
6 I. Entwicklung der Flora Nordamerikas etc.
bis 25 oder 15®n. Br., so kommen wir in ein Gebiet, in dem Ficiis^ Laiiraceae^
Canja, Cassia jetzt zahlreiche Vertreter haben , wo auch Sabal und
andere Palmen in nicht geringer Anzahl vorhanden sind. Schon in Südcarolina
und Florida (35—25° n. Br.) finden sich drei Arten Sabal und ein
Chamaerops^), Das Gebiet aber zwischen 25 und 15° (Mexiko), welches also
etwa in demselben Verhältniss zu den Hudsonsbailändern steht, wie das Gebiet
des obern Missoiun zu Grinnellland, besitzt nach D r u d e 2) mehr als
50 Palmen, vorzugsweise Arten von Chamaedorea^ dann aber auch zahlreiche
Sabaleae. Wir sehen also, dass das reichliche Vorhandensein von
Sa6a/-Blättern in den Fundstätten des obern Missouri kein Grund ist, um
dieselben für älter, als für miocen oder wenigstens nicht für gleichalterig
mit den arktischen Fundstätten von Tertiärpflanzen zu erklären.
Mag nun auch über die Classification der tertiären Lagerstätten Nordamerikas
noch nicht vollkommene Klarheit herrschen, so ist doch soviel
sicher, dass im nordwestlichen Amerika ein grosser Theil der jetzt daselbst
vorhandenen Laubholzgattungen schon in der älteren neogenen Zeit daselbst
vegetirte und dass ihre Areale im Laufe der folgenden Zeiten nur mehr
oder weniger beschränkt und verschoben wurden; denn in der von Lesq
u e r r e u x ^ ) und andern amerikanischen Forschern der Kreide zugerechneten
Dacotagruppe finden wir nahe Verwandte der heutigen amerikanischen
Laubhölzer, namentlich aus den Gattungen Zigia'dam&ar, Platanus^
FaguSj Betula^ Sassafras^ Diospyros^ Magnolia^ Liriodendron, Es entsprechen
sich namentlich aus der Dacotagruppe und aus der Gegenwart:
Liquidambar integrifolmm Lesq. L, styracifluum L.
Platanus p7imaeva Lesq. PI occiclentalis L.
Sassafras spec. S. officinale L.
Hederá ovalis Lesq. H. Helix L.
Liriodendron spec. L. tuUpifera L.
Rhus spec. E. Metopiiim L.
Laurus macrocarpa Lesq. Persea carolinensis Catesb.
Menisperinites Menispermuin canadense L.
Anders verhält es sich aber mit den Nadelhölzern. Da dieselben sich
vorzugsweise zur Erhaltung im fossilen Zustande eignen , so sind wir wohl
berechtigt, die schwache Vertretung derselben in den zahlreichen tertiären
Fundstätten Nordamerikas in Betracht zu ziehen, während man freilich im
Allgemeinen aus dem Fehlen gewisser pflanzlicher Familien nicht ohne
Weiteres schliessen kann, dass die betreffenden Pflanzen auch nicht vorhanden
gewesen sind. Gerade diejenigen Coniferen Nordamerikas, welche
C h a p m a n , Flora of the Southern United States.
2) Drude. Die geographische Verbreitung der Palmen der Erde, in Petermann's
geogr. Mitth. 1878 p. 94 Taf. 2.
3) L e s q u e r r e u x , Contributions to the fossil flora of the Western Territories, I.
The cretaceous Flora, Hay d e n ' s geological and geographical Survey 1 874.
2. Yertheilung der Holzgewächse in Nordamerika etc. 7
unter den übrigen nordamerikanischen Arten und Gattungen derselben
Familie eine ziemlich isolirte Stellung einnehmen, waren zur Tertiärperiode
daselbst oder in Grönland auch vorhanden; sie sind die jetzt localisirten
Reste von Typen, welche früher über einen grossen Theil der nördlichen
Hemisphäre verbreitet waren.
Taxodmm distichimi L., jetzt nur in den atlantischen Staaten Nordamerikas
und mit einer Subspecies in Mexiko, wurde von L e sque r r eux
im Miocen der Rocky Mountains nachgewiesen.
Sequoia sempervirens Endl., ander californischen Küste, mit keiner
lebenden Conifere nahe verwandt, nähert sich ausserordentlich der im
arktischen Miocen überall verbreiteten, neuerdings auch in Ostasien nachgewiesenen
Sequoia LangsdorfiiA. Br. und auch den in den letzten Jahren von
Hay d e n in den Rocky Mountains gefundenen Se^uoia-Resten ; im Tertiär
des Oregongebietes sollen von L e s q u e r r e u x nach As a Gray' s Versicherung
sogar Fossilien gefunden sein, die sich von der jetzt lebenden Art
nicht abtrennen lassen.
Sequoia gigantea Lindl., der bekannte Riese der Pflanzenwelt in der
Sierra Nevada, steht der auch in Grönland vorhanden gewesenen S. Sternbergii
Goepp. nahe.
Libocednis demrrens EndL in Californien gehört einer Gattung an,
welche jetzt nur noch in Chile und auf den Südseeinseln einige Vertreter
hat, zur Miocenzeit aber in Spitzbergen mit 2 Arten auftrat.
Die meisten der sehr zahlreichen nordamerikanischen Coniferen gehören
aber zu verschiedenen Unterabtheilungen von Pinns, wie Pinaster, Taeda,
Pseudo-Strobus, Cembra, zu den Gattungen Abies, Tsuga, Picea, Ciipressus,
Thuja und Juniperus. Von diesen ist bis jetzt nur wenig in den tertiären
Ablagerungen des gemässigten Nordamerika nachgewiesen worden, nämlich
Reste von Abies und Thuja in Montana Territory und Wyoming. Reicher
sind die Reste von Coniferen im Norden. Auf Banksland unter 27'
wurden Abies Armstrongii Heer, Picea Mac Clurii Heer, verwandt mit der
jetzt in Nordamerika verbreiteten P. alba Ait. und einige Pinus fossil gefunden.
Ferner fanden sich Pinus, Picea, Thuja in den etwa 4 Breitengrade
südlicher gelegenen miocenen Fundstätten Grönlands spärlich, reicher aber
nebst den Gattungen Tsiiga und Juniperus auf Spitzbergen und Island vertreten.
Auch in Grinneilland unter ST 46' wurden, wie schon oben erwähnt,
ausser Taxodium und der neuen Taxinee Feildenia Piiius-Avien und
Picea excelsa nachgewiesen. Es ist nicht zu verkennen, dass die nördliche
Lage Spitzbergens schon in der miocenen Zeit eine grössere Entwicklung
der Nadelhölzer begünstigte, während einige Laubholzgattungen, wie Liquidambar,
Myrica, Ostrya, Castanea, Elaeagnus, Andromeda, Aralia, Vitis,
Liriodendron, Rhus, Colutea in den auf Spitzbergen gemachten Sammlungen
vielleicht doch nicht blos zufälligerweise nicht vertreten sind, sondern
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