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158 Ei^enthiimlichkeiten der Pflanzenwelt in Australien, Neii-Seeland etc.
liegt dioscn)e vor Australien und Neu-Seeland zwischen 45 und 50° s. Br.
Schon ein Vorrücken um 5 Breilengrade niussle das Treibeis mit den Küsten
Australiens und Neu-Seehinds in Berührung bringen. Selbst in der Neuzeit
wurde bisweilen ein Vorrücken des Treibeises constatirt. 1829 hatten die
von Südanierika kommenden Eisberge noch unter der Länge des Caps der
guten llonhung colossale Dimensionen, und als sie vom Cap Leeuwin aus,
a n d e r Spitze Westaustraliens gesehen wairden, hatten sie noch einige
•(englische) Meilen Länget). Es wird dann noch bemerkt, dass nach dem
Vorrücken der Eisströme auch in Neu-Süd-Wales feuchte Jahre eintraten,
so zuletzt im Jahre 1869, wo die Verhältnisse so günstig wurden, dass die
Dampfer in den Nebenflüssen des Murray mehr als 1500 (engl.) Meilen hinauf
gingen. Es ist also ganz sicher, dass zur Zeit, wo die Gletscher in Tasmanien
und Neu-Seeland viel ausgedehnter waren, das Meer auch im Süden
Australiens bei der Ankunft der von Südamerika kommenden Gletscher
etwas kälter war, als jetzt, die letzteren weniger rasch abgeschmolzen
wurden und zum Theil noch mit Samen und Früchten südamerikanischer
Pflanzen belegt an die Küsten Australiens und Neu-Seelands gelangten.
Auf diesem Wege konnten die ein kälteres Klima vertragenden Pflanzen
Südamerikas nach Tasmanien, dem südlichen Neu-Seeland, denMacquarrieund
Aucklands-Inseln verbreitet werden.
Den deutlichsten Bew^eis dafür, dass die antarktische Drift bei der Verbreitung
dieser Pflanzen thätig war, haben wir in der Flora der Kerguelen,
welche zwischen Feuerland und Neu-Seeland in der Mitte liegen. Auf den
Kerguelen die überhaupt nur 21 Phanerogamen besitzen, kommt eine
Caryophyllaceengattung, Lyallia^ vor, welche mit der in den Anden entwickelten
Gattung Pycnophylhmi verwandt ist, ferner finden sich daselbst
6 Arten, w^elche mit solchen Südamerikas nahe verwandt sind, nehmlich:
Ranunciilus Moseleyi
RanuncuhiS crassipes
Colobanthus kerguelensis
Acaena affinis
Poa Cookii "
Festuca kerguelensis
Alle diese Gattungen sind auch in Neu-Seeland und auf den benachbarten
Inseln vertreten, die eine Gattung Acaena ist allerdings nicht auf
die Wanderung vermittelst Treibeises angewiesen, da dieselbe wahrscheinlich
von Amerika direct auch nach den Sandwich-Inseln gelangte. Die
1) C o c k b u r n -Ho o d : New-Zealand a postglacial centre of creation in Transact,
of the New-Zealand Institute X (1877) p. 4.
2) J. D. H o o k e r in Transactions of the Transit of Venus-Expedition, edited by the
Royal Society, vol. 168.
5. Erklärung d. eigenthüml. Entwicklung der Pflanzenwelt in Australien etc. 159
Kerguelen haben ferner 5 Arten mit keinem andern Lande, als mit Feuerland
gemein, 6 gleichzeitig mit Amerika, Neu-Seeland und den südlich davon
gelegenen Inseln, eine mit den Aucklands- und Campbells-Inseln,
eine mit Tasmanien und Neu-Seeland. Die Kerguelen, obwohl dem Aequator
näher gelegen, als Feuerland und die Aucklands- oder Campbells-Inseln,
sind der Entwicklung der phanerogamen Vegetation nicht günstig, auch die
Zahl der daher bekannten Farne ist eine sehr geringe, nur 7. Wir dürfen
uns daher nicht wundern, dass viel mehr südamerikanische Glacialpflanzen
nach Neu-Seeland und Tasmanien gelangt sind und dort auch zu andern
Formen sich entwickelt haben; übrigens konnten vielleicht auch einzelne
nicht in unmittelbarer Nähe derGletscher Südamerikas vorkommende Arten
auf dem Eiswege nach Australien und Neu-Seeland transportirt werden,
wenn ihre sehr leichten Samen von den Winden nach den im Süden lagernden
und sich dann loslösenden Eisbergen getrieben wurden, so z.B. die
Samen der Euphrasien. Während die Kerguelen noch südlich von der
Grenze des Treibeises liegen, befindet sich Tristan d'Acunha nur wenig
nördlich derselben. Jedenfalls beweisen einzelne der daselbst vorkommenden
Pflanzen, dass an dieser Stelle die über die Kerguelen führende Wanderstrasse
vorbeigeht; denn die im antarktischen Amerika und auf Neu-
Seeland oder Australien vertretenen Gattungen Nertera^ Uncinia^. Acaena
werden auch hier angetroffen; Isolepis sulcata auf Tristan d'Acunha ist nach
R e i c h a r d t nahe verwandt mit I. nodosa auf St. Paul in Australien, dem
extratropischen Südafrika und Südamerika; Lomaría alpina Spreng, findet
sich gleichzeitig in Südamerika, auf Tristan d'Acunha, den Kerguelen,
Australien und Neu-Seeland. Auch von den wenigen (9) auf St. Paul vorkommenden
Pflanzen sind einige antarktisch, so die oben erwähnte Isolepis,
Colobanthus diffusus^ {evner Spartina arundinacea^ auch auf Tristan d'Acunha,
Poa NovaraCj verwandt mit südamerikanischen Arten, während 3 andere
Gräser mit capländischen Varietäten europäischer Arten übereinstimmen i).
Im Allgemeinen scheint es, dass mehr Gattungen von Amerika auf dem längeren
Wege nach dem südöstlichen Australien und Neu-Seeland, als auf
dem kürzeren Wege von Neu-Seeland nach Feuerland gewandert sind;
wenigstens deuten die sonstigen Verwandtschaftsverhältnisse und die Berücksichtigung
des Umstandes, dass die in Rede stehenden Wanderungen
verhältnissmässig neu sind, darauf hin, dass Colobanthus^ Claytonia^ Caltha,
' Geranium, Azorella, Oreomyrrhis, Acaena, Geum, Ourisia, Euphrasia, Pernettya
(vergl. S. 102) zunächst aus Amerika stammen, während Astelia,
Drapetes, Veronica. Lebetanthus, Phyllachne höchst wahrscheinlich ihren Ur-
1) Vergl. Reichardt : Ueber die Flora der Insel St. Paul; — Verh. d. zool.-bot.
Gesellsch. zu Wien; XXI. und J.D. H o o k e r : Enumeration of the phanerogamous
and vascular cryptogams of that Island and of St. Paul. — Journ. of Linn. Soc. XIV. 477.
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