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1 9 2 V. Entwicklung der Pnanzenwelt in den ausserhalb der Hochgebirge etc.
sylvestris, Quercus sessiliflora, Alnus incana, Fagus nach einander dominirlen.
Da nun in allen Torfmooren diese Reihenfolge beobachtet wird und
auch in den bisher untersuchten Torfmooren Norwegens die genannten
Bäume sicii fast ebenso folgen, nur mit dem Unterschied, dass daselbst auf
eine aus Quercus und Alnus gemischte Vegetation nicht Fagus, sondern wieder
Pinns sylvestris folgt, so ist hier in derThat auch an klimatischen Wechsel
nach der Glacialperiode und nicht blos an lokale Ursachen zu denken.
In ausgedehntestem Maasse hat aber A. B l y t t i ) die in den nordischen Torfmooren
herrschenden Lagerungsverhältnisse zur Feststellung der klimatischen
Aenderungen und der damit im Zusammenhang stehenden übrigen
Veränderungen der Vegetation benutzt. Er zeigt zunächst, dass einstmals
mächtige Wälder sich weiter nach Norden erstreckten, als jetzt, denn es
werden noch fossile Stämme von Pinus sylvestris bei Nordvaranger gefunden;
ebenso stiegen die Kiefern an den Bergen sogar höher hinauf, als
heule die Birken (es ist hierbei freilich nicht angegeben, ob dabei die Hebung
des Landes berücksichtigt ist). Wichtig ist, dass die Einschlüsse der
Torfsümpfe zwar Je nach der Höhe über dem Meere wechseln , dass sie aber
in gleicher Höhe gleich sind; wichtig ist ferner, dass die Einschlüsse der
in geringerer Höhe über dem Meere befindlichen Torfsümpfe nur eine Schicht
bilden und dass die Zahl der Schichten steigt, in je höherer Lage die Torfsümpfe
sich befinden. Seit der Eiszeit hat sich Norwegen um etwa 600' gehoben
und der zwischen 350' und 540' gelegene Glacialboden, der Yoldiaclay,
bildet den Untergrund der höchst gelegenen Torfmoore, welche die
Reste von drei verschiedenen Wäldern aufweisen, nämlich zu unterst Pinus
sylvestris Betula, darauf Quercus und andere Bäume mit abfälligem
Laub, namentlich Alnus glutijiosa, Corylus, Prunus avium, hierauf wieder
Pinus sylvestris. Die zwischen 150' und 200' gelegenen Torfsümpfe enthalten
aber nur die beiden obern Schichten, weil eben zu der Zeit, als die erste
Schicht gebildet wurde, dieser Küstenstrich noch unter Wasser war. Was
endlich die unmittelbar an der Küste, nicht höher als 50' über dem Meeresspiegel
befindlichen Torfsümpfe betrifft, so enthalten diese nur Pmws sylvestris
, die also zuletzt auch in den' höher gelegenen Mooren auftrat. Es
kann nicht geleugnet werden, dass diese Thatsachen sehr gut zusammenstimmen
und dass man zu ihrer Erklärung nach einer gemeinsamen
Ursache suchen muss. Der von Blyt t angenommene Wechsel von Regenund
trockneren Perioden erklärt auch diese Verhältnisse sehr naturgemäss.
Wenn die Feuchtigkeit zunimmt, werden viele früher trockne und bewaldete
Plätze in Folge der zunehmenden Bewässerung vermooren; die umgefallenen
Stämme werden YOX\ Sphagnumhadecki, bei weiterer Zunahme des
•1) Axel Blytt: Essay on the immigration of the Norwegian Flora during alternating
rainy and dry periods. Christiania 1876.
17. Verdrängung der Glacialpflanzen in Mittel- und Nordeuropa etc. 193
Wassers erfolgt endlich eine Ueberfluthung des Moores und Auftreten von
Wasserpflanzen. Tritt aber nun eine trocknere Periode ein, so verschwinden
diese wieder, Sphagnum dagegen entwickelt sich weiter, bildet immer
mächtigere Polster, welche schliesslich oben trockner werden und nun Kiefern
und Birken zur Entwicklung kommen lassen, neben denen sich trockne
Haideflora entwickelt; die Torfbildung hört auf. Nun kann eine Waldgeneration
nach der andern sich entwickeln und bei Zutritt der Luft verwesen,
ohne eine Spur ihrer Existenz zurückzulassen. Nimmt aber beim Eintritt
einer neuen Regenperiode die Feuchtigkeit zu, dann beginnt wieder
Torfbildung und die letzte Waldregion wird unter dem Torf be^graben. So
können also zwei über einander liegende Schichten von Wäldern in einem
Sumpf begraben werden, von einander getrennt durch eine Torfschicht,
welche kein Holz enthält. Die Sümpfe, welche ausser Nadelhölzern Reste
von Laubhölzern enthalten, liegen an der Westküste Norwegens bisweilen
in gan-z baumlosen Haidegegenden oder im Osten zwischen monotonen Kieferwäldern.
Revor der Torf sich zu bilden begann, schmückten Eiche und
Haselnüsse diese Thäler; es ist unnatürlich anzunehmen, dass die Thalwände
in derselben Zeit mit Nadelholzwäldern bedeckt waren; denn die
Thalwände sind trockner und gewöhnlich besser geeignet. Bäume mit abfälligem
i.aube zu tragen. Wenn die Wälder im Thalgrunde in Folge von
Stauung des Wassers zu Grunde gegangen wären, so wäre schwer verständlich,
warum rings um diese Sümpfe so oft Bäume ganz fehlen. Blytt geht
nun noch weiter und nimmt an, dass die verschiedenen Florenelemente Norwegens
nach einander in den abwechselnden trocknen und feuchlen Perioden
eingewandert sind; er unterscheidet folgende'Florenelemente : i) das
arktische; 2) das subarktische, von allen das ausgebreiletste; 3) das boreale,
verhältnissmässig reich an Baumformen, die vorwiegend im Tiefland verbreitet
sind, die Küsten gern meiden und grösstentheils nordwärts bis
Trondhjem reichen; 4) das subboreale, beschränkt auf das Silurkalkgebiet
um das Christianiafjord, ebenso auftretend auf den schwedischen Silurkalkinseln
Gothland und Oeland; 5) das atlantische, Littoralpflanzen, die hauptsächlich
von Ghristianssund bisStavanger vorkommen, auch in Südschweden
auftreten ; 6) das subatlantische, beschränkt auf die südlichsten, niedrigsten
Küstenstriche von Krajerö bis Stavanger, Smalenene und das südliche
Schweden. Nun schliesse ich mich den-Ansichten Blyt t ' s vollkommen an,
wenn er sagt, dass erst die arktischen Pflanzen in Norwegen nach der Eiszeit
einwanderten und dann dieselben durch die später kommenden subarktischen
Pflanzen da, wo sie nicht durch die Nachbarschaft der Gletscher geschützt
waren, verdrängt wurden. Aus jener Zeit stammen wahrscheinlich
die tieferen Schichten der hochgelegenen Torfsümpfe. Auf diese Periode
folgte dann eine trockenei'e^ während welcher die Laubwälder weiter verbreite!
wiuvn. als heute, in diese Periode verlegt Blyt t die Einwanderung
Kngler, Entwicklungsgesch. d. Pilanzenw. I.
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