
(3-1 III. IhuiptzUi^e (k-r KnhNicklun}^ der McditciTanllora seil der Tci'liurperiodo,
(lainll, dnss diese Tjpcn späleslcns am Kade der Terliarperiode aaeh liuropa
t^elan^len, als ihren schrillweiscn Wanderungen keine ausgebi-annlen
Steppen und sehneehedecklen Berge den Weg versperrten ? Mussten nicht
späler die in den Alpen am mächtigsten entwiekeilen, im Süden stellenweise
bis an das loml)ardische Meer reiehendon (Jletscher den Untergang
vielei' vorher von den Pyreniien bis zu (h)n Karpathen reichenden l'llanzen
bewirken und so die lUekeuhal'te Verbreitung vieler jetzt nur auf den
Westen und Osten beschränkter Typen zur Folge haben?
Musste nicht anderersei t s im westlichen Asien durch Zurückweichen und
Austrocknen der ausgedehnten Meere, welche vorher Persien und Aigluinistan
im Norden begrenzten, eine der wesentlichsten Existenzbedingungen
lUr viele nach Kuropa gewanderte l'llanzen, die Feuchtigkeit, geraubt
werden ? Vielen gelang es, sich in Formen zu erhalten, welche dem trocknen
Klima und der kurzen Vegetntionsdauer angepasst waren; viele gingen
aber zu Grunde, während sie selbst und ihre gegen einen strengen Winter
geschützten Nachkonunen sich in den ihnen mehr zusagenden Localitäten
Kuropas erhalten konnten; auch auf den pontischen Gebirgen, dem westlichen
Kaukasus und dem Nordabhange des Elbrus ireiren wir noch eine
Lanbwaldvegetation an , welche mit der Mitteleuropas sehr nahe verwandt
ist und noch als wenig veränderter Rest der Vegetation anzusehen ist, die
am Ende der Tertiärperiode im westlichen Asien ebenso wie im nordöstlichen
herrschte.
Auch ist darauf aufmerksam zu machen, dass unsere nord- und mitteleuropäischen
Stauden zum grossen Theil denselben Gattungen angehören,
von denen wir im Mittelmeergebiet und im Steppengebiet meist viel zahlreichere
Arten mit anderer Ausbilduug der Vegetationsorgane linden, und
dass sein- viele dieser Arten des Mittelmeer- oder Steppengel)ietes, bei uus
c u l t i v i r t , Wietier beblätterte Zweige, grössere, weniger dicht behaarte
lUätter, längere Internodien , weniger lebhaft gefärbte Blüthen, weniger
Dornen entwickeln, als in ihrer trocknen lleimath , ohne dabei jedoch den
Arten des geuiässigtenEuropa vollkommen gleich zu werden. Nicht wenige
<lieser Ar ten des Medi terrangebietes erhalten sich auch vortrelllich im freien
Lande nnserer botanischen Gärten. Wir können daher bei diesen Manzen
mit grösster Wahrscheinlichkeit annehmen, dass ihre Vorfahren unter
andern klimatisclien Verhältnissen existirten, welche sich namentlich durch
grössere Feuchtigkeit auszeichneten. Von solchen Pflanzen bildeten sich
zahlreiche Formen, von denen sich im Norden bei den allmälig eintretenü
a t l u . ^ Himiodcndron sich in verschiedenen Gebieten, sowüld in Sibirien, wie in den
\lpon und den sicbcnbürgisclicn Karpathen diejenigen Arten erhalten haben, welche
l.eroits in den höheren Regionen der Gebirge oder an der Grenze dos nördlichen Verbreitungsgebietes
härtere Yarieliiten erzeugt hatten; die andern aber gingen ui diesen
Gebieten zu Grunde.
