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194 V. Entwicklung der Pilanzenwelt in den ausserhalb der Ilocligebirge eic.
seiner boreaJen Flora, es sind dies Pilcmzen, welche fast in ganz Mitteleuropa
zerstreut sind, theilweise in England fehlen, wie Lathyvus vernus^
Viola mirabilis L., also Pflanzen östlichen oder südöstlichen Ursprungs.
Dann soll in einer feuchteren Periode; welche die Versenkung der Laubholzwälder
grösstenlheils zur Folge halle und ihnen nur auf den trockneren
Geröllhalden weiter zu existiren gestatlete, die atlantische Flora von Süden
her über Danemark und Schweden gekommen sein, es soll Christianafjord
ein ahnliches Klima gehabt haben, wie es heut der Westküste Norwegens
eigenthümlich ist. Da als Grund für diese Annahme auch angeführt wird,
dass in dieser Periode viele Gonchylien, die sich heute nur an der Westküste
finden^ bei Christiania lebten^ so kann man auch wenig dagegen sagen; nur
möchte ich nicht so unbedingt den Transport von Samen durch Vögel ausschliessen,
welche doch nun in grosser Zahl von England und Frankreich
nach den norwegischen Küsten flogen. In der darauf folgenden trockneren
Zeit sollen sich die Kiefern auf vielen Torfmooren angesiedelt haben, gleichzeitig
aber die subborealen Pflanzen eingewandert sein, während in der
nun wieder folgenden feuchteren Periode die Versenkung dieser Kiefern
und die Einwanderung der subatlantischen Flora erfolgte. Es sind aber die
subborealen Pflanzen auch n.ur milteleuropäische Pflanzen wie die borealen,
die subatlantischen zum Theil westliche wie die atlantischen oder südliche
und östliche, welche mehr Wärme bedürfen. Es scheint mir nicht nothwendig,
die Einwanderung der subatlantischen Pflanzen in eine spätere
Periode als die der allantischen und ebenso die Einwanderung der subborealen
von der der borealen Pflanzen zu trennen; ich halte überhaupt eine
solche feine Unterscheidung der mitteleuropäischen Pflanzen nicht für durchführbar.
Auch gesteht Blyl t selbst zu, dass mehrere unter diese Rubriken
gebrachte Arten nicht ausschliesslich auf ein Gebiet beschränkt sind und
auch in den andern Gebieten vorkommen. Ferner ist bei den »subborealen
Pflanzen« sicher nicht der Einfluss des silurischen Gesteins (so auch auf
Oeland und Gothland) zu unterschätzen^ das wärmebedürftigeren Pflanzen
nach erfolgter Abschmelzung der Gletscher gerade in diesem nordischen
Gebiet Vortheile gewähren musste. So viel scheint aber aus den oben mitgetheillen
Untersuchungen Blytt's hervorzugehen, dass nach aHmäliger
Steigerung der Wärme und Feuchtigkeit auf eine wärmere feuchtere Periode
eine trockenere, kältere folgte. Aehnliche Resultate wie Blytt gewann
J. Geikie^) durch die. Untersuchung der schottischen Torfmoore. Schon
früher hatte man die ehemalige Existenz einer wärmeren Periode nach der
Glacialperiode auf den Shetlands-Inseln 2) constatirt, da der Torf auf diesen
-1) J. Geiki e in Transact, of the Royal Soc. Edinb. XXIV. 363 (nidit gesehen).
2) Transact, of the hot. Soc. of Edinburgh V. 1 (nach Unger, Geschichte der
Pilanzenwelt p. 340].
18. Acnderungen der ursprünglichen Klora durch Ausbreitung des Menschen. t95
jetzt fast baumlosen Inseln Reste von Coryhis ^ Abies alba Mill (?) enthält.
Auch auf der westlich von Schottland gelegenen Insel Tirey sind Eichen
und Birken fossil gefunden worden, während sie jetzt daselbst nicht mehr
existiren. Auch in Frankreich hat man angefangen, Torfsümpfe zu untersuchen;
P. F l iehe constatirte in der Champagne, dass die heutige Flora
des nördlichen Frankreich in Folge der zunehmenden Wärme ihren heutigen
Bestand schrittweise erreichte; auf Picea excelsa Link folgte Pinus sylvestris
L. nebst Arten von Salix^ Betula^ Ahms\ auch Taxus und Jiiniperiis
communis L. finden sich in der Kiefernschicht. Darauf nehmen Laubbäume,
namentlich Quercus und Ulmus überhand, Pinus und Taxus verschwinden.
Es fehlt auch nicht an Nachrichten über vermoorte Wälder in Deutschland,
doch sind solche Untersuchungen wie die oben erwähnten noch auszuführen
und namentlich ist darauf zu achten, dass Torfsümpfe eines grösseren Gebietes
unter einander verglichen werden. Auch besitzen wir mehrfach
Angaben über Verdrängung einer Baumart durch eine andere; sie fallen
aber in die historische Zeit oder wenigstens in die Zeit, in welcher der
Mensch der ursprünglichen Natur gegenüber schon als umgestaltende Macht
auftrat. In Westpreussen werden Eichen und Birken durch die Kiefer verdrängt;
ebenso verdrängten Kiefer und Fichte die Eichen und Buchen ^ in
der Gegend von Graz noch in historischer Zeit. Im Allgemeinen stimmen
alle Berichte darin überein, dass in letzter Zeit Kiefer und Fichte an Terrain
gewinnen. Wenn nun andererseits aus Bussland berichtet wird, dass daselbst
Popidus iremula und Betiila die Nadelhölzer verdrängen i), so deutet dies
ebenfalls auf einen Rückgang, ein Vorschreiten des subarktischen Florenelementes
hin, eine Erscheinung, die ebenso wie die Depression der Baumgrenze
in den Hochgebii'gen wahrscheinlich nicht blos darin ihren Grund
hat, dass überhaupt das Klima kälter wurde, sondern auch mit darin begründet
sein mag, dass durch die Ausrottung der Wälder in Europa das
Klima excessiver wurde.
A c h t z e h n t e s Capitel.
Aenderungen der ursprünglicheu Flora durch Ausbreitung des
Menschen.
Thätigkeit des Menschen bei der Verdrängung der Waldflora in Central- und Ostabien, sowie in Europa. —
Umgestaltung der Wiesenflora durch den Einfluss des Menschen und der Thiere. — Einsclileppung
fremder Pflanzen durch den Handelsverkehr des Menschen. — Entwicklung der Ackerflora. -- Entwicklung
der Euderalflora.
Werfen w^ir nun noch einen Blick auf die durchgreifenderen Veränderungen,
welche durch den Einfluss des Menschen in den bisher von uns
1) B e k e t o f f , Bemerkungen zu der russischen üebersetzung von Grisebach's
))Vegetation der Erde«. Petersburg -1874. — Bot. Jahresber. 1 874 p. 1126.
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