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I. Einleitung zum zweiten Theil.
vielfachen Aenderungen des Meeresniveaus während der jüngeren Perioden,
die vorschreilende Trockenlegung oder Versandung ausgedehnter
Gebiete, die massenhafte Gletscherentwicklung sind Erscheinungen, welche
untereinander und mit der Hebung der Gebirgssysteme in innigem
Zusammenhange stehen und ganz besonders zur Diiferenzirung der Pflanzenwelt
beigetragen haben. Freilich sind alle diese Dinge genauer nur
von der nördlichen Hemisphäre bekannt und ist in der Benutzung der
die südliche Hemisphäre betreffenden geologischen Daten grössere Vorsicht
geboten. De Candol l e gesteht selbst zu, dass, je weiter wir zu den
älteren Formationen zurücksteigen, lokale Verschiedenheiten zwischen den
Floren immer weniger wahrscheinlich werden. Indessen, meint er, könne
man doch nicht behaupten, dass zu einer Zeit, in welcher z. B. in Pensylvanien
die Pflanzen einer Steinkohlenschicht existirten, nicht auf vielleicht
weit entfernten Gebirgen Phanerogamen existirt hätten. Würde man diese
Angiospermen fern von den Archegoniaten finden, welche gleichzeitig mit
ihnen existirten, so würde man sie wahrscheinlich der Kreideperiode zuweisen.
Dem ist aber entgegen zu halten, was ich schon oben betont habe,
dass die neueren Geologen sich solche Unvorsichtigkeiten bei den Altersbestimmungen
nicht zu Schulden kommen lassen. Sodann wäre es doch
merkwürdig, dass sich in den vielen Steinkohlenlagern von bedeutender
Mächtigkeit in den verschiedensten Theilen der Erde nicht eine Spur einer
Angiosperme finden sollte, wenn überhaupt solche schon in den ältesten
Perioden gleichzeitig mit den Archegoniaten existirt hätten. Dazu zeigen
alle auf Morphologie basirenden phylogenetischen Untersuchungen, dass die
Angiospermen nach den Archegoniaten und Gymnospermen zur Entwicklung
gekommen sein müssen ; es ist ja klar, dass zu irgend einer Zeit der paläozoischen
Periode an einer oder mehreren Stellen der Erde Angiospermen
neben Archegoniaten und Gymnospermen aufgetreten sein müssen; aber
anderseits muss dieser Zeit ein längerer Zeitraum vorangegangen sein, in
welchem die Archegoniaten allein herrschten. Es ist nicht meine Absicht,
weiter auf diese Fragen einzugehen , ich habe mir ja in diesem Werke die •
Aufgabe gestellt, die Veränderungen zu verfolgen, welche in den jüngeren
Perioden vor sich gegangen sind, in denen alle jetzt existirenden Typen
schon vorhanden waren, und die Veränderungen der Pflanzenwelt in Weiterentwicklung
oder Decimirung dieser Typen, sowie in der Verschiebung ihrer
Wohnsitze sich äusserten; ich habe das Ende der Tertiärperiode als Ausgangspunkt
für meine Untersuchungen genommen und konnte nach den vorherigen
Ausführungen bei den extratropischen Gebieten der nördlichen
Hemisphäre dies auch wohl thun; an einen geologisch so scharf bestimmten
Zeitpunkt kann ich aber bei der Untersuchung der in den übrigen Theilen
der Erde erfolgten Veränderungen nicht anknüpfen.
Während ich im ersten Theil an der Hand bekannter geologischer That-
1. Ueber die von dem tropischen Gebiet und dem extratropischen Gebiet etc,
Sachen vorwärts ging, wird in diesem Theil meine Aufgabe darin bestehen,
die jetzt existirenden pflanzengeographischen Beziehungen mit eingehender
Berücksichtigung der Verwandtschaftsverhältnisse klar zu stellen und
an der Hand derselben, so weit als möglich, in die vergangenen Perioden
zurückzuschreiten, hoff'end, dass hier und da sich Gelegenheit darbieten
wird, an die von der nördlichen Hemisphäre bekannten Thatsachen anzuknüpfen
und so auch die Zeit, in welcher die Veränderungen vor sich gingen,
annähernd zu bestimmen. Nicht unwesentliche Unterstützung wird
bei unsern Untersuchungen aus der Berücksichtigung der zoogeographischen
Thatsachen gewonnen werden, namentlich wird sich die Berücksichtigung
dessen, was wir über die Verbreitung der Säugethiere wissen, als vortheilhaft
erweisen, weil das Vorkommen der Landsäugethiere in einem Land
immer den Schluss gestattet; dass dasselbe einst mit dem Continent in Verbindung
gestanden hat.
Bevor wir aber zu diesen Untersuchungen übergehen, w^ollen wir uns
einen Ueberblick über die aus dem tropischen Gebiet und der südlichen
Hemisphäre bekannten phytopaläontologischen Thatsachen verschaffen, zumal
dieselben nicht sehr umfangreich sind und später doch manchmal darauf
hingewiesen werden muss. In Schimper's Traité de paléontologie
végétale finden wir ausserordentlich wenig Angaben, die sich auf die südliche
Hälfte der Erde beziehen; in den letzten Jahren haben sich aber die
Forschungen auf diesem Gebiet erheblich erweitert. Die hierauf bezüglichen
Angaben finden sich in verschiedenen ausländischen Gesellschaftsschriften
zerstreut und sind daher nicht allgemein zugänglich; Dr. Geyl
e r hat aber in den letzten Jahrgängen vonJust's botanischem Jahresbericht
die phytopaläontologische Literatur so sorgfältig excerpirt, dass seine Referate
hinsichtlich der gewonnenen Resultate beinahe die Originalarbeiten
ersetzen; ich kann mich daher auch in Folgendem ziemlich kurz fassen,
da es sich nur darum handelt, den Leser, welcher die botanischen Jahresberichte
nicht verfolgt, zu orientiren.
O s t i n d i e n . Sehr pflanzenreiche Ablagerungen finden sich an verschiedenen
Stellen Ostindiens. Die Hauptfundorte sind die Rajmahal-Hills
nördlich von Calcutta, das Damudathal und Kurhurballee nordwestlich von
Calcutta, Nagpor im Centrum Indiens, das Thal des Nerbudda. Alle diese
Fundorte liegen zwischen und 26® n. Br., sie enthalten ausser Archegoniaten
namentlich Cycadeen und wenige Coniferen. Ausserdem zeigen
denselben Charakter Ablagerungen bei Collapilly am untern Godavery und
Sripermatur in der Umgebung von Madras. Alle diese Ablagerungen werden
zusammengefasst als Gondwana-Series und innerhalb derselben folgendermassen
gruppirt.
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