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19S IV. üeber die Entwicklung der Floren in Süd- und Centraiamerika.
amerikas Platz, welche in dem westlichen, hochgelegenen Theile Mexikos
bis nach Guatemala wandern konnten und sich mit einem Theil der ursprünglich
einheimischen Pflanzen vermischten, welche die mit der Hebung
im Zusammenhange stehenden klimatischen Aenderungen ertrugen. Ein
Theil dieser Pflanzen fand auch seinen Weg nach den Anden von Südamerika.
Doch waren nicht zu allen Zeiten die Verhältnisse für die Wanderungen
in gleicher Weise günstig. So lange die Niveaudiiferenz zwischen
dem mexikanischen Hochland und der Golfzone, zwischen den südamerikanischen
Anden und Brasilien noch eine geringe war, konnten daselbst tropische
und subtropische Pflanzen weitergedeihen. Erst, als die Niveaudifferenz
eine so grosse wurde, dass durch die Ostabhänge dem Weslabhang
und dem Hochland der grösste Theil der von den Passatwinden
getragenen Wassermassen entzogen wurde, mussten die tropischen Pflanzen
verschwinden. In den untern Regionen des Andengebietes von Ecuador
bis Venezuela ist dies wohl nie geschehen. Als die Anden ihre jetzige bedeutende
Höhe erreicht hatten, war für die Ansiedelung der aus dem westlichen
Nordamerika vordringenden Pflanzen ein weites Terrain eröfl'net.
Ein Theil derselben, meistens hygrophile, gehörte, wie im ersten Theile
dieses Werkes (S. 46) gezeigt wurde, solchen Pflanzengruppen an, welche
sich von Nordamerika durch Ostasien bis zum Himalaya und zum Mittelmeergebiet
erstreckten; es erklärt sich damit das Vorkommen derselben
Gattungen im Himalaya und auf den Anden. Ein anderer grosser Theil, so
z. B. viele Compositen und andere xerophile Pflanzen, hatte nur geringe
Beziehungen zu denen der alten Welt. Die Eröffnung eines so w^eilen. von
hygrophilen Pflanzen verlassenen Terrains begünstigte ihre Ausbreitung
und Variation. Diejenigen Pflanzen, die an der Westküste wuchsen, oder
diejenigen, deren Samen dahin gelangten, konnten leicht durch Küstenvögel
über den Aequator hinweg getragen werden und auf den südlichen
Anden sich festsetzen. Dass die Anden Venezuelas, Columbiens, Ecuadors
während der Glacialperiode vollkommen vergletschert gewesen seien, ist
nicht anzunehmen, denn gerade in diesem Gebiete finden sich so viele
e i g e n t h ü m l i c h e tropische Pflanzengattungen, dass für dieses Gebiet
die Fortdauer der tropischen Pflanzenformen seit den ältesten Zeiten ausser
Zweifel steht. Wohl aber dürfen wir annehmen, dass während der Glacialperiode
einzelne Gebirgsstöcke Mexikos mehr Glacialpflanzen beherbergen
konnten, als jetzt, und dass auch grössere Gebiete in den Anden von Ecuador
und Peru zur Aufnahme von Glacialpflanzen geeignet waren, als dies
jetzt der Fall ist. Ganz besonders konnten aber während der Glacialperiode
die von den Rocky Mountains her nach dem Süden getriebenen Thiere
Früchte und Samen verbreiten. Namentlich waren für Raubvögel die Entfernungen
zwischen den mexikanischen Anden und denjenigen Quitos nicht
sehr bedeutend.
7. Allgemeiner Ueberblick über die püanzengeographischc Gliederung etc. 199
So viel steht also jedenfalls fest, dass das zwischen den Wendekreisen
gelegene Amerika naturgemäss in 2 Theile zerfällt, welche sich hinsichtlich
ihrer Entwicklung durchgreifend verschieden verhielten, in das tropische
Amerika östlich der Anden und in das von den Anden zum stillen
Ocean abfallende Hochland. An einer Stelle aber, zwischen Geniraiamerika
und den Anden Columbiens, dringt die sonst auf den Osten beschränkte
tropische Vegetation weiter vor, hier schied sie von jeher das trocknere
westliche Hochland in 2 Theile, die d a h e r trotz vieler Uebereinstimmung
doch auch erhebliche Verschiedenheiten aufweisen und jedes für sich durch
zahlreiche endemische Formen ausgezeichnet sind. Diese Hochländer liegen
zwar unter den Tropen; aber ihre Vegetation ist nur in den unteren Regionen
eine mit der tropischen näher verwandte, in den oberen Regionen
tritt aber ein Element auf, welches theils aus Formen des nördlichen extratropischen
Gebietes besteht, theils auch aus Formen, die denen des nördlichen
extratropischen Florengebietes nahe verwandt sind. Die oberen
Regionen der zwischen den Wendekreisen gelegenen Hochgebirge sind in
klimatischer Beziehung ebenso extratropisch, wie das nördlich und südlich
der Wendekreise gelegene Land. Da nun das Hochland Mexikos mit dem
nördlichen extratropischen Florengebiet lange in Verbindung stand und
auch noch steht, zudem auch zeitweise eintretende klimatische Veränderungen,
namentlich die Glacialperiode, denUebergang der Pflanzen aus dem
nördlichen extratropischen Gebiet in das mexikanische Hochland und von
diesem nach dem südamerikanischen Hochland der Anden begünstigten, so
könnte man leicht geneigt sein, diese Hochländer überhaupt mit dem nördlichen
extratropischen Florenreich zu verbinden. Dann würde aber in diese
Auszweigung des nördlichen extratropischen Gebietes das tropische subandine
Amerika sich einschieben. Es sind aber auch, wie wir sehen werden,
so viel innige Beziehungen des Hochlandes der Anden zu dem tropischen
Amerika vorhanden, dass diese Gruppirung doch etwas Unnatürliches hätte.
Auch der Verbuch, das mexikanische Hochland mit dem andinen Gebiet zu
einem grossen westamerikanischen Gebiet zu vereinigen, stösst auf verschiedene
Hindernisse. Nach allseitigen Erwägungen, die auch aus den folgenden
Capiteln sich ergeben, scheint es mir daher das Richtigste, ein grosses
südamerikanisches Florenreich anzunehmen, welches auch Centraiamerika
einschliesst, von dem aber das antarktische Waldgebiet ausgeschlossen ist,
da sich dieses ebenso an das oceanische Florenreich anschliesst, wie das
extratropische Nordamerika mit dem mexikanischen Hochland an das extratropische
Gebiet der alten Welt. Das südamerikanische Florenreich werden
wir aus den oben angegebenen Gründen in das tropisch-amerikanische Gebiet,
in das mexikanische Gebiet und das Gebiet des andinen Hochlandes
theilen.
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