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108 IV. Entwicklung der Hochgebirgsfloren vor, während u. nach der Glacialperiode.
Flora in Corsica zurückweisen, den Transport der Samen durch Vögel aber
nicht völlig ausschliessen, Aussicht, durch künftige Untersuchungen bestätigt
zu werden^).
Auf den Apenninen ist unter gleicher Breite mit Corsica die Zahl der
Glacialpflanzen grösser, die der endemischen geringer. Noch auf denAbruzzen
begegnen wir2) -fArabis alpina L,, Silene acauUs L., i^Dnjas octopetala
L., \Saxifraga oppositifoUah,, \ S. aizoides \Erigeron unifloriis
t Polygonum viviparum L., -fEriophorum angustifolium L., f Poa alpina L.,
-Cerastium trigynum WW., f AI ehern ilia alpiiia L., ^ Sibbaldia proambens
L., fGnaphalium supimnnL., f Arctostaphylos alpina Spr., f Ge^itiana nivalis
L., -[Salix Myrsi7iitesL., fS. herbaceaL., fJimcus trighirnis h., f/.
arcticus L., jElyna spicata Schrad. Auf dem Apennino lucchese finden sich
aber noch ^Saxifraga stellaris L., f Potentilla nivea L., ^Empetnmi nigrum
L.. j-Eriophonm Scheuchzeri Hoppe, jViscaria alpina Fries. Ebenso ist
auch die Zahl der alpinen Arten, w^elch'e auf der italischen Halbinsel nach
Süden gelangten, grösser, als in Corsica und auf der Sierra Nevada. Pari
a t o r e schätzt die Zahl der den mitteleuropäischen Alpen gemeinsamen
Arten auf 260 ohne die Glacialpflanzen, und hiervon findet sich der vierte
Theil auch auf den Apenninen; es sind dies aber meist solche Pflanzen,
welche auch in die subalpine Region hinabsteigen und bei denen demzufolge
eine schrittweise Wanderung leichter denkbar ist, als bei Pflanzen der
nivalen Region. Selbst noch in Calabrien auf dem Monte Pollino und dem
Aspromonte finden sich einige Arten. Es ist klar, dass diese Verhältnisse
ihre Erklärung darin finden, dass die Apenninenkette orographisch ja nur
einen von dem Alpenstock abgehenden Zweig bildet und in zusammenhängenden
Gebirgsketten auch für die entfernteren Theile die Möglichkeit
i) Kürzlich mir zugegangene, freundliche Beantwortungen auf von mir gestellte
Fragen bezüglich der Veränderungen einzelner Vögel im Mittelmeergebiet enthalten fol-
£;ende hierauf bezügliche Angaben: .. 7 ^
" ' Herr A l e x a n d e r von Homeyer schreibt: »Es unterliegt kemem Zweifel, dass
namentlich.die Geyer, mit ihren flugfähigen Jungen ein äusserst vagabpndirendes Leben
führen Es wurde von mir auf den Balearen wiederholt beobachtet, dass Cathartes perinopterus
in Massen die Inseln besuchte, sich daselbst 4—3 Tage aufhielt und dann
wieder weiterreiste, um nach geraumer Zeit wieder einmal einzusehen. Es steht fest,
dass der Aasgever nur ausnahmsweise auf Mallorka horstet, dass er aber daselbst alljährlich
in Masse erscheint. Demnach liegt der Schluss nahe, dass diese Vögel das ganze
weite Heerdenterrain Nord-Afrikas, Spaniens und Südfrankreichs gelegentlich abpatrouiiliren
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Herr Ferdinand von Homeyer schreibt; »Corsica ist ornithologtsch weit
weniger bekannt, als Sardinien, doch ziehen wohl einzelne Gebirgsvögel auch über diese
Inseln, wenn auch die schweizer und deutschen Alpenvögel ^Vesentlich den Apeninnen
zu folgen scheinen«.
