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150 II- Eigenthümlichkeiten der Pflanzenwelt in Australien, Neu-Seeland etc.
dem Eocen von Solzka in Untersteiermark mit den Blättern von Bcmksia
und Drijandra zeigten, sowie durch die Aehnlichkeit anderer Reste mit
Blattern von Eucalyptus^ Zweigen von Casuarina etc., die Ansicht aussprach,
die Flora von Sotzka habe den Character der Flora des heuligen
Neu-Holland an sich getrageni). Ferner suchte v. E t t i n g s h a u s e n in
einer andern Abhandlung »die Proteaceen der Vorwelt« nachzuweisen,
dass mit Ausnahme der Coniferen und Leguminosen keine Dicotyledonen-
Ordnung in der Vorwelt mit einer grösseren Formenmannigfaltigkeit erschien,
als die vorzugsw^eise in Neu-Holland verbreiteten Proteaceen. Auch
in seinen Arbeiten über die tertiäre Flora von Häring, über die Qocene
Flora des Monte Promina hatte v. E t t i n g s h a u s e n den neuholländischen
Character dieser Flora betont. U n g e r dagegen hatte mehrere der von dem
Vorigen als Proteaceen angesehenen Pflanzen für Myricaceen erklärt und
die Flora von Sotzka als eine oceanische, eine dürftige, wenig eigenthümliche
Flora bezeichnet, welche grössere Annäherung zur Flora Asiens als
zu der Amerikas zeige und einige Verwandtschaft zur neuholländischen
Pflanzenwelt besitze. In der Schrift »Neu-Holland in Europaa^), hatte
U n g e r seine früheren Bestimmungen meistens geändert und, denjenigen
V. E t t i n g s h a u s e n ' s folgend, die nordamerikanischen Gattungen meist
in australische umgewandelt. Kann es einen besseren Beweis für die Unzuverlässigkeit
der Bestimmungen fossiler Blattreste geben?
B e n t h a m hat in einer seiner Addresses, die er als Präsident der
Linnean Society hielt 5), diesen Gegenstand berührt. Er geht auf die systematische
Gliederung der Familie der Proteaceae ein und sucht zunächst die
Umrisse ihrer Geschichte aus ihrer geographischen Verbreitung herzuleiten.
Die Reihe der Nucamentaceae, welche die Tribus Proteeae, Conospermeae,
Franklandieae, Persoonieae umfassen, hält Bentham für die älteste,
welche sich nur in Afrika und Australien entwickelte, während eine Art
in Neu-Seeland existirt. Bentham sagte damals auch, von den Nucamentaceis
seien keine nach Neu-Caledonien gelangt, indessei> führt er selbst
in dem \ 0 Jahre später erschienenen Band der Genera Plantarum die von
B r o n g n i a r t und Gr i s aufgestellten Gattungen Beaiiprea und Garnieria^
zusammen mit 6 Arten, unter der Nucamentaceis auf. Die GreviUeae und
Helicieae behandelte Bentham damals getrennt, jetzt hat er sie vereinigt;
ihre interessante geographische Verbreitung wird ebenso wae die der Embothrieae
aus meinen auf S. 99 gemachten Angaben ersehen; man sieht^
1 Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt I (-ISoO) S. -175.
2) Sitzber. d. math.-naturw. Glasse der kais. Akad. d. Wiss. VII (1851) S. li^.
3) Sitzber. d. math.-naturw. Classe der kais. Akad. d. Wiss. -1851.
4) (Wien 1861, B. W. Braumüller.)
5) London -f 870.
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5. Erklärung d. eigenthüml. Entwicklung der Pflanzenwelt in Australien etc. 151
dass sie beide ausser in Australien auch in Neu-Caledonien und Amerika
existiren, und dass die Gattung Helicia ausserhalb Australiens in Japan
sparsam und in Ostindien reich vertreten ist; es ist daher der Schluss
B e n t h a m ' s sehr wohl begreiflich: »Wenn die Proteaceen sich wirklich
einmal bis Europa erstreckten, so würde es natürlich sein, solche unter
den Helicieen zu suchen; nun ist aber nur die einzige Helicia sotddana Ett.
von Sotzka beschrieben auf Grund eines einzigen Blattes, von
w e l c h e m v. E t t ingshaus en selbst zugiebt, dass es Aehnl
i c h k e i t mit den Blät tern von 20 G a t t u n g e n in 13 v e r s chi e -
d e n e n Familien besitzt«. Bentham kritisirt dann die Familien,
welche von den Paläontologen für Samen, Früchte und Blätter der Proteaceen
gehalten werden; er giebt zu, dass einzelne der für Samen gehaltenen
Fossilien wirklich solche sind und denen einzelner Hakeen und Embothrien
ähnlich sind; aber sie sind ebenso ähnlich den Samen mehrerer Coniferen,
Meliaceen, Sapindaceen und anderer Familien, einige v. Et t ingshausen
abgebildete Samen vermeintlicher Proteaceen erklärt Bentham entschieden
für nicht identisch mit denen von Proteaceen. Bezüglich der Früchte
ist es mit Rücksicht auf ihre Härte und Dauerhaftigkeit in der That äusserst
merkwürdig, dass sich, wenn die Proteaceen wirklich in Europa existirt
haben, nicht mehr davon voründen, zumal doch Früchte anderer Pflanzengruppen
in Menge gefunden wurden. Was von vermeintlichen Proteaceen-
Früchten abgebildet wurde, hält vor B e n t h am' s Kritik nicht Stand, und
ebenso bestreitet er, dass man nach den Blättern allein eine Familie mit
Sicherheit bestimmen könne.
Bevor also nicht bessere Belege für die fossilen Proteaceen, ebenso für
die fossilen Casuarinen etc. in Europa vorliegen, werden Zweifel noch
immer gestattet sein müssen; die bekannten pflanzengeographis
c h e n Thatsachen schliessen jedoch die Möglichkeit, dass
P r o t e a c e e n , C a s u a r i n e n u n d a n d e r e j e t z t i n A u s t r a l i e n reich
e n t w i c k e l t e T y p e . n w ä h r e n d de r E o c e n p e r i o de auc h in Europa
e x i s t i r t e n , nicht aus. Eine, wie es scheint, nicht mehr anzuzweifelnde
Thatsache ist die, dass eine der Araucaria Cunninghamii Australiens
ähnliche Art im Eocen Englands existirte. Unsere ganze Untersuchung hat
gezeigt, dass Australien früher aus Inseln bestand, auf welchen erst im
Laufe der Zeit einzelne Typen zu besonders reicher Entfaltung gelangten;
wir haben gesehen, dass einzelne dieser Typen in zum Theil recht entfernten
Ländern, z. B. Madagascar, Ostindien, Cochinchina, viele auf Neu-
Caledonien und in Neu-Guinea auftreten; auf Neu-Caledonien finden wir
z. B. trotz der im Vergleich zu Australien geringen Zahl von Proteaceen
3 Gruppen vertreten. Die Flora von Neu-Caledonien zeigt auch ein eigenthümliches
Gemisch von Formen , deren Typen zumeist in getrennten Gebieten
für sich zu reicherer Entwicklung gelangt sind. Stellen wir uns
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