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2 9 2 V. Das tropische Florenreich der alten Welt oder das palaotropische etc
Auch unter den Monocotyledonen, welche in der cilirlen Tabelle nicht
berücksichtigt sind, finden sich ahnliche Beispiele der Verbreitung. Die
Araceengattung Pathos, welche für das grosse indische Monsungebiet
charakteristisch ist, exislirt auch auf Madagascar^ und die Pandanaceen, auf
den Inseln des indischen Archipels ziemlich zahlreich, im tropischen Afrika
nur durch die westafrikanische Art Pandcmus Candelabrum P. Beauv. vertreten,
gehören zu den hervorragendsten Typen auf Madagascar, den Mascarenen
und Seychellen. Rhizophoraceae-Legnotideae und die Anisophylleae
haben ihre Ilauplentwicklung von Madagascar an ostwärts, obwohl
sie als Küstenpflanzen für maritime Verbreitung besonders befähigt sind.
Bezüglich der Details verweise ich auf die weiter unten gegebene tabellarische
Uebersicht.
Wenn auch Madagascar und die Mascarenen, gerade so wie das tropische
Afrika, durch das Vorkommen einzelner Gattungen mehr auf das indischmalayische
Gebiet, als auf das continentale Indien hinweisen, so ist doch
andererseits auch wieder darauf aufmerksam zu machen, dass einzelne
sehr charakteristische Typen, die das indisch-malayische Gebiet vor der
vorderindischen Halbinsel voraus hat, auf Madagascar, den Mascarenen
und im tropischen Afrika fehlen, so vor Allem die Gattungen Quercus und
Castanea, welche vom tropischen Himalaya durch Khasia, das östliche Benzaba
und die Halbinsel von Malakka bis Java und Borneo reich entwickelt
sind. Auch Pinns, auf Malakka noch vertreten, und Dacrydiiim, von Malakka
bis Tasmanien und andererseits bis zu den Fidji-Inseln verbreitet, fehlen
ebenso in Vorderindien und Ceylon, wie auf Madagascar, den Mascarenen
und im tropischen Afrika. Desgleichen stimmen unsere Inseln mit Afrika
auch darin überein, dass sie keinen Vertreter aus den Familien und Gruppen
der Capn'foliaceae, Rhodoraceae etc. besitzen, welche wir S. 280 angeführt
haben.
AVie erwähnt, werden einige Typen, welche Madagascar und die Mascarenen
mit dem indischen Monsungebiet gemein haben, nur im östlichen
Theil des letzteren in grösserer Menge oder überhaupt nur dort angetroffen,
einzelne treten auch erst im tropischen Australien auf und haben eine reiche
Entwicklung im extratropischen Australien erlangt; ich verweise auf die
S. 38ff. angeführten Beispiele. An dieser Stelle ist auch auf die reiche Entwicklung
aufmerksam zu machen, weiche Weimannia gleichzeitig noch auf
Madagascar, den Mascarenen, Java, auf den Fidji-Inseln etc. besitzt, während
diese Gattung dem continentalen Ostindien fehlt. Wir wissen, dass
diese Gattung auch in Südamerika auftritt; aber die dortigen Arten gehören
einer anderen Gruppe an, als die Arten der alten Welt^).
Eine ähnliche Beziehung zu Polynesien zeigt sich in der Verbreitung
-1) Vergl. E n g l e r in Linnaea II. (1870) p. 580.
•12. Die Flora Madagascars, der Mascarenen und Seychellen. 2 9 3
der Verbenaceen-Gattung Nesogenes A. DC., von w^elcher eine Art auf den
Inseln des stillen Oceans, eine andere auf Rodriguez vorkommt. Mit dieser
Gattung ist nahe verwandt Acharitea'hewih. auf Madagascar; beide aber
gehören der Tribus der Chloantheae an, von welcher alle andern Gattungen
auf Australien beschränkt sind. Dieselbe Beziehung tritt bei Acacia hervor,
deren mascarenische Art Acacia heterophylla an A. Koa von den Sandwich-
Inseln und an die phyllodinen Acacien Australiens erinnert.
Aus der Section Mespilodaphne der grossen Lauraceengattung Ocotea
finden wir einige Arten auf den Mascarenen und zahlreiche in Amerika;
aber es kommt auch eine Art 0. bullata in Südafrika und eine andere,
0. foetens auf den Canaren vor, so dass immerhin an eine ehemalige Wanderung
über den atlantischen Ocean hinweg zu denken ist. Hier ist auch
an die eigenthümliche Verbreitung von Piso7iia (Nyctagineae) zu erinnern,
von welcher zahlreiche Arten in Amerika und 6 auf den Mascarenen vorkommen,
während nur wenige im tropischen Asien und auf den Inseln des
stillen Oceans bekannt sind und nur die verbreitetere Art P. aculeata auch
im continentalen Afrika existirt. Noch auffallender verhält sich die Euphorbiaceengattung
Omphalea, von welcher aus Amerika 7 Arten bekannt sind
und sonst nur noch eine aus Madagascar. Aehnlich verhält sich die Liliaceengattung
Milla, von welcher zahlreiche Arten in Amerika und eine auf den
Mascarenen vorkommen. Nicht minder auffallend ist die Verbreitung der
Tiirneraceen. Wir kennen von dieser Familie nur 4 Gattungen. Turnera
besitzt etwa 70 Arten in Amerika; es soll T. angiistifolia DG. auf Mauritius,
eine andere auf Bourbon vorkommen. Eine zweite Gattung Erblichia ist
monotypisch und bis jetzt auf Panama beschränkt; eine dritte Wormskioldia
zählt 4 Arten im tropischen Afrika. J. B. B a l four ^ ) entdeckte aber eine
vierte, mit Erblichia nahe verwandte Gattung Mathurina auf Rodriguez.
So wie wir in Australien, Neu-Caledonien, Chile, Neu-Seeland, den
Sandwich-Inseln neben den mannigfaltigsten Beziehungen zu weit entfernten
Gebieten einen reichen Endemismus constatiren konnten^ so tritt
uns auch bei diesen Inseln, in denen einzelne Zoologen mit Unrecht die
Reste eines alten Continentes, Lemurien, sehen wollten, ein ungewöhnlicher
Reichthum von endemischen Formen entgegen. Der Endemismus dieser
l) J. B. B a l f o x i r : On a new genus of Turneraceae from Rodriguez. — Journ. of
Linn. See. 1871 p. 159. Balfour ist der Meinung, dass die Turneraceen den Bixaceen
am nächsten stehen, und zwar vermittelst Erblichia und Mathurina so nahe, dass beide
Familien zu vereinigen seien. Andrerseits steht Mathurina auch den Samydaceen nahe,
welche ja noch von mehreren Autoren mit den Bixaceen vereinigt werden. Da nun
Mathurina namentlich mancherlei mit Homalium gemeinsam hat, diese Gattung aber,
sowie die beiden Samydaceen Calantica und Bivinia auf Madagascar vorkommen, so erscheint
das Vorkommen der neuen Gattung, deren nächste Verwandt e in Centraiamerika
heimisch sind, auf den Mascarenen nicht so sonderbar, als es ohne die erläuterten verwandtschaftlichen
Verhältnisse der Fall sein würde.
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