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330 VI. Allgemeiner Ueberblick über die Verbreitung der Pflanzen.
(he Inselgehiole sich vorzugsweise auf der südlichen Hemisphäre befinden,
so war es nalürlich, dass die Formen des altoceanischen Florenelementes
vorzugsweise dort Platz griil'en und daselbst am wenigsten mit den Formen
anderer Elemente vermischt auftreten^ während auf den nördlich vom
Aequator gelegenen Inselgebieten die nahen Continente zu oft andere
Pihmzen nach den Inseln gelangen Hessen und demzufolge dort das altoceanische
Element sich nicht in dem Grade behaupten konnte, wie auf den
Inseln der südlichen Hemisphäre. Da die Continente Afrika und Südamerika
auf der südlichen Hemisphäre mit sehr schmalen Landgebieten
endigen, auf welche das weite offene Meer seinen Einfluss fast ebenso
geltend macht, wie auf Inseln, die frei im Meer liegen, ist es erklärlich,
dass die altoceanische Flora auch auf diesen continentalen, aber unter dem
Einiluss des Seeklimas stehenden Gebieten sich behaupten konnte. Das
altoceanische Element besitzt wie das arcto-tertiäre Element einige Familien,
welche jetzt im paläotropischen und neotropischen Gebiet gar nicht mehr
oder nur ganz vereinzelt angetroffen werden, so die Epacridaceae, Myoporaceae,
Restiaceae, Centrolepidaceae, andere sind im altoceanischen Gebiet viel
stärker entwickelt, als im paläotropischen oder neotropischen, so die Ctmoniaceae
und Proteaceae^ Escalloniaceae, Stylidiaceae, Gunnera, Uncinia. In
jedem dieser Elemente gingen fortdauernd Veränderungen vor sich, hervorgerufen
durch die Hebungen der Gebirge und die mit denselben in Verbindung
stehenden klimatischen Aenderungen. Namentlich musste durch
die Hebung der Gebirge, sowie durch die Vergrösserung der Continente
das Areal für die xerophilen Gewächse eines jeden Elementes vergrössert
werden. Die Vertheilung der Niederschläge wurde eine ungleichmässigere
und es entstanden durch Austrocknung grösserer Binnenmeere oder Meeresbuchten
grosse Areale, auf denen nur die Xerophilen Gewächse des arctotertiären
oder paläotropischen oder neotropischen Elementes gedeihen
konnten. Nicht wenige unter den xerophilen Gewächsen sind für höhere
Wärmegrade unempfindlich; sie sind nur empfindlich gegen Feuchtigkeit
und verbreiten sich daher, so weit sich ihnen trocknes Terrain darbietet.
Auf diese Weise entstand aus den xerophilen Formen der verschiedenen
Elemente eine Mischlingsflora, die sich in den trockneren Gebieten neben
der xerophilen Flora des betreffenden Elementes befindet und sehr dazu
beiträgt, die Grenzen zu verwischen. Da ferner die xerophilen Formen alle
denselben Vegetationsbedingungen angepasst sind, haben sie auch dadurch
an Aehnlichkeit gewonnen und stellen somit ein fünftes Element dar, welches
den oben erwähnten nicht gleichwerthig und nicht gleichaltrig ist, sondern
sich erst später herausgebildet hat. Ebenso sind später erst vollkommener
entwickelte Elemente das alpine und das arktisch-alpine. Anfangs entstand
nur das alpine Element, indem durch die Hebung der Gebirge die Pflanzen
veranlasst wurden, sich der kürzeren Vegetationsperiode der höheren
15, Gruppirung der pilanzengeographisclicn Gebiete der Erde. 331
Regionen anzupassen. Wie die -xerophilen Pflanzen an vielen Stellen der
Erde ausgeschieden wurden, so auch die alpinen. Ihre Ausscheidung erfolgte
aber nicht bloss in den Gebirgen, sondern auch an den Polen. Als
nun die Glacialperiode eintrat, wurde das Areal zeitweise für diese Pflanzen
und zwar ganz besonders im nördlichen extratropischen Gebiet sehr vergrössert;
es wurde dadurch nicht nur die Vermischung verschiedener
alpiner Floren, sondern auch die Beimischung der arktischen Pflanzen befördert,
und so enstand das Mischelement der arktisch-alpinen Flora, welches
natürlich von dem alpinen Element kaum abzugrenzen ist. Auf der südlichen
Hemisphäre vollzog sich Aehnliches, aber in Folge des Fehlens ausgedehnter
continentaler Gebiete nur in sehr geringem Maass; es bildete
sich hier ein antarktisch-alpines Mischelement aus, das wir vielleicht besser
wegen des Antheils, den die Andenflora daran hat, andin-antarktisches
Mischelement nennen. Endlich könnte man auch als neuestes Element
das Ruderalelement bezeichnen, welches noch fortdauernd im Zunehmen
und in der Ausbildung begriflen ist; es wird gebildet von den Pflanzen,
welche sich auf dem Culturland ansiedeln und mit den Culturpflanzen
überall dahin gelangen, wo der Mensch sich ansiedelt.
Bei der Untersuchung der Beziehungen der einzelnen Florengebiete zu
einander und ihrer Entwicklung kam mir auch der Wunsch, dies graphisch
zur Darstellung zu bringen; ich erkannte sehr bald die bedeutenden
Schwierigkeiten, welche sich der Ausführung dieses Wunsches entgegenstellten,
glaubte aber doch, einmal in dieser Richtung den Anfang machen
zu müssen, und lege daher dem botanischen und geographischen Publikum
die beigegebene Karte zur Begutachtung und möglichsten Verbesserung vor.
Bei der Eintheilung der lirde in pflanzengeographische Gebiete beabsichtigt
man in der Regel, sich zunächst von den klimatischen Verhältnissen
leiten zu lassen; man kommt daher auch leicht zur Umgrenzung der
grösseren Gebiete, wo die klimatischen Verhältnisse genügend erforscht
sind. Nun sind aber für die kleineren Gebiete die klimatischen Verhältnisse
nicht mehr in dem Grade maassgebend^ wie für die grossen, es
handelt sich nicht mehr um Pflanzenphysiognomik, sondern um die Geographie
der systematischen Gruppen. Hier beginnen eigentlich erst die
Schwierigkeiten und hier beginnt auch vorzugsweise die Arbeit des Botanikers,
während der andere Theil der Arbeit besser vom Geographen besorgt
wird. Bei dieser Feststellung der kleineren Gebiete verfällt man vor
Allem" sehr leicht in den Fehler, sich von der gegenwärtigen Configuration
des Landes leiten zu lassen, ohne zu bedenken, dass die Grenzen, welche
vielleicht für ganze Völkerstämme bestanden, doch nicht für die Pflanzen
da waren. Es ist scheinbar sehr natürlich, Italien, die Balkanhalbinsel,
Japan etc. als eigene Florengebiete aufzufassen, und doch treffen in diesen
Ländern verschiedene Florengebiete zusammen. Nun kommt noch der
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