Vielleicht werden künftig sammelnde Oniithologen sich der Aufgabe unterziehen,
das Gefieder der Vögel und deren Darm auf Ptlanzensamen und Früchte zu untersuchen;
dieselben müssten dann ausgesät und in Bezug auf ihre Keimfähigkeit, wie auf ihre Herkunft
geprüft werden. Vorläufig- sind wir über die Thätigkeit der Vögel bei Pflanzenwanderungen
noch immer sehr im Unklaren.
2) A-ergl. P a r i a t o r e , 1. c. p. H.
12. Alpine Flora der Hochgebirge von den Pyrenäen bis zu den Karpathen etc. 109
besteht, durch Samen besiedelt zu werden, welche die von Gipfel zu Gipfel
fliegenden Gebirgsvögel in ihrem Gefieder forttragen. Eine Grenze wird
nattirlich einer derartigen Verbreitung schliesslich durch die klimalischen
Bedingungen und die bereits vorhandenen Pflanzen gesetzt, jedoch ist im
Gebirge immer mehr offenes Terrain vorhanden, als in der Ebene. Da der
Rücken der Apenninen schon in der miocenen Zeit existirte, wie der der
Alpen^ so musste sich natürlich auch hier eine eigenartige alpine Vegetation
entwickeln. Von Par latore^) wird die Zahl der in den Apenninen vorkommenden,
den Alpen aber fehlenden alpinen Arten auf 96 geschätzt; sie
sind alle zu Gattungen gehörig, welche auch in den untern Regionen des
Mediterrangebietes vorkommen, und i^icht wenige werden auch selbst unter
der alpinen Region gefunden. Mehr als der sechste Theil dieser Arten ist
auch auf den Gebirgen des östlichen Mittelmeergebietes anzutreffen, einige
wachsen auch in Siebenbürgen [Alyssum cuneifoUum Ten., Scabiosa silenifolia
W. K., Festuca dimorpha Guss.), eine [Geranixim cinereum Cav.) findet
sich auch in den Pyrenäen. Die möglichen Ursachen dieser Verhältnisse
habe ich bereits früher besprochen.
Da mehrere der auf den Apenninen vorkommenden alpinen Arten auch
in den untern Regionen der Buche und der Eiche vorkommen, so ist es nicht
zu verwundern, dass einige derselben auch nach Sicilien gelangt sind, wo
sie auf den ungefähr 2000 m hohen, von Buchen und Fichten bedeckten
Gipfeln der Nebroden sich erhalten; mehrere von ihnen gehören zu den auch
im Orient vorkommenden Arten. Auf dem Aetna ist zwar eine bäum- und
strauchlose Region vorhanden; aber es fehlen rein alpine Pflanzen, da der
Lavaboden' der Entwicklung und Ansiedlung derselben nicht günstig ist.
Nur einige Arten der unteren Region steigen über die strauchlose Region
hinauf oder haben über derselben Hochgebirgsformen gebildet, wie Senecio
sqiialidus yaw aetnensis (Jan.), Rumex scutatus Yar. aetnensis Pvesl.
Wenn wir uns nun, nachdem wir den Charakter der Hochgebirgsfloren
im w^estlichen und mittleren Theil des Mediterrangebietes näher kennen gelernt
haben, noch einmal die Frage stellen, ob das Auftreten zahlreicher
Glacialpflanzen in der Sierra Nevada dadurch zu erklären sei, dass während
der Glacialperiode sich zwischen den Pyrenäen und der Sierra Nevada eine
Glacialflora ausbreitete, so müssen wir diese Frage verneinen; denn wir
haben gesehen, dass ein Theil dieser Glacialpflanzen auch nach Corsica gelangte,
obgleich doch die Hochgebirge dieser Insel durch einen ziemlich
breiten Meerestheil von dem Alpenland geschieden sind. Ferner haben wir
gesehen, dass auf den Apenninen, wo in der That die Glacialflora weiter
südlich gew^andert ist, sich viele von den Formen erhalten haben, die während
der Glacialperiode aus dem Osten nach den Alpen gelangt sind. Wenn
1) 1. C. p. 25.
fi';.;--'