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5 2 111. llauptzügc der Entwicklung der Medilerrannora seit der Terliärperiode.
erfolgte; dasselbe niusste auch la den Gebirgen des tertiären MiUelmeergebieLes
der Fall sein. In der eocenen Zeit war das Land der Balkanhalbinsel
grösstenlheils schon vorhanden und der griechische Archipel war
Festland, welches die Balkanhalbinsel mit einem Theil Kleinasiens verband;
auch die Umrisse der pyrenäischen Halbinsel waren im Wesentlichen diesell)
en, wie gegenwärtig; Italien aber befand sich zum Theil noch unter
Wasser, nur Unlerilalien und Sicilien existirten mit einander in Verbindung,
ebenso Corsica und Sardinien, welche mit Ligurien in Verbindung
gestanden haben dürften. Andererseits bildete Sicilien mit Unteritalien
eine Halbinsel Nordafrikas, wenn nicht von Unterilalien eine Landverbindung
nach der Balkanhalbinsel hinüberreichte, wofür ebensowohl die geringe
unter 100 Faden betragende Tiefe des adriatischen Meeres zwischen
Monte Gargano und der gegenüberliegenden dalmatinischen Küste, als auch
mancherlei pilanzengeographische Thatsachen sprechen. Erst allmälig trat
am Ende der miocenen Zeit eine schmale Landverbindung Unteritaliens mit
Ligurien und Südfrankreich ein, von dem schon lange ein Theil gehoben
war und mit verhältnissmässig geringen Veränderungen seiner Grenzen
liebung der Küsten) bis in die Gegenwart fortbestand. Die Po-Ebene und
die Flachländer zu beiden Seiten des Apennin waren bis in die jüngste Zeit
der pliocenen Periode vom Meer bedeckt. Es war somit den Pflanzen Gelegenheit
gegeben, von der Balkanhalbinsel über Kleinasien; Syrien, Nordafrika
nach Sicilien und ünteritalien, nach Corsica, Sardinien und Ligurien,
nach Spanien und Südfrankreich zu wandern oder umgekehrt. Es ist ferner
einleuchtend, dass von Sicilien und Italien ein Theil der später sich im
Mittelmeergebiet verbreitenden Pflanzen ausgeschlossen werden musste,
als die Brücke zwischen Afrika und Sicilien nicht mehr bestand. Ferner ist
auch leicht einzusehen, dass in Sardinien und Corsica nach ihrer Isolirung
von Afrika und Ligurien, welche jedenfalls schon früh erfolgen musste, die
Miltelmeerflora sich eigenartiger entwickeln konnte; eine ungestörte Entwicklung
der Mittelmeerüora war aber auch möglich in dem durch die
Pyrenäen abgeschlossenen Spanien, in Südfrankreich, in dem schmalen
Küstenstrich Liguriens zwischen Gebirge und Meer, in Istrien und Dalmatien.
Oberitalien dagegen stand durch einen Anfangs schmalen, später breiteren
Felsenrücken mit dem südwestlichen Alpensystem in Verbindung; als nun
in der pliocenen und der Glacialperiode die Temperatur sank, mussten auch
aus den Thälern und durch die Thäler der Alpen mehr nördliche Pflanzen
in Italien eindringen, wo sie nun auf dem noch nicht lange gehobenen
Flachland den Kampf mit den Mediterranpflanzen aufnahmen, einen Kampf,
der aber hier für die nördlichen Pflanzen sich günstiger gestalten konnte
als auf den andern Halbinseln des Mittelmeergebietes, weil nämlich nicht
von Süden her neue Concurrenten eindringen konnten und die einmal in
Italien ausgestorbenen Mediterranpflanzen nicht durch neue Ankömmlinge
9. Die Floren der einzelnen Theile des Mittelmeergcbietes elc. 53
aus Afrika ersetzt wurden.' Später trat noch ein anderer Factor der Entwicklung
der Mediterranflora in Oberitalien feindlich entgegen, das war die
Cultur. Diese Verhältnisse begünstigten I) dass viele Arten sich im grössten
Theil des Mittelmeergebietes verbreiteten, nach Italien aber oder wenigstens
nach Oberilalien nicht gelangten; 2) dass in den älteren zuerst gehobenen
Ländern endemische Formen sich in grösserer Zahl entwickeln
konnten, als in denjenigen Landstrichen, welche später gebildet oder gehoben
und zunächst von den benachbarten Gebieten her besiedelt wurden;
3) dass in diesen Ländern vicariirende Formen entstanden, von denen sich
viele, namentlich auf den Gebirgen bis in die Gegenwart erhalten haben.
Zwar sind diese älteren Länder hinsichtlich des Reichthums an endemischen
Formen unter sich sehr ungleich; aber bei allen ist der Endemismus grösser,
als bei den später gehobenen Ländern. Dass unter gewissen Verhältnissen
sich auch auf neuerem Terrain starker Endemismus entwickeln kann, ist
nicht zu leugnen; es wird dies dann der Fall sein, wenn das neugebildete
Terrain für bestimmte Pflanzengruppen besonders geeignet ist und durch
seine Bodenverhältnisse, sowie durch die neugeschaffenen klimatischen
Verhältnisse verhindert ist, die Formen der Nachbarflora aufzunehmen. Daher
der Endemismus der neugebildeten Salzsteppen, der Prairien, der
Pampas.
Folgendes Verzeichniss enthält nur einen Theil der äusserst zahlreichen
Mediterranpflanzen , welche entweder in den meisten Theilen des Mittelmeergebietes,
aber nicht in Ober -und Mittelitalien, oder im östlichen, südlichen
und westlichen Theil des Mittelmeergebietes, aber nicht in Italien
oder aber auch bloss auf der pyrenäischen und der Balkanhalbinsel sowie
den griechischen Inseln vorkommen. Es ist bei der Auswahl namentlich
auf diejenigen Pflanzen Rücksicht genommen , welche zwar in Mittelitalien
fehlen, aber doch in Südfrankreich und Dalmatien anzutreffen sind.
Anemone fulgens J. Gay Südfrankr. , Griechenl.
GarideUa Nigellastrum L. Spanien, Südfrankr., Kleinasien, Armenien, Persien.
Ranunculus jmlustris L. Spanien, Corsica, Sardinien, Nordafrika, Balkanhalbinsel,
Kleinasien.
Ranunculus clemissus DG. Span., Griechenl., Weslasien.
Roemeria hybrida DG. Portugal, Span., West- und Südfrankr., Balkanhalbinsel,
Krim, Palästina, Persien, Nordafrika.
Hypecoum grandiflorum BenÜi. Span., Südfrankr. , Griechcnl.', Türkei, Kleinasien,
Syrien.
Hypecoum pendulum L. Span., Südfrankr., Griechenl., Taurien, Kleinasien, Persien,
Afghanistan.
Malcolmia mariti7na Br. Portugal, Span., Südfrankr., Ligur., Istrien, Groatien,
Dalmat., Bosn., Griechenland.
Moricandia arvensis DG. Südspan., Südfrankr., UnteritaL, Sicil., Nordafrika,
Griechenland.
Reseda Jacquini Rchb. Südfrankr,, Dalmatien, griechischer Archipel.
Cistus laurifolius L. Span., Portugal, Südfrankr., Kleinasien.
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