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262 ÍV. Ueber die Entwicklung der Floren in Süd- und Centraiamerika.
Gründen. Wir haben in zahlreichen Fällen, die ich hier nicht mehr namhaft
zu machen brauche, gesehen, dass die Spuren dieser sogenannten
antarktischen Flora sich tief bis in die Tropen hinein verfolgen lassen, dass
einerseits offenbar Formen aus diesem »antarktischen« Florenreich auf
den Gebirgen gegen den Aequator hin vorgedrungen sind; dass aber
andrerseits auch mehrere der antarktischen Typen wahrscheinlich ihren
Ursprung im tropischen Gebiet und an der Grenze desselben haben.
Characteristisch für die Elemente der »antarktischen Flora« ist, dass sie
zum Theil über weite Meeresstrecken hinweg wandern konnten, oder dass
wenigstens ihre Vorfahren solche Wanderungen zurücklegten. Wir sehen
daher solche »antarktische« Typen nicht bloss auf den vom Festland am
weitesten abliegenden Inseln der südlichen Hemisphäre, sondern einzelne
auch auf Inseln und an Küstenländern der nördlichen Hemisphäre. So
finden sich Acaena und Cyathodes und eine phyllodine Acacie auf den
Sandw^ich-Inseln, Libocedrics auch in Californien, China und Japan, Acaena
auch in Californien. Diese eigenthümliche Flora trägt die Zeichen hohen
Alters, wenn sie auch in Australien und im Capland sich noch auf dem
Höhenpunkt ihrer Entwicklung befindet; sie war früher offenbar weiter
verbreitet und höchst wahrscheinlich auch in den Südpolarländern, die aber
ebenfalls oceanische Inseln darstellen, während das einzige grössere continentale
Gebiet, auf dem die Flora stark entwickelt ist, ehemals auch aus
Inseln bestand. Darum scheint mir das Wort a l t o c e a n i s c h zur Bezeichnung
dieser Flora zutreffend zu sein. Es würde diese Bezeichnung auch
dann noch beibehalten werden können, wenn von anderer Seite der Umfang
des altoceanischen Florenreiches noch dadurch erweitert würde, dass Neu-
Caledonien, das tropische Australien und Neu-Guinea nebst den Fidji-
Inseln unter demselben mit inbegriffen würden. Ausser den grösseren
Gebieten, von welchen bis jetzt die Rede war, rechne ich diesem Florenreich
auch noch die Kerguelen, Tristan d'Acunha, die Amsterdam-Inseln und
St. Helena zu. Die Galapagos-Inseln glaube ich dem südamerikanischen
Florenreich anschliessen zu müssen, ebenso die Inselgruppe Juan
Fernandez, da die daselbst vorkommenden endemischen Gattungen mehr
mit denjenigen Amerikas, als mit denen der altoceanischen Länder verwandt
sind.
Die geologischen Verhältnisse Süd-Amerikas sind in ihren Hauptzügen
bekannt und das, was für die pflanzengeographischen Fragen von Wichtigkeit
ist, ist Folgendes : Nord- und Südamerika waren längere Zeit getrennt,
wahrscheinlich während der Miocen- und Pliocen-Periode, da sich jetzt noch
zu beiden Seiten des centralamerikanischen Isthmus zahlreiche identische
Arten von Seefischen finden. Es w^ar ferner das andine Gebiet sowohl von
dem tropischen Brasilien, wie vom tropischen Guiana durch Meer, namentlich
von Guiana durch ein dem Orinoco und den Savannen entsprechendes
10. Das andine Gebiet und das antarktische Waldgebiet Südamerikas. 263
Meer geschieden. Eine tiefe Meeresbucht schied ferner das ganze südliche
andine Gebiet, welches ein schmales zungenförmiges Land darstellte, vom
südlichen Brasilien. Die Zeit, zu welcher diese Vertheilung von Wasser
und Land geherrscht haben muss, ist die jüngere tertiäre. Die Centra der
von mir unterschiedenen Gebiete Südamerikas waren schon lange vorhanden.
Brasilien und Guiana bestehen grösstentheils aus älterem Gestein;
im andinen Gebiet nimmt dasselbe zwar nicht einen so grossen Raum ein,
aber es ist doch daselbst auch ein Kern älteren Gesteines vorhanden, an
welches sich die jüngeren angelagert haben. Die Hebung der Anden, resp.
der Rückgang des Meeres erfolgte in verhältnissmässig nisuer Zeit, wahrscheinlich
auch in der jüngeren Tertiärperiode. Diese Vertheilung von
Wasser und Land war für die Entwicklung der Thierwelt von grosser Bedeutung,
für die Pflanzenwelt aber nicht in dem gleichen Grade. Es ist
klar, dass zu der Zeit, als die Anden noch nicht gehoben waren, dieses
Gebiet grösstentheils, wie Guiana und Brasilien, tropischen Klimas sich erfreuen
musste. Jedenfalls war vor der mächtigen Hebung der Anden das
ganze andine Gebiet der Entwicklung hygrophiler Formen günstig, es wurde
auch schon früher (S. 148) darauf hingewiesen, dass vor der gegenwärtigen
Vergletscherung der Südpolarländer über diese hinweg eine Communication
Südamerikas mit Neu-Seeland und Australien möglich war. Die Scheidung
der amerikanischen Gebiete durch das Meer musste viel zu ihrer eigenartigen
Entwicklung beitragen, doch war die eigenartige Entwicklung der Pflanzenwelt
nicht eine so durchgreifende wie die der Thierwelt, da für die
Wanderung der Pflanzen solche Meeresarme, wie sie zwischen Südund
Centraiamerika oder zwischen den einzelnen Gebieten Südamerikas
existirten, nicht immer hinderlich sind. Die Thierwelt Südamerikas aber
war lange von derjenigen Nord- und Centraiamerikas verschieden i) ; die
Molluskenfauna der pacifischen Ufer des tropischen Amerika ist viel näher
mit der des caraibischen Meeres und selbst mit der von Westafrika verwandt,
als mit der der pacifischen Inseln.
In eocenen Ablagerungen der Pampas sind bis jetzt nur wenige fossile
Thierreste entdeckt worden, darunter merkwürdiger Weise die ausgestorbenen
Hufthiergattungen der europäischen Tertiärzeit, Palaeotherium
und Anoplothernm, welche in Nordamerika nicht gefunden wurden (vergl.
W ^ a l l a c e a. a. 0. I. p. 178). Auch andere Thierreste erinnern an die des
eocenen und miocenen Frankreichs. In pliocenen Ablagerungen der
Pampas, Patagoniens und Boliviens treten zahlreiche Megatheroiden, ungeheure
Gürtelthiere, ein Mastodon, grosse Pferde und Tapire, grosse
Stachelschweine, 2 Antilopen, zahlreiche Bären und Katzen und ein grosser
Aff'e auf, die alle seit der Ablagerung der neuesten Versteinerung tragenden
1) Vgl. W a l l a c e : Die geographische Verbreitung der ThierC; II p. 69.
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