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188 IV. Ueber die Entwicklung der Floren in Süd- und Cenlralamerika.
1. Das tropisch-amerikanische Florenelement, vorzugsweise aus hygrophilen
Formen bestehend;
2. das südlich-pacifische oder das sogenannte antarktische Florenelement,
im antarktischen Waldgebiet und im südlichen Chile, mit einzelnen
Formen ;mch auf den Anden vertreten;
3. das andine Florenelement, meist xerophile Formen, die mit denen des
tropisch-amerikanischen Florenelementes zum Theil nahe verwandt
sind, umfassend, am stärksten im extratropischen Südamerika und
in Mexiko entwickelt, jedoch in beiden Gebieten mit grösstentheils
verschiedenen Formen.
4. das arktisch-alpine Florenelement, sparsam auf den Anden und im
antarktischen Amerika auftretend.
5. das ostasiatisch-nordamerikanische oder das boreale Florenelement,
im westlichen Centraiamerika und auf den Anden sparsam auftretend.
Von diesen 5 Florenelementen sind die 4 letzten fast beschränkt auf
die Südspitze Amerikas, das Gebiet der westlichen Anden und das Hochland
Centraiamerikas, das erste Florenelement dagegen ist fast ausschliesslich
in dem Theile Amerikas entwickelt, welcher das brasilianische Gebiet,
die Ilylaea, das cisäquatoriale Südamerika und das westindische Gebiet
G r i s e b a c h ' s umfasst. Grisebach hat den Vegetationscharakter dieser
Gebiete meisterhaft geschildert; es handelt sich daher hier vorzugsweise
darum, zu untersuchen, ob die von ihm angenommene Umgrenzung der
natürlichen Entwicklung entspricht.
Die Umgrenzung der Florengebiete Amerikas bereitet grosse Schwierigkeiten,
weil die Zahl derjenigen Gattungen, welche durch alle Gebiete
oder wenigstens über einen grossen Theil derselben verbreitet sind, sehr
gross ist. Je nachdem man nun sich durch diese oder jene Gattung leiten
lässt, wird man verschiedene Ansichten über die Umgrenzung der Gebiete
gewinnen. Wie in Australien die Gattung Eucalyptus in ihrem Verbreitungsgebiet
alle Theile Australiens, die doch sonst so erhebliche Verschiedenheiten
zeigen, zusammenfasst, so fallen z. B. in das Verbreitungsgebiet
der 300 Arten zählenden Cacteen-Gattung Mamillaria: Brasilien^ die Anden,
Centraiamerika, Mexiko, Westindien. Die Araceen-Gattung ylniÄwmm und
Philodendron finden sich vom südlichen Brasilien bis Mexiko und Westindien
und fehlen nur in Chile, in den trockneren Theilen der Anden und
Mexikos. Andere von Brasilien bis Mexiko weitverbreitete Gattungen sind
ferner die Gesneraceen Gloxinia^ Achimenes^ Diastemay Isoloma, Besleria^
die Acanthaceen Beloperone^ JacoUnia^ die Verbenaceen Diiranta^ Cüharexylum^
die Mutisiacee Trixis^ die Lauracee Nectandra und viele andere.
Auch die Zahl derjenigen Gattungen, welche vom extratropischen Südamerika,
von Argentinien bis nach den südlichen Vereinigten Staaten verbreitet
sind, ist nicht gering; dies gilt z.B. von der Euphorbiacee ^i^^'zi/iammaSw.,
7. Allgemeiner Ueberblick über die pilanzengeographisclie Gliederung etc. 189
von Bignonia und Lippia, der Mutisiacee Chaptalia, der Malpighiacee Galphinia
und so vielen anderen.
G r i s e b a c h hat der Erkenntniss, dass eine sehr grosse Anzahl von
Püanzengruppen und -Gattungen den Ländern des tropischen Asiens gemeinsam
ist, dadurch Ausdruck gegeben, dass er diese Länder in ein
grosses pilanzengeographisches Gebiet zusammenfasste, wiewohl ihm hinlänglich
bekannt war, dass die Flora Malaccas und des indischen Archipels
durch zahlreiche endemische Gattungen und Arten vor der Vorderindiens
ausgezeichnet ist. In derselben Weise stehen aber auch die tropischen Gebiete
Amerikas mit einander in innigster Beziehung, obgleich auch hier die
einzelnen durch vielfache Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet sind. Es ist
aber klar, dass, wie man auch immer die Theile eines so grossen tropischen
Gebietes umgrenzen mag, ein jeder immer eine Anzahl Gattungen für sich
umschliessen wird; denn in den tropischen Gebieten liegen die Verhältnisse
ganz anders, als in den temperirten, w^eil klimatische Aenderungen und in
Folge derselben Aussterben oder Auswandern der Pflanzen, sow^ie Eindringen
anderer in viel geringerem Grade stattfanden, als in den extratropischen
Ländern. Schon Alex. v. H umb o l d t hatte die später von
M a r t i u s und G r i s e b a c h noch mehr hervorgehobenen Verschiedenheiten
der den Amazonenstrom und seine Nebenflüsse umgebenden Flora von der
Venezuelas und des südlichen Brasiliens erkannt und diesen äquatorialen
Theil Brasiliens Hylaea benannt. Martius bezeichnete die in den Flussniederungen
vorkommenden Arten als Najäden und versuchte, noch weitere,
den klimatischen Verhältnissen entsprechende Regionen in Brasilien zu
unterscheiden, die Region der Dryaden oder die der tropischen Bergwälder
in der Provinz Rio de Janeiro und dem östlichen Bahia, die Region der
Hamadryaden oder die der trocknen und heissen Landstriche von Piauhy,
des inneren Bahia und Pernambucos, die Region der Oreaden oder die des
Berglandes von Minas Geraes, Goyaz und San Paulo, endlich die Region
der Napaeae oder des extratropischen Brasiliens. Es ist nicht zu leugnen,
dass auch diese kleineren Gebiete recht hervorragende Eigenthümlichkeiten
besitzen, namentlich das der Dryaden und das der Oreaden. Grisebach
zog es jedoch vor, nur das Gebiet des äquatorialen Brasiliens beizubehalten
und die 3 andern, unter den Tropen liegenden als brasilianisches Gebiet
zu vereinigen, die Region der Napaeae aber seinem Pampasgebiet anzuschliessen,
wiewohl das extratropische Brasilien und Entre Rios ganz besonders
reich an brasilianischen Typen sind ^
1) G r i s e b a c h selbstgiebt in seiner Abhandlung: Symbolae ad floram argentinam
p. 4 an, dass nach seinen neueren Forschungen Argentinien 24X brasilianische, M^
tropisch-amerikanische, 5X tropisch-ubiquitäre Arten enthält. Ferner sagt er S. H :
Aus dieser Uebersicht erhellt nicht bloss ebenfalls der tr opi s c h e Gha r a k t e r der
Flora von Paraguay, sondern auch dass sie ein Glied der sudbrasilianischen bildet. Dor
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