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46 II. Enhvicklune der Flora des üslliclien und centralen Asiens etc.
von Eis bedeckt Nvaren; wer sich die Mühe nimmt, der Verbreitung dieser
Arten nachzugehen, der wird finden, dass sie meistens auch im Süden, an
der Grenze des Mittebneergebietes, oft auch in diesem selbst, sowie im
Osten vorkommen oder auch nahe Verwandte im Süden und Osten besitzen;
l)ei vielen Gattungen finden wir auch eine ziemlich reiche Entwicklung in
ganz Süd- und Mitteleuropa; dann aber eine östliche Grenze durch den
Ural gezogen und ebenfalls wieder reichere Entwicklung im östlichen Asien.
Es drängt sich die üeberzeugung auf, dass ein grosser Theil der europäischen
und westsibirischen Pflanzen, namentlich die verbreiteteren secundär
aus dem Süden, primär aus dem Osten stammen, wodurch einerseits nicht
ausgeschlossen ist, dass dieselben auch schon vor der Glacialzeit in demselben
Gebiet, soweit dasselbe gehoben war, vorhanden sein konnten,
andererseits nicht der Thalsache widersprochen wird, dass sich in neuerer
Zeit auf dem jungen oder wieder frei gewordenen Lande eine Menge neuer
Arten gebildet haben. Von allen in folgendem Verzeichniss aufgezählten
Gattungen können wir annehmen, dass sie zur Tertiärzeit existirten, als
eben ihre Wanderung aus dem nordöstlichen Asien nach dem nordwestlichen
Amerika möglich war. Bei mehreren Gattungsnamen ist ein *) dazu
gesetzt, was darauf hindeutet, dass Arten der Gattung auch noch auf andern
Gebirgen des Monsumgebietes, als im Himalaya vorkommen; es sind das
solche Gattungen, die ganz besonders stark im indischen Gebiet entwickelt
sind; bei andern ist ein f) beigefügt, um anzudeuten, dass einzelne Arten
dieser Gattung über Nordamerika hinaus auch nach Centraiamerika gelangten
oder gar, wie das bei Ribes, Clmjsosplenium, Polemonmm, Adenocaulon
der Fall ist, auf die südamerikanischen Anden hinüberreichen. Dies hat
insofern nichts Auffallendes, als sehr vielen Arten Nordamerikas jenseits
des Aequators auf den Anden vicariirende Formen entsprechen, sogar dieselben
Formen jenseits des Aequators auftreten, welche diesseits desselben
existiren. Ob die Verbreitung über Strecken hinweg, wo diese Pflanzen
durchaus nicht existiren können, durch Beihülfe der längs der Meridiane
ziehenden Vögel allein zu erklären ist, wagen wir hier noch nicht zu entscheiden.
Mehrere der hier aufgezählten Gattungen erreichten Europa nicht,
ihre Namen sind g e s p e r r t gedruckt. Actaea, Cimicifuga, Paeonia, Meconopsis,
Parrya, Evonymus, Celastrus, Acer, Staphylea, Thermopsis, Amphicarpaea,
Neillia, Pirus*), Crataegus*), Cotoneaster*j-), Amelanchier,
Parnassia*], Chrysosplenium\), Philadelphus, Ribesf), Conioselinum, Archangelica,
Fat sia, Comics Abeiia, Adenocaulo.nf), Boltonia^
Nabalus, Arctostaphylos, Cassandra, Pieris, Elliottia, Rhododendron*].
Pirola-f), Chimaphilaf], Monotropeae, Aìììsonia, Menyanthes, Polemoniumj],
Romanzoffia, Mertensia, Asarum, Morus, Saurureae, Castanea,
Carpinus, Ostrya, Platanusf), Liquidamb ar, Arisaema*\) Ery-
Ihronium. LH hm.
D r i t t e r Abschnitt.
Hauptzüge der Entwicklung der Mediterranflora seit der
Tertiärperiode.
A c h t e s Capitel.
Bezieliimgen der alten Tertiärflora des Mediterraugebiets zur
gegenwärtigen Flora.
ICima des Mittelmeergebiets während der Tertiärperiode. Formen des Hittelmeergebiets, welclre mit
denen der Tropen nahe verwandt sind. - Von einem grossen Tlieil der erwähnten Formen iann man
ein hohes Alter factisch erweisen und weiss auch, dass sie an der Grenze des Mittelmeergebietes jetzt
bei starken Frösten wenigstens in ihren oberirdischen Theilen gefährdet sind.
Es war schon oben darauf hingewiesen worden,, wie zur Tertiärzeii
das auch im Norden des penninisch-carnischen Landes vom Meer umflossene
Mittelmeergebiet und das im Norden nicht von Wüsten und Steppen, sondern
ebenfalls vom Meer begrenzte südwestliche Asien ein feuchteres Klima
besitzen musste. Das südeuropäische und westasiatische Land hatte mehr
den Charakter eines Insellandes, wie heute der indische Archipel. In der
eocenen Zeit hatte auch die Flora Südeuropas noch einen durchaus tropischen
Charakter; die reiche'Flora, welche am Monte Bolta aufgedeckt
wurde, besteht zumeist aus indisch-australischen J y p e n , an andern Lagerstätten
der eocenen Periode treffen wir auch schon mehr nordamerikanischjapanische
Typen, oder richtiger tertiäre Typen, die sich jetzt noch in
Nordamerika und Japan erhalten, haben, an. Das Vordringen derselben
nach Süden ist die Folge der allmäligen Aenderung der klimatischen Verhältnisse,
der Grad ihrer Häufigkeit in den einzelnen Fundstätten der Tertiärperiode
zeigt uns an, ob dieselben dem Eocen oder Oligocen oder Miocen
zuzurechnen sind; aber e i n e vollständige Verdrängung der Typen, die
früher in Süd- und Mitteleuropa dominirt hatten, bewirkte ihre Einwanderung
doch nicht; es erhielten sich im Mittelmeergebiet neben den ostasiatisch
nordamerikanischen Typen auch solche, deren Verwandte gegenwärtig
in grösserer Anzahl im tropischen und subtropischen Asien existiren;
einzelne Arten dieser Typen bilden auch jetzt noch gewissermassen ein
fremdes Element im Mittelmeergebiet neben den reicher entwickelten und
uns daher durchaus heimisch erscheinenden Gruppen. Solche Gattungen