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9 0 IV. Entwicklung der Hochgebirgsiloren vor, wahrend u. nach der Glacialperiode.
noch höheren Regionen zu existiren, oder solche, die bei der aUmälig
fortschreitenden Hebung des Gebirges wenigstens nicht herabzusteigen
brauchten. Das Resultat dieser theoretischen Retrachtung i s t , dass in den
ersten Gebirgen die Pflanzen der höheren Regionen in verwandtschaftlicher
Reziehung zu denen der niedern Regionen stehen musslen. Wenn nun
zwei oder mehrere Gebirge zu gleicher Zeit in einem grösseren Gebiete
sich erhoben, wo die Flora grösstentheils aus denselben Formen gebildet
wurde , dann musslen sich auch aus denselben Formen der Ebene in den
verschiedenen Gebirgssystemen Hochgebirgsformen entwickeln. Die Gattungen
und die Gruppen aber , welche in dem einen Gebirge zur Rildung
von Hochgebirgsformen inklinirten , thaten es auch in dem andern. So
kommt e s , dass wir in verschiedenen Gebirgssystemen Parallelarten aus
denselben Gattungen oder auch in dem einen Gebirge diese, in dem andern
jene Artengruppe derselben Gattung entwickelt finden. Wäre den Hochgebirgsformen
nicht spater Gelegenheit gegeben worden, in tiefere Regionen
hinabzusteigen und aus denselben auch in andern Gebirgen wieder
aufzusteigen, so müsste jedes Hochgebirge seine eigene alpine Flora besitzen
^ wie die Gebirge Abes s iniens , die Cameroons, der Kilimandscharo,
die Gebirge Neu-Seelands, Australiens und Tasmaniens.
Die meisten Gebirge aber, namentlich die zahlreichen Gebirge von den
Pyrenäen bis zum Kaukasus, die Gebirge Mittelasien und Sibiriens sowie Nordamerikas
hatten zu der Zeit, als ihre Gletscher oder ihre Schneeregion sich
tiefer erstreckten, Gelegenheit, ihre Hochgebirgspflanzen an andere benachbar
teGebi rge abzugeben und wieder andere aufzunehmen. Daherkommtes ,
dass auf den meisten Gebirgen nur ein Theil der subalpinen und alpinen
Arten in verwandtschaftlichen Reziehungen zu den Pflanzen der niederen
Regionen steht; eskommteben noch dazu, dass zur Zeit dergrossen Gletscherbildung
die meisten der Pflanzen, von denen die Hochgebirgsformen abstammten,
in ihren früheren Wohnsitzen unter den veränderten Verhältnissen
nicht fortexistiren konnten. Aus diesen Gründen finden wir keine
nahe Verwandte der in den Pyrenäen vorkommenden D i o s c o r e a p i j r e n a i c a ,
keine Verwandte der in den Pyrenäen und auf den Gebirgen der Ralkanhalbinsel
vorkommenden Gattungen R a m o n d i a und H a b e r l e a . keine Verwandte
von P a e d e r o t a und W i d f e n i a , nur eine einzige verwandte Art der
alpinen ii/zododendra in Europa (vgl. S. 63). Vergebens suchen wir nach
den nahen Verwandten von D r y a s o c t o p e t a l a , A z a l e a p r o c i m b e n s , O x y r i a
d i c j i j n a , C o r t u s a M a U h i o l i ^ L i n n a e a h o r e a l i s , R h o d i o l a ro^ea in den untern
Regionen der Gebirge und in der Ebene Europa s ; wir finden diese Arten
sowohl selbst wie ihre Verwandten auf den Gebirgen des östlichen Asiens
und Amerikas oder auch in den ebenen Districten jener Länder. Andererseits
fehlt es nicht an Gattungen in den Pyrenäen, Alpen und den
Gebirgen der Ralkanhalbinsel, deren Hochgebirgsarten die innigste Verlill
Alpine Flora der Hochgebirge von den Pyrenäen bis zu den Karpathen Mc 9 1
wandtschaft mit den Pflanzen niederer Regionen Europas, namentlich des
Mittelmeergebietes leicht erkennen lassen. So sind vor Allem einige Sectionen
der Gattung S a x i f r a g a fast ganz auf diese Gebirge beschränkt^ wie ich
bereits in meiner 1866 erschienenen Dissertation über diese Gattung und
später in der monographischen Rearbeitung derselben nachgewiesen habe.
