
50 in. Hauptzüge der Enl^icklang der Medi.erranflora seit der Terüärperiode.
M a r t i n s hat auch durch langjährige meteorologische BeohaclUungen
im botanischen Garten von Montpellier festgestellt, dass die genannten und
Toc ini.e andere, bisher zwar noch nicht fossil gefundene aber ebens
Ze die ¡ngeführlen Arten unter den übrigen Mediterranpilanzen .sol.rt
stehende Ge\vächse (Eup/wröia dendroüles, Anlhyllis barba Jo^ Anagyr>s
zu Montpellier, das 3a an der Grenze des heutigen led.terrangebietes
liegt, in sJrengen Wintern erheblich von den Frösten zu le.den haben,
dass sie bis zur Wurzel erfrieren und dann wieder
ben. Die absoluten Minima, welche in Montpelber se.l '18o5 bacMet
wurden, sind folgende: 21. Januar 1855 - 16°,0, ^ "
15",9, 7.Januar 1 8 6 8 - 11°..7, 5. Januar 1864 - 1 1",6, 15. Februar 1854
und 10. December 1871 - 11°; das Mittel der absoluten Mimma m Montpellier
betragt - 9°,25. In Marseille beträgt dasselbe - b°,95, m 1 erpignan
- 3" 85, in Nizza - 0°,93. In Montpellier sind also die genannten
Pflanzen am meisten der Gefahr ausgesetzt zu erfrieren und doch gehen s,e
daselbst nicht ganz zu Grunde, sondern sie treiben im Frühjahr und Sommer
wieder aus. Myrtus communis, der in der von Mar txns aufgestellten
Empfindlichkeitsskala die sechste Stelle einnimmt, findet sich sogar noch
bei Montpellier an einer Stelle wildwachsend; allerdings können die wenigen
noch vorhandenen Exemplare leicht einer kalten Nacht zum Opfer fal en.
Es ist aus den angeführten Thatsachen im Zasammenhange mit unsern früheren
Betrachtungen zweifellos ersichtlich, dass die m der Tert^rper,ode
allmälig eintretende Abkühlung und namentlich die strengeren W mter cae
Grenzen der Mittelmeerflora verschoben. Selbst noch im Phocen fanden
sich mehrere der angeführten Arten in der Gegend von Lyon; später wurden
sie bis an die Küste Südfrankreichs zurückgedrängt, wo sie sich bis
zur Gegenwart fortdauernd erhalten zu haben scheinen. Selbst w^^enn wahrend
der Glacialperiode an denjenigen Stellen der französischen Küste, an
welchen jetzt die stärksten Minimaltemperaturen im Winter vorkommen,
einzelne der charakteristischen Mediterranpflanzen verschwanden so blieben
dieselben doch immer noch in dem heutigen Mittelmeergebiet Die
allmälige Erniedrigung der Temperatur reichte wohl aus, um das Vorkommen
von Chcanaerops schliesslich nur auf wenige Stellen des Mittelmeergebietes
zu beschränken, um die Nordgrenze von Punica Granatum, Nernm,
Laurus um einige Grade nach Süden zu verschieben; ^
Köpfen spukenden Vorstellungen von einer allgemeinen Eisbedeckung dei
Erde welche die Pflanzenwelt auf wenige Breitengrade nördlich und sudlich
iom Aequator zusammendrängte, finden in den eben besprochenen
Verhältnissen keine Stütze. Auch darf man nicht vergessen, dass es weniger
die kalten Winter sind, als kalte und regnerische Sommer, die das Anwachsen
der Gletscher begünstigen, und dass auf Neu-Seeland die Gletscher
inmitten einer subtropischen Vegetation enden, welche ebenso wie die chi-
9. Die Floren der einzelnen Theile des Mittelmeergebietes etc. 51
fe. -i
lenische Araucaria imbrícala eben deshalb nicht dauernd bei uns im Freien
aushält weil in einzelnen Nächten ungewöhnliche Minimaltemperaturen
eintreten, die den Tod dieser Pflanzen herbeiführen. Aus dem Umstände
aber, dass ein nicht geringer Theil der systematisch mit tropischen Typen
verwandten Mediterranpflanzen in kalten Wintern mehr gefährdet ist, als
die grosse Men^e der übrigen mit ihnen zusammen vorkommenden Mediterranpflanzen,
kennen wir auch schliessen, dass viele der letzteren jüngeren
Alters sind, dass ihre Entwicklung erfolgte, als das Mediterrangebiet schon
einen Theil der früher vorhandenen tropischen und subtropischen Elemente
eingebüsst hatte.
N e u n t e s Capitel.
Die Floren der einzelnen Theile des MittelmeergeMetes in ihren
gegenseitigen Beziehungen.
Eheraalise Configuration aes MitfelmeergeWetes nr,a EntwicHung der Pflanzenwelt in demserten -
? " h n l s s von^editen-anpflan^ welche in Oher- und Mittelitalien oder auch - « ^ V . i
T n f e r de ner Theil de. .0 verbreiteten Pflanzen dürfte in der gegenwärtigen Periode durch Vgl
n.d SchTife verbreitet worden sein. - Wahrscheinliche Verbreitnngslinien im Mittelmeergehret. - Vr aende
S r ^ n ^ entf^^^^ des Mittel.eergehietes. - Erlclärnng :
; r,nen in entfernten Localitäten durch die Aenderung der
PlnrPlnen Theilen Südeuropas und des südwestlichen Asiens. - Die nord- nnd mitteleuropäischen Alten
'Teh ^ ^ «^ttungen an, welchen auch ^^ ^^^^^^^
wTtes anLhören Man kann von denselben Typen Formen herleiten, die in der nördlichen Ebene, in
d 1 L chg e b fn!Mediterrangebiet und im Steppengebiet vorUinmen. - Pflanzen des M e d i t «
bietef welche nur in Unteritalien oder auf Sicilien und auf der Balkanhalbinsel vorkommen. - Eilclainngen
' für diese Verhältnisse.
Als im Mittelmeergebiet die Flora noch einen subtropischen Charakter
hatte erfolgte langsam die Hebung der Alpen und anderer Hochgebirge.
Es war zur miocenen Zeit, als die Alpen als schmales Inselland von ansehnlicher
Höhe über den Ocean sich erhoben und ihre vermuthlich steil abtallenden
Ufer der Brandung preisgaben. Auch die Pyrenäen, die unteritalienischen
Gebirge, die dalmatinischen Gebirge, die Gebirge der Balkanhalbinsel
entstanden um diese Zeit. Eine Gliederung der Pflanzenwelt nach den
Regionen musste schon damals erfolgen, wenn auch dieselben mcht so schart
geschieden sein mochten, wie jetzt. Wie wir jetzt auf der Südseite des
Himalaya, in den Neilgherries, auf Ceylon und auf Java in den höheren
Regionen andere Arten antreffen, als in den tieferen Regionen, so mussten
auch in den Gebirgen des tertiären Asiens und Europas die Arten der höheren
Regionen von denen der niederen Regionen verschieden sein. Es sind
aber die Pflanzen der Hochgebirgsregionen der räumlich getrennten Gebiete
auch in der tropischen und subtropischen Zone verschieden, weil eben
nicht überall die gleiche Umgestaltung der Pflanzen der niederen Regionen
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