede
stehenden Pflanzen auf dem Landwege bis Skandinavien und bis nach dem
arktischen Russland, bis nach Samojedenland vorgedrungen. Warum
konnten sie nun nicht auf demselben Wege wie die vom Altai nach den
Alpen und Karpathen vorgedrungenen Pflanzen umgekehrt von den Alpen
nach dem Altai gelangen?
Wie wir oben gesehen haben, finden sich die meisten der von den
sibirischen Gebirgen nach den Alpen gewanderten Pflanzen auch im arktischen
Sibirien und in Skandinavien; für diese Pflanzen besteht heutzutage
noch durchaus die Möglichkeit, vom arktischen Sibirien nach Skandinavien zu
gelangen; es besteht aber nicht die Möglichkeit, für die nur in der a 1 p i n e n
Region des Altai vorkommenden Pflanzen, nach dem arktischen Sibirien zu
wandern, ebensowenig wie heut noch Saxífraga opposüifolia oder II ¿eradum
alpimim nach Skandinavien wandern könnte. Die Verbreitung musste
stattfinden zu einer Zeit, als im Altai ahnliche Bedingungen herrschten
wie jetzt im Stanowoigebirge am ochotzkischen Meere, wo der Unterschied
zwischen der Flora der Gebirge und der Ebene verwischt ist. Es ist durchaus
nicht nothwendig, dass diese Verhältnisse zu derselben Zeit im Altai
herrschten, als der grösste Theil des nördlichen Europa mit den jetzt vorhandenen
Zeugen der Eiszeit bedeckt war; sie werden erfolgt sein, als das
Eismeer vom Nordrande des Altai und des Stanowoigebirges sich zurückzog
und als im westlichen liimalaya, am Tian-schan und auf dem Pamirplateau
die Gletscher eine grössere Ausdehnung besassen.
Nun sind aber auch nicht wenige alpine und subalpine Pflanzen uns
bekannt geworden (in den früheren Verzeichnissen fett gedruckt), welche
im Altai verbreitet sind, aber weder im arktischen Sibirien noch in Skandinavien
auftreten, es sind zum grossen Theil solche, welche gegenwärtig im
Altai auch noch unter der alpinen Region vorkommen und bei denen also die
Möglichkeit der Wanderung nach dem Norden noch länger bestand, als bei
den jetzt auf die alpine Region des Altai beschränkten Pflanzen. Für diese
sowie auch für die w^enigen aus dem Altai nach dem Kaukasus gelangten
sibirischen Pflanzen muss der Weg ihrer Verbreitung ein anderer gewesen
sein; sie können nicht den Umweg vom Altai nach Norden, vom arktischen
Sibirien nach Nordrussland und Skandinavien und von da nach den Alpen
gemacht haben. Wiewohl einige, ja sogar Leontopodmm alpimim in den
Steppen am Altai vorkommen, so ist es doch nicht denkbar, dass sie das
Land südwestlich und westlich vom Altai bis zu den Karpathen und Alpen
durchwandern konnten, als es schon seine heutige Beschaffenheit hatte.
Dieser Character ist aber verhältnissmässig jüngeren Datums. Wir wissen,
dass ein grosser Theil Westsibiriens zwischen Ural und Jenisei bis nach
U . Besprechung der wichtigsten Wanderungen während der Glacialperiode.
der Tertiärperiode von Wasser bedeckt war, es ist ferner wahrscheinlich,
dass dieses grosse sibirische Meer mit dem Balkasch-See, dem Aral- und
dem Kaspischen See in Verbindung gestanden hat. Dieses sibirische Meer
stand in unmittelbarer Verbindung mit dem europäischen Tertiärmeer, zu
dem auch das schwarze Meer und der grösste Theil des von der Donau
durchströmten Landes bis Wien gehörte. Wie wir früher gesehen, fanden
früher entlang der Südküste dieses Meeres Wanderungen statt und stammt
aus jener Zeit ein grosser Theil der Beziehungen der Mediterranüora zu
der des Himalaya und Ostasiens. Die Verbindung des schwarzen Meeres
mit dem Mittelmeer ist von sehr jugendlichem Datum und erklärt sich daraus
die grosse Uebereinstimmung der Flora des bithynischen Olymp mit
der der rumelischen Gebirge, überhaupt die Leichtigkeit einer Wanderung
vom Kaukasus und den pontischen Gebirgen nach der Balkanhalbinsel.
Später wurde das Wiener und ungarische Becken, Siebenbürgen, die Wallachei,
Croatien, Slavonien, das schwarze Meer, der grösste Theil des
griechischen Archipels und das aralo-kaspische Becken nach Neumayr^}
als ein riesiger schwach brackischer Binnensee von dem grossen nördlichen
Eismeer, dessen Golf er früher gewesen, abgetrennt. Eine Aussüssung
dieses isolirten ehemaligen Golfes erfolgte durch einen Abfluss in die Gegend
der heutigen Obmündung; seit der obern Miocenzeit wurde es fortdauernd
eingeengt, dann erfolgte die Trennung des pontischen vom aralokaspischen
Becken durch Verdunstung des Wassers und Abnahme der
Zuflüsse. Somit wurde also allmälig Land frei, dies musste besiedelt werden,
es konnte der Kampf zwischen den aus Süd- und Mitteleuropa und
den aus Sibirien, namentlich vom Altai kommenden Pflanzen beginnen.
Es ist auch anzunehmen, dass das nördliche Meer sich allmälig aus dem
Süden zurückgezogen hat und dass noch längere Zeit zwischen Europa und
Sibirien oder besser zwischen Ural und Jenisei eine tiefe Bucht bestand,
ähnlich der Hudsonsbai. So lange auch im arktischen Gebiet ein mildes
Klima herrschte, musste natürlich auch an den Gestaden des sibirischen
Meeres ein milderes Klima herrschen, dieselben waren bewaldet und zu
dieser Zeit fand/wi e früher entwickelt wurde^ die Wanderung der meisten
Bäume und Sträucher nach Nordeuropa oder auch umgekehrt statt. Als
aber im arktischen Gebiet die Temperatur immer mehr abnahm, so mussten
natürlich die kalten Strömungen an den Ufern dieser Bucht eine erhebliche
Erniedrigung der diesen Breiten unter andern Verhältnissen zukommenden
Temperatur verursachen, gerade wie gegenwärtig in der Umgebung der
lludsonsbai durch die kalten Meeresströmungen sehr vielen Pflanzen eine
südlichere Grenze gezogen wird. Die kalten Luftströmungen, welche von
diesem Meer ausgingen, mussten auch auf die nördlichen Abhänge des
N e u m a y r i. d. Verband!, der k. k. geol. ReichsanstaU. Wien 1 875 p. 34 ff.
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