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156 II. Eigenthlimlichkeiten der Pflanzenwelt in Australien, Neu-Seeland etc.
Strömungen aus niedern Breiten zuführen, und so gross würde die Erwärmung
sein, dass sell)st dann^ wenn der Nordpol von der Sonne abgewendet
wäre und die Erdbahn sich im Maximum der ExcentricitUt befände, die
Pohu-region nicht mit einer Eiskappe bedeckt werden könnte. Danach
wären also die geographischen Aenderungen, durch welche die Meeresströmungen
eingeengt wurden, die Ilauptursache des GlacialphänomenSj
aber nicht die einzige gewesen. Wallace führt als Beweis fürCrolTs
Anschauung die gegenwärtigen Eisverhältnisse Südamerikas an. In den
südlichen Anden linden wir unter demselben Breitengrade, unter welchem
diePyrenaeen liegen, die Schneegrenze bei 6000', unter der den Schweizer
Alpen entsprechenden Breite gehen von nur 6200' hohen Bergen mächtige
Gletscher bis zum Meere hinab und unter einer Cumberland entsprechenden
Breite sind zwischen 3—4000' hohen Bergen alleXhäler mit Eisströmen
erfüllt. Dies kann nur die Folge sein davon, dass die Excentricität der
Erdbahn jetzt zunimmt und die südliche Hemisphäre während des Winters
sich im Aphelion befindet; denn die geographischen Verhältnisse Südamerikas
sind nicht einmal einer solchen Gletscherbildung sehr günstig;
die Berge sind von massiger Höhe und der Sommer ist warm, nur das südliche
Polareis bewirkt noch eine Erniedrigung der Temperatur. Die grosse
Anhäufung von Eis in den südlichen Polarländern hat ihre Ursache in der
grossen Ausdehnung hohen, von einem weiten Ocean umgebenen Landes
innerhalb des südlichen Polarkreises. Auf der nördlichen Hemisphäre
waren hohes Land und offenes Meer während der Glacialperiode nicht in
dem Grade vorhanden, wie jetzt auf der südlichen Hemisphäre; aber die
andere bei dem Glacialphänomen mitwirkende Ursache, der lange kalte
Winter, existirte in viel höherem Grade, da die Excentricität der Erdbahn
ungefähr drei mal so gross war als jetzt. Diese Ausführungen von Wal -
l a c e scheinen sehr annehmbar und wollen wir es den Geologen überlassen,
seine und Croll's Beweisführung weiter zu prüfen. Dafür, dass
auch auf der südlichen Hemisphäre das Glacialphänomen noch stärker aufgetreten
ist, haben wir Beweise in Neu-Seeland und Tasmanien, es würde
das also zu einer Zeit stattgefunden haben, als die Excentricität der Erdbahn
eine grössere w'ar, als jetzt. Ein Blick auf eine Karte aber, auf welcher die
Tiefenverhältnisse des südlichen Oceans verzeichnet sind, zeigt deutlich,
dass selbst dann, wenn das Niveau des Meeres auf der südlichen Hemisphäre
um einige Tausend Fuss abnahm, eine e rhebl ich verschiedene
Erweiterung der südlichen extratropischen Länder nicht zu Stande kommen
konnte; darum konnten auch nicht die von dem eisbedeckten Südpolarland
durch den weiten Ocean getrennten Länder Neu-Seeland, Tasmanien
und Victoria in dem Grade vergletschern, als dies mit der Südspitze von
Amerika der Fall gewesen sein muss und mit dem nordwestlichen Europa
w^ährend unserer Glacialperiode der Fall war. Die grössere Ausdehnung
ä 5. Erklärung d. eigenthüml. Entwicklung der Pflanzenwelt in Australien etc. 157
der von den hohen Gebirgen herabkommenden Gletscher war noch immer
keine vollständige Eisbedeckung, und daher mussten sich sehr viele der
alten Pilanzengattungen erhalten, wenn auch ein Theil zu Grunde ging.
So erklärt es sich, warum auf Tasmanien und in Neu-Seeland, ähnlich wie
in Japan, so viele endemische Coniferen erhalten blieben. Wir sehen'an
den südlichen Verbreitungsgrenzen der chilenischen Coniferen, unter denen
Araucaria imbricata von 36—48^ s. Br. reicht, dass die Existenz solcher
Pflanzen unweit mächtiger Gletscher sehr wohl denkbar ist. Wohl aber
mögen sehr viele der ein milderes Klima beanspruchenden Pflanzen früher
auch südlich der Cookstrasse vorgekommen sein, während sie jetzt, wie
man aus der Uebersicht der neu-seeländischen Pflanzen ersehen kann, auf
die nördliche Insel beschränkt sind. Für eine Art wissen wir sogar sicher,
dass dies der Fall war; denn nach Thomson i) werden die Reste und das
Earz \or\ Agathis Darrmara Rieh. [Dammara australis) auch auf der südlichen
Insel Neu-Seelands fossil gefunden, während der Baum jetzt nur auf
der nördlichen Insel vorkommt. Wie ich schon früher angab, sind die
meisten Geologen Neu-Seelands2) der Ansicht, dass die Vergletscherung
keine allgemeine war. Dafür sprechen auch gewisse Thatsachen in der
gegenwärtigen und ehemaligen Verbreitung fossiler Mollusken. In den
pleistocenen Becken von Wanganui, Motarau, Oamara finden sich recente
Schnecken, von denen jetzt keine südlich bis Otago reicht; andererseits findet
sich Pecten radiatus, der jetzt nur an den Küsten der Stewart-Insel
vorkommt, fossil in denselben Fundstätten. Es spricht also mehr dafür/
dass in pleistocenen Zeiten das Meer in der Nähe der Cookstrasse wärmer
war, als jetzt bei Otago. In jüngeren pliocenen Lagern von Wanganui etc.
finden sich ferner 12 Arten, welche jetzt alle nördlich der Cookstrasse
leben, doch kommen in denselben Lagern auch Pleurotoma laevis und Pecten
j^adiatus vor, die gegenwärtig bei Stewart-Island leben. Hut ton 3) folgert
aus diesen und einigen andern Thatsachen, dass die Ursache der grösseren
Gletscherbildung auf Neu-Seeland nicht eine allgemeine Erniedrigung der
Temperatur war, sondern nur die Erhöhung des Landes. Wie es sich mit
der letzteren verhalten mag, lassen wir dahingestellt, doch spricht Alles
dafür, dass das Meer auch während der Glacialperiode Neu-Seelands
grösstentheils offen blieb. Die aequatoriale Grenze des Treibeises musste
jedenfalls weiter gegen Australien und Neu-Seeland hin verschoben sein,
als auf der südlichen Hemisphäre die Glacialperiode herrschte; gegenwärtig
1) Transact, of the New-Zealand Institute vol. YL (1 873) S. SiS.
2) Eine Uebersicht über ihre verschiedenen Ansichten findet man zusammengestellt
von D u d l e y D o b s o n in den Transactions of the New-Zealand Institute vol. Yll. (1874)
p. 440 iT.
3) On the causes of the former great extension of the glaciers in New-Zealand. —
Transact of the New-Zeal. Instit. VIII. (1875) p. 383—386.
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