Die zahlreichen und sehr nahe verwandten Arten der Section D a c t y l o i d e s
finden sich nicht blos auf den Alpen und Pyrenäen, sie finden sich auch in
Mitteldeutschland und dem ganzen westlichen Europa , in allen Theilen
Spaniens , in Nordafrika, auf den westlichen Inseln des Mittelmeeres und
auf Madeira; die Arten abe r , welche ausserhalb dieses Gebietes vorkommen,
lassen sich zu solchen des Mittelmeergebietes in Reziehung bringen^
so dass man sie als von diesen abgeleitet ansehen kann. Ebenso gehören
die nächsten Verwandten aller oder vieler alpinen Arten von A c h i l l e a ^ B i -
s c i i t e l l a ^ B u p l e i i r i m , C a i n p a m d a , C a r d a m i n e ^ D i a n t h u s ^ H e l i a n t h e m u m ^ H e l l e -
b o r i i s ^ H i e r a c m m ^ Leontodon^ P h y t e u m a ^ P o t e n t i l l a ^ Poa^ S c a b i o s a ^ S e d u n i y
S e m p e r v i v u r r i j S e n e c i o , T r i f o l i u m ^ V a l e r i a n a ^ L i n a r i a ^ V i o l a dem Mittelmeergebiet
an.
Z wö l f t e s C a p i t e l .
Alpine Flora der Hochgebirge Yon den Pyrenäen bis zu den
Karpathen und dem Kaukasus ^ sowie des ganzen Mittelmeergebietes
(im weitesten Sinne) bis Persien.
Beziehungen der Alpenflora zu der der Pyrenäen, Sevennen, Apenninen, Karpathen, J u r a , Sudeten. —
Pflanzen der alpinen Region der Sierra Nevada. - Aufsteigen der Jlediterranpflanzen in die oberen
Regionen und Variiren derselben. — Geringe Menge von Glacialpilanzen und aus den Alpen stammenden
Arten. — Gehirgsflora des marokkanischen Atlas. — Teneriffa. — Hochgebirgsflora von Cor s ica; Ansichten
über die Verbreitung der Glacialpflanzen und aus den Alpen stammenden Arten nach Corsica. —
Hochgebirgsflora der Apenninen. — Hochgebirgsflora auf Sicilien. — Versuch, das Auftreten von Glacialpflanzen
in der Sierra Nevada auch ohne die Annahme einer ausgedehnten Vergletscherung in Spanien
zu erklären. — Pflanzen der alpinen Region Rumeiiens. — Pflanzen der alpinen Region Griechenlands. —
Verhältniss der Gebirgsflora Griechenlands zu der Rumeliens hinsichtlich des Endemi smus , ihre Beziehungen
zur Glacialflora und zur Flora der niedern Regionen. — Pflanzen der alpinen Region de&
Kaukasus . — Grösserer Reichthum desselben an Glacialpflanzen, schwache Beziehungen seiner Flora zu
der der benachbarten Gebiete. — Glacialpflanzen im nördlichen Persien, Armenien und im cilicischen Taorus .
Um die Beziehungen der Hochgebirgsiloren Europas, des temperirten
und centralen Asiens sowie Nordamerikas zu einander kennen zu lernen,
genügt es nicht ; wie das bisher geschehen i s t , blos von der Betrachtung
der alpinen Flora der Alpen auszugehen und zu untersuchen, welche Arten
derselben auch in den andern Gebieten vorkommen sondern es ist auch
nolhwendig, die alpinen Floren der grösseren Hochgebirge für sich und in
1) Die beste Arbeit dieser Art ist die von H. C h r i s t ; Ueber die Verbreitung der
Pflanzen der alpinen Region der europäischen Alpenkette.
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