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9. Die l'lortMi der cinzolncn Thcilc dos Midclnioergcbielcs etc. 05
den slrengei'cn Wintern die gegen Külte hinliinglicli gosoliül/len l^\)rnicn
sicli wohl behaupten konnten, wiilirend im Sil<len die Formen, welche
vorzugsweise vor den Nachtheilen allzu starker Transpiration geschtit/L
w a r e n , sich auch noch erhielten, nachdem die Sommer trocknei* geworden
waren. Ks ist von Interesse, bei den Pllanzen Mittel- und Südeuropas zu
verrolgen, wie derartige Anpassungen den Formenkreis eines Typus erweilern.
Von den zahlreiclien Beispielen, die hier angeführt wei'deu könnten,
will ich einige herausgreifen.
hl Mitteleuropa (indet sieh bekanntlich sehr liaulig in lichten Waldern
und Gel)üschen Scabiosa Colurnharia L.; ihre Grundl)lätter sind bald mehr,
l)ald weniger weichhaarig, bald eingeschnitten^ J)ald leierförmig, in manchen
Fallen auch nur gekerbt; die Blüthen sind rothlich-lila, l)ald dunkler,
bald heller. Dieselbe Form lindet sich im ganzen nördlichen F^uropa, auch
in Sibirien, sie findet sicli ebenso in vei'schiedenen Theilen des Mittelnieergebietes,
so iuThracicn, bei Conslantinopel, am Pontus, in Taurion und
T r a n s c a u c a s i e n a u c h in Oberitalien und S})anien zerstreut und sell)st in
gebirgigen Gegenden Nordafrikas. Ungefähr dasselbe Areal besitzt.S. ochroleuca
L. j weiche sich nui* durch gelblichweisse .blüthen und nuiist eiförmige,
nicht kugelige Fnu'Jitköpfe unterscheidet und daher von den meisten
Botanikern nur für eine Varietät der erstgenannten angeschen wird. M o
diese Form vorkommt, felilt meistens die andere; in Spanien und dem
nördlichen Afrika ist sie bis jetzt nicht mit Sichei'heit nachgewiesen, bn
Mittelmeergebiet treten nun aber ausser diesen J)eiden Formen mehrere
andere auf, die theils sich leicht von diesen herleiten lasseji, theils etwas
mehr abweichen. An (iie rothe ^S. Coluvibaria schliesst sich am näclusten
an die Varietät •vesHta Gren. et Godr. mit silberweiss-seidenhaarigen .Blättern
in Castilien und Aragonien. F^benso ist aber von der S. ochroleiica nur
(Uircli die Beliaarung verschieden S, Wehbiana Don mit grauwolligen
Blättern, auf den Gebirgen Griechenlands und Kleinasicns. Dieser steht
dann wieder nahe ^S. laygetea Boiss. et llehli-. mit dicht gelb-dockigen und
tiefer getheilten Blättern sowie mit grösseren Früchten. Fernei' steht der
Colamharia L, eine andere gewölmlich als Art initerschiedene IMlanzi^
nahe, die doppelt- bis dreifach-iiederspaltige Blätter und sehr kurze Kelchhorsten
besitzt. Sie (indet sich in den untern Regionen der Pyrenäen,
Alpen, Apcnninen , Karpathen und in Dalmatien. Auch von ihr giebi es
Formen mit ziemlich kahlen, mit dicht-ilaumigen und mit dicht-iilzigen
Blättern; eine solche Form mit locker-weichliaarigcn Blättern ist die in
Aragonien vorkonunende S, inollis Willk. Nicht weniger als (jvaimtnUd
nähert sich aber S. lucidayiW. der gewöhnliclien S. Cohwibaria^ von d(M'
sie nur al)weicht durch weniger getlieilte und kahle, glänzende Blätter,
sowie durch die mit einem stärker hervortretenden MiKelnerv versehenen
Kelchborsten. Sie gehört ausschliesslich dem Alpenstock von den
Englor, Entwiclilnngsgesch. d. Pflanzoinv. 1.
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