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1 5 2 II. Eigenthüinlichkeiten der Pflanzenwelt in Australien, Neu-Seeland etc.
Yor^ dass an der Mündung eines caledonischen Baches, der durch den Wind
von den Gebirgen ins Thal gewehte Pilanzenreste nebst solchen von Thalbewohnern
zusammenführt, so w^ürden wir zusammen vereinigt finden
Farne, Araucarien, Dacrydien, Callitris, Libocedrus, Agathis, die zu den
Musaceen gehörigen Heliconien, zahlreiche Vertreter tropischer Pflanzenfamilien,
in reicher Menge Araliaceen, sodann Cunoniaceen, Proteaceen,
beerenfrüchtige und kapselfrüchtige MyrtaceeU; phyllodine Acacien, Casuarinen
etc. In derThat, ich wüsste kein Pflanzengemisch, welches mehr
dem Character entspräche, welcher die ,,eocenen'' Floren Europas kennzeichnet.
Es zeigt übrigens dies Beispiel auf das Deutlichste, was von der
Altersbestimmung einer fossilen Flora zu halten ist, wenn die stratigraphischen
Verhältnisse nicht festgestellt werden konnten; Solche Sammelplätze,
oder besser Conservatorien alter Floren dürften aber an den Küsten des
tropischen Asiens und des alten Mediterrangebietes noch mehr existirt
haben. Jetzt finden wir nur noch auf Neu-Guinea und in Burma einzelne
der sogenannten australischen Formen neben zahlreichen tropischen, sowie
in Abessinien jetzt noch in der Nachbarschaft rein tropischer Gewächse
solche vorkommen, die in Südafrika zur Herrschaft gelangt sind; eineAenderung
in den Feuchtigkeitsverhältnissen sowie in den Vegetationsverhältnissen
der Gebirge kann das Verschwinden characteristischer Formen und
die um so üppigere Entwicklung anderer sehr schnell herbeiführen. Sollte
die ehemalige Existenz von Proteaceen, kapselfrüchtigen MyrtaceeU; Casuarinen
etc. in Europa einmal völlig ausser Zweifel gestellt sein, so würden
wir nicht nöthig haben, zur Erklärung dieser Thatsachen wesentliche Aenderungen
in den Umrissen der Continente vorauszusetzen; das Vorkommen
einzelner Helicien in Burma, Bengalen, Sikkim und Japan, einzelner Leptospermeen
in Burma, einzelner Restiaceen in Cochinchina zeigt, dass im tropischen
Gebiet an besonders geeigneten Stellen xerophile Pflanzen ebenso
vereinzelt auftreten können, wie in Thüringen unweit der herrlichsten
Waldgebiete einzelne Plätze ein reichliches Auftreten von Steppenpflanzen
begünstigen. Abw^echselnd trockne und feuchte Perioden bewirken dann
bald die Ausbreitung der xerophilen, bald die der hygrophilen Formen.
Von diesen Gesichtspunkten aus kann ich mich auch mit mehreren
Aussprüchen v. E t t ingshaus en' s , die sich in dessen Abhandlung über
die genetische Gliederung der Flora Australiens!) finden, einverstanden
erklären. Vollständig unanfechtbar scheint mir der auf der ersten Seite
dieser Abhandlung enthaltene Satz : »Durch die weitere Differenzirung der
Florenelemente, welche in den verschiedenen Theilen der Erde je nach den
klimatischen örtlichen Bedingungen und je nach dem in der Natur der
Pflanze selbst liegenden Bildungstriebe in verschiedener Weise vor sich
V) Denkschr. d. math.-naturw. Klasse der kais. Akad. d. Wiss. , Bd. XXXI V f1875).
5., Erklärung d. eigenthüml. Entwicklung der Pflanzenwelt in Australien etc. 153
ging, entstanden die jetztweltlichen natürlichen Floren. Gewöhnlich hat
sich in einem Gebiet nur ein Florenelement, das Hauptelement, vorwiegend
entwickelt, während die übrigen Elemente sich weniger ausbildeten.«
Zu ermitteln, wie diese Entwicklung in den einzelnen Floren vor sich
ging, das ist ja vorzugsweise die Aufgabe dieses Versuchs. Wenn aber
V E t t ingshause n sagt: »Die sorgfältigen Untersuchungen der Pflanzenfamilien
aus der Tertiärformation haben mit unwiderlegbarer Beweiskraft
festgestellt, dass zur Zeit des Absatzes ihrer Schichten die jetztweltlichen
natürlichen Floren noch nicht gebildet waren, dass aber die Flora dieser
Erdbildungsperiode bereits die Elemente aller dieser Florengebiete in sich
vereinigte«, so behauptet er damit zu viel; ich möchte wissen, wie man
bei dem heutigen Stande unserer Kenntnisse beweisen will, dass in der
Tertiärperiode der Character der ostindischen Flora, der Flora Javas, der
Flora Neu-Galedoniens ein wesentlich anderer gewesen ist, als jetzt. Vielmehr
scheint sehr Vieles dafür zu sprechen, dass diese Floren sich nur
wenig geändert haben, v. E t t ingshaus en sagt ferner auf S. 2 (116):
«Alle Ordnungen, Gattungen und Arten, welche für die Tertiärflora bis jetzt
nicht entdeckt werden konnten, sind als posttertiär anzunehmen, wenn
nicht aus besondern Gründen gemuthmasst oder erschlossen werden kann,
dass sie bereits in der Tertiärzeit existirt haben«. Hierzu müssen wir aber
bemerken, dass ja doch in verhältnissmässig wenigen Fällen die Identität
tertiärer und fossiler Gattungen festgestellt ist, so wahrscheinlich dieselbe
oft auch sein mag; ich halte es aber für durchaus verfehlt, wenn
bloss auf Grund von Aehnlichkeiten und Uebereinstimmungen in der Blattgestalt
und Nervatur eine fossile Pflanze als Banksia, Dryandra, Hakea u. s.w.
bestimmt und damit ausgesprochen wird, dass diese Gattungen in der
Tertiärperiode existirten, während wir doch nur wissen, dass Pflanzen mit
eben solchen Blättern existirten, die, selbst wenn sie zu den Proteaceen
gehörten, doch .immer noch andere Blüthen und Früchte haben konnten.
Wenn ferner gesagt wird, dass das australische Florenelement, welches
nach V. E t t ingshausen seinen Ursprung schon in der Kreideperiode
genommen, als ein integrirender Bestandtheil der noch sehr einförmigen
Flora dieser Erdbildungsperiode über den ganzen Erdball verbreitet war,
so frage ich: Was wissen wir überhaupt von der ehemaligen Verbreitung
derStylidiaceen, derEpacrideen, der Goodenaviaceen, der Centrolepidaceen,
der Tremandreen, der Dilleniaceen, Lasiopetaleen und anderer Formen,
die das sogenannte australische Florenelement repräsentiren? Wie unsicher
sind die Garantieen dafür, dass die Casuarinen, die Eucalypten, die Proteaceen,
die phyllodinen Acacien in Europa existirt haben? Wenn die Monographen,
welche Tausende von Exemplaren dieser Gattungen in den
Händen gehabt haben, gewisser von den Phytopaläontologen gemachter
Bestimmungen nicht sicher sind, dann sind eben Zweifel erlaubt und vor
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