
0 1. Euhvickluns tier Flora Nordamerikas etc. 3. Allmalige Umgestaltung der nordamerikanischen Waldilora etc. 11
lend isl hierbei die grosse Zahl von monotypischen Gattungen und der Umstandj
dass von den in Ostamerika fehlenden Gattungen nur drei, ZizyphuSj
Prosopis und Cassia fossil gefunden werden, wahrend die im Westen und
Osten vertretenen Gattungen grösstentheils so wie die dem Osten eigenthümlichen
Gattungen im Tertiiir nachgewiesen sind. Bei Larreanmi Par-
Li'nsonia ist der Ursprung w^ohl in Süd-und Centraiamerika zu suchen und
so das Fehlen derselben im Tertiär der nördlichen Hemisphäre erklärlich.
Sind nun die gegenwartig vorhandenen Unterschiede der Florengel)
iete Nordamerikas schon älteren Datums oder haben sie sich erst nach der
Tertiärperiode herausgebildet? Leider wissen wir über die Einschlüsse der
tertiären Ablagerungen in Californien selbst noch sehr wenig; der eine
Umstand aber, dass zur pliocenen Zeit daselbst noch Platanus occidentalis
und Arten von Magnolia existirten, weist darauf hin, dass vordem der Unterschied
in der Laubholzvegetation beider Theile Nordamerikas geringer
gewesen sein mag. Ferner geht aber aus den Einschlüssen der tertiären
Ablagerungen im Gebiet der Rocky Mountains hervor, dass in der neogenen
Zeit sich die nordamerikanische Laubholzüora, welche jetzt in dem feuchteren
Osten gedeiht, viel weiter nach Westen erstreckte. So hatte Lesquer -
r e u x bei Golden City in Colorado nachgewiesen : 2 Platanus^ 3 Juglans^
1 UlmuSj Bemzoin^ \ SapindiiSj Fagus. Keine dieser Gattungen ist heute in
der Flora Colorados 2) vertreten. Bei Blax Butte Station wairden 2 Jvglans^
'1 Diospyros und 1 Magrwlia gefunden. Doch existirten vordem auch noch
weiter westlich die Beslandtheile der atlantischen Floren Nordamerikas;
denn in miocenen Ablagerungen am Green River entdeckte Lesquerr
e u X Carya Ileerii^ Ilex^ Myrica^ Moriis^ Ampélopsis neben andern
Gattungen, die auch jetzt noch im Westen vertreten sind.
Es fehlt auch nicht an geologischen Gründen , welche dafür sprechen,
dass w^ährend der neogenen Zeit westlich und östlich der Rocky Mountains
die Existenzbedingungen für die jetzt daselbst fehlenden Laubholzbäume
günstiger waren. Noch am Ende der Kreideperiode erstreckte sich der stille
Ocean bis an den Westfuss der Sierra Nevada und an den Ostabhang der
Wahsatch-Kette ; das Great Basin aber war seit der Liaszeit ein ausflussloses
Wasserbecken, welches allmälig durch die lang andauernde Wirkung
subaërischer Agentien ausgefüllt wurde. Ferner war bis zur jüngsten
Kreidezeit das Gebiet des Missouri von Meer bedeckt; im nördlichen Theil
desselben waren dann, wie w^enigstens in Nebraska nachgewiesen ist, lange
Zeit ausgedehnte Süsswasserseen vorhanden, deren Ablagerungen bis 1500 m
Mächtigkeit betragen, »und darüber lagern die wegen ihrer reichen Säuge-
1) L e s q u e r r e u x in Hayden Report 1872 p. 37)—427.
2) Yergl. P o r t e r and C o u l t e r , Synopsis of the Flora of Colorado.
3) L e s q u e r r e u x in American Journal i 872. lY. p. 494, 1873. V. p." 308.
4) V. Ri c h t h o f e n , China I. p. 179.
thierfauna berühmt gewordenen Schichten der White-River-Gruppe, welche
am Obern Nebraska und von da nördlich nach Dacota einen Flachenraum bedecken,
den H a y d e n auf ungefähr 4500 deutsche Quadratmeilen schätzta.
Aehnliche Verhältnisse dürften weiter südlich bis zum Rio Grande geherrscht
haben. Es sind also Anzeichen vorhanden, dass bis in die miocene Zeit der
grösste Theil des heutigen Prairiengebietes von Wasser bedeckt war. In
Folge dessen konnten aber die bereits vorhandenen Landgebiete des w^estlichen
Nordamerika nicht wie heut ein von dem des atlantischen Nordamerika
so verschiedenes Klima besitzen, zumal auch die südlichen Rocky
Mountains in der ersten Hälfte der Tertiärperiode schwerlich dieselbe Höhe
hatten, die sie jetzt haben, und sie erst später dem benachbarten Territorium
die atmosphärischen Niederschläge entzogen. So erklärt es sich denn, dass
in Californien noch zur pliocenen Zeit einige der die atlantischen Staaten
heut zu Tage auszeichnenden Baumformen existiren konnten. Allmälig
schritt aber die Austrocknung der Süsswasserbecken im Osten der Rocky
Mountains immer weiter vor, die Verdunstung überwog immer den Niederschlag,
der Raum zwischen den mit reicher Baumvegetation bedeckten Gebirgslehnen
und den Wasserspiegeln ward immer grösser. Diese selbst
verschwanden mit der Zeit, an ihre Stelle traten hier und da Salzseen, das
trockne Gestein wurde vielfach zerstört und vom Wind als Staub über das
ganze Gebiet verbreitet, um als Löss allmälig die vorhandenen Unebenheiten
immer mehr auszufüllen. So dürften wir uns wohl nach Richth
o f e n ' s Auffassung die Entwicklung der Prairien denken. Jedenfalls ist
sicher, dass mit der Bildung des Prairienbodens ein trocknes Klima eintrat,
welches nicht blos auf dem eben biosgelegten Territorium, sondern auch
immer mehr auf dem benachbarten, früher durch Niederschläge stärker
befeuchteten Gebiet das Verschwinden eines Theiles der ursprünglichen
Pflanzenwelt und die stärkere Entwicklung anderer Vegetationsformen zur
Folge hatte, die den neuen Verhältnissen besser angepasst w^aren. Wir
sind wohl berechtigt anzunehmen, dass der grösste Theil der in den Prairien
Nordamerikas entwickelten eigenthümlichen Formen, die zahlreichen
Cacteen, viele Chenopodeen, die Chlorideen, die eigenthümlichen Polemoniaceen
der Prairien, ebenso die zahlreichen Eriogoneen Californiens sich
erst in der späteren neogenen Zeit entwickelt haben. Ihre Typen können
und werden allerdings wohl schon vorher vorhanden gewesen sein; es
konnte ja schon längst kleinere Districte geben, in welchen der Anstoss zu
diesen eigenthümlichen Bildungen gegeben wurde; aber die Mannigfaltigkeit
der Gestaltung konnte erst eintreten, als ihr ein weites Terrain eröffnet
wurde, auf dem immer wieder eine neugebildete Varietät Raum fand, sich
zu entwickeln, da für die vom Wind weit weggetriebenen Samen und
Früchte sich ja immer wieder Plätze darboten, welche einige Zeit vorher
vom Wasser bedeckt waren oder eine Vegetation ernährt hatten, deren