
o. Verwandtschaft der Florengebiete Ostasiens von den Sundainseln bis Japan. 17
Z AY e i t e r Abschnitt.
L Entwicklung der Flora des östlichen und centralen
Asiens seit der Tertiärperiode«
F ü n f t e s Capitel.
Verwandtschaft der FlorengeMete Ostasiens Yon den Sundainseln
bis Japan.
Die Tertiärpflanzeii Ostasiens sind wenig verschieden von den gegenwärtig daselbst existirenden Typen. —
Nachweis von Verwandtschaften zwischen den Pflanzen Japans nnd des tropischen Ostasiens. — Verzeichniss
der Pflanzen Yeso's, der Mandshnrei nnd des Amurlandes, welche sich an Pormen des tropischen
Asiens anschliessen. — Erklärung dieser verwandtschaftlichen Beziehungen ans den Verhältnissen,
welche in der neogenen- Periode herrschten.
Wenn auch die Nachrichten über die fossile Flora des ganzen östlichen
Asiens noch sehr spärlich sind, so sind doch mehrere Anzeichen dafür vorhanden
, dass sich der Vegetationscharakter desselben seit der Tertiärperiode
nur wenig geändert hat und dass auch die nördlichen Grenzen der
einzelnen Vegetationsformen seit der Tertiärzeit nicht in dem Grade nach
Süden verschoben wurden, als dies in Europa der Fall war. Sowohl auf
Java, als auf Sumatra wurden dem Miocen zuzurechnende fossile Pflanzen
gefunden, die ersteren von Goeppert , die letzteren von 0. Heer bestimmt.
Von den 21 Gattungen Javas und den 10 Gattungen Sumatras sind
5 beiden Inseln gemeinsam. Viele der auf den Sundainseln vorkommenden
Gattungen sind identisch mit den Gattungen, welche auch im Miocen Europas
und Grönlands und Nordamerikas vorkamen, und viele sind auch zugleich
identisch mit solchen, welche gegenw4irtig im Monsumgebiet vertreten
sind. Die Arten sind andere. Grösser ist die Zahl der miocenen
Pflanzen, welche neuerdings von Sachalin bekannt geworden sind. Heer^)
constatirte von dort 74 Arten. Viele stehen lebenden Pflanzen Ostasiens und
Japans, sowie auch Nordamerikas so nahe, dass ein genetischer Zusammen-
1) Heer , Primitiae Florae fossilis Sachalinensis in Mém. de l'Acad. impér. de St.
Pétersb. VII. T. 25 Nr. 7 (1 878).
hang derselben kaum zu bezweifeln
folgende:
im Miocen von Saclialin :
Gingko biloba L. fil.
{G. adiantoides Unger)
Populus lalior A. Br.
Salix varians Goepp.
Carpinus grandis ünger
Coryhts Mac Quarrii Forb.
Ulmiis Braunii Heer
Acer trilobatum Sternb.
Viburmm Schmidtiamm Heer
ist. Es entsprechen sich namentlich
G. biloba L. fil. in Japan.
P. moniUfera L. Nordamerika.
S, fragilis L. Europa bis Sibirien,
C. Betulus L, Europa, Sibirien.
C. Avellana L. Europa, Asien.
U. campestris L. Europa, Asien.
A. rubrum L. Nordamerika.
V. dentatum L. Nordamerika.
Ausserdem sind aber auch
wandt:
Thuites Ehrenstvardi Heer
Populus glandulifera Heer
Betula prisca Ett.
Betula Brongniarti Ett.
Castanea Ungeri Heer
Tilia sachalinensis Heer
Acer ambiguum Heer
Cinnamomum Scheuchzeri Heer
folgende ziemlich nahe mit einander ver-
Biota orientalis L. Nördliches Japan.
P. laurifola Ledeb. Sibirien, Amurland,
Sachalin, Nordamerika.
B. Bhojpaltra Wall. Nippon.
B. carpinifolia Sieb. Japan.
C. vesca Gärln. Europa, Asien,
1\ parvifolia Ehrh. Europa, Amurland,
Sibirien.
A. spicatum Lam. Ostsibirien, Sachalin.
C. pedunculatum Thunb. Japan.
Letzteres sowie Gingko^ Thuja und die beiden Sequoia^ die auch auf
Sachalin gefunden wurden, zeigen an, dass zur miocenen Zeit daselbst
(die miocenen Fundstätten befinden sich ungefähr unter 51° n. Br.) neben
den jetzt dort lebenden Typen auch solche Gattungen existirten, deren
Arten wir jetzt nicht nördlicher als in Japan finden. Auch weist das Vorkommen
von zwei Arten der Cycadeengattung Nilssonia darauf hin, dass
ein etwas wärmeres Klima damals in Sachalin herrschte. Da ferner auch,
ülmaceen in grösserer Anzahl als jetzt, sowie auch Eichen vorhanden waren^
die amerikanischen Typen angehören, die heut auf Sachalin herrschenden
Abietineen aber fehlten, so ergiebt sich, dass der Charakter jener Flora
von dem der gegenwärtigen Flora Sachalins ziemlich verschieden M^ar;
aber dieselben Typen finden sich jetzt etwas weiter südlich "oder in Nordamerika.
Da übrigens den Schichten, welchen die erwähnten Pflanzen entnommen
sind, pliocene Ablagerungen unmittelbar aufliegen, so ist daraus
wenigstens ersichtlich, dass diese Vegetation gegen Ende der miocenen
Periode grünte.
Es ist bekannt, dass die Vegetationsformen des indischen Archipels
sich einerseits bis zum Himalaya, andrerseits durch Hinterindien und China
bis nach Japan und den Amurländern erstrecken; die Unterschiede dieser
Florengebiete sind, wenn wir zunächst von ihren Hochgebirgsfloren absehen.
E n g l e r , Entwicklungsgesch. d. Piianzenw. I. g