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1 6 0 Ii- Eigenthümlichkeiten der Pflanzenwelt in Australien, Neu-Seeland etc.
Sprung auf das australisch-oceanische Gebiet zurückführen. In den australischen
Alpen und auf ilen hohen Gebirgen Neu-Seelands, sowie auf den
südlichen Inseln fanden sich die günstigen Bedingungen für die Ansiedlung
der von den Anden stammenden Pflanzen, und nach dem Zurückweichen
der Gletscher war genügend offenes Terrain zur Erhaltung neugebildeter
Varietäten vorhanden. Es scheint, dass die von der östlichen Hemisphäre
nach der westlichen gelangten Formen weniger in der Formenbildung vorschritten,
als die von Südamerika nach Australien und Neu-Seeland gelangten;
dies dürfte darin seinen Grund haben, dass in Südamerika bei der
grossen Höhe der Anden schon vor der vollständigen Ausbildung der Glacialperiode
sich Pflanzen entwickelten, w^elche den glacialen Verhältnissen
angepasst waren, und dass an der Südspitze Amerikas bei dem Freiwerden
des Landes die Gebirgspflanzen, welche in den dem Aequator etwas näher
gelegenen Theilen der Anden fortexistirten, immer gleich vorrücken konnten,
während in Neu-Seeland und Tasmanien solche den glacialen und
postglacialen Verhältnissen in den Gebirgen angepasste Formen nicht vorhanden
waren, und sich auf dem viel beschränkteren Hochgebirgsterrain
spärlicher entwickelten; die fremden Ankömmlinge hatten daher hier geringe
Concurrenz zu überwinden und Erfolg in der Weiterentwicklung.
Durch den Eintritt solcher südamerikanischer Glacialpflanzen wurden,
da diese selbst mit asiatisch-europäischen verwandt waren, die Anklänge
an die europäische Flora vermehrt. Solche sind ja auch sonst noch vorhanden
und erscheinen in der That recht auffallend, wenn die Europa und
Australien gemeinsamen Pflanzen nicht aus Ostindien oder aus Ostasien bekannt
sind, doch zeigt die weitere Verfolgung derjenigen australischen
Typen, welche mit den europäischen identisch oder verwandt sind, dass sie
entweder mit den Culturpflanzen des Menschen einwanderten und in einer
für die ursprünglich einheimischen Pflanzen gefährlichen Weise sich weiterentwickelten,
oder dass sie Gattungen angehören, welche zwar in Europa
gut entwickelt sind; aber doch auch in Asien vorkommen. Bei den Beziehungen,
welche zwischen dem Gebiet des Himalaya und Japan, zwischen
dem Himalaya und Europa, andererseits zwischen Japan und Ostaustralien
(vergl. S. 54) stattfinden, ist es sehr wohl verständlich, dass verschiedene
Formen desselben Typus aus Ostasien einerseits über den Himalaya bis
nach Europa, anderseits längs der ostasiatischen Küste bis Südaustralien
gelangten^ in den Zwischengebieten nur kümmerlich existirten, in dem gemässigten
Australien aber nicht bloss weiter existirten, sondern auch neue
Formen entwickelten*
So ist z. B. auf den ersten Blick sehr auffällig das Vorkommen der
C. ptjrenaica Wahlbg. in den Pyrenäen und auf Neu-Seeland. Wir können
dieselbe Pflanze noch aus dem Banat und Siebenbürgen, sowie aus
Nordamerika. Wir könnten hier an zufällige Verschleppungen glauben.
5. Erklärung d. eigenthüml. Entwicklung der Pflanzenwelt in Australien etc. 161
Wenn wir aber die verwandten Arten dieser Car ex berücksichtigen, so
finden wir mehrere in Nordamerika und im arktischen Gebiet, mehrere
auch auf den Anden von Chile [Garex trichodes und C. Ruiziana), eine im
südl. Brasilien (C. Sellowiana]^ in Abessinien (C. monostachya), eine auf dem
Caucasus (C. oreophila)^ einige auf dem Himalaya, darunter C. capülacea'
Boott auch in Neu-Süd-Wales, eine auf Ceylon (C. rara Boott), endlich
noch 2 (C. cephalotes und C. aciadaris) in Victoria und Tasmanien. Diese
Verhältnisse lassen gleich das Auftreten der C. pyrenaica in Europa, Nordamerika
und auf Neu-Seeland in einem ganz andern Licht erscheinen; wir
werden darauf hingewiesen, dass uns hier auch ein sehr alter Typus vorliegt,
der ähnlich wie Uncmia erst ein grosses Areal einnahm, jetzt aber
nur noch an wenigen Stellen erhalten ist.
E n g l e r , Entwictlungsgescli. d. Pflanzenw. II. 1 1
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