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196 IV. Ueber die EnUvicklung der Floren in Süd- und Centralanierika.
nur das zwischen den Anden von Peru und Chile und dem südlichen Brasilien
gelegene Argentinien und vielleicht auch Patagonien, ferner das an
der Mündung des Amazonenslronies gelegene Flachland ist Neuland und
war bis in die Terliärperiode vom Meer ])edeckt. Auf den geologischen
Karten ist das Küstenland von Rio Grande do Sul und Uruguay; ebenso das
westliche Uruguay und ganz Entrerios, endlich auch das Küstenland von
Patagonien als tertiär bezeichnet, während fast ganz Argentinien für
pleistocen gilt. Hingegen ist ganz Brasilien südlich des Amazonenstromes
seit den ältesten Zeiten über dem Meer gewesen; denn das Land besteht
durchweg aus granitischen, metamorphischen und dem Silur zugerechneten
Gesteinen, nur zwischen Bahia und der Mündung des Francisco, sowie
nördlich desselben sind verhältnissmässig schmale Streifen sedimentärer
Bildung, die der Kreide zugerechnet werden. Ebenso besteht der Kern des
nördlich zw^ischen Amazonenstrom und Orinoco gelegenen Landes aus Urgestein;
über das vom Amazonenstrom und seinen Nebenflüssen in ihrem
obern Lauf durchflossene Land konnte ich keine geologischen Angaben finden;
was unter den mächtigen alluvialen Bildungen dieser Flüsse verborgen
liegt, wissen wir nicht. Was nun den mächtigen Zug der südamerikanischen
Anden betrifft, so sind auch in diesem an vielen Stellen Urgesteine
festgestellt, an welche sich dem Silur und der Kreide zugerechnete sedimentäre
Bildungen anlagern, so dass wir mit Sicherheit annehmen können,
es habe der südamerikanische Höhenzug der Anden von Venezuela bis
Chiloe schon im älteren Tertiär existirt; vorausgesetzt natürlich , dass die
Altersbestimmungen der Geologen richtig sind. Zwischen den nördlichen
Ausläufern der Anden und dem Hochland von Guiana liegt ein breiter
Streifen Landes, von dem Alluvium des Orinoco und von Savannen bedeckt;
dieses Gebiet wird ebenso, wie das des Magdalenenstromes, als tertiär
bezeichnet. Da die der Kreide zugerechneten sedimentären Bildungen
sich längs des ganzen Ostabhanges der Anden von Venezuela bis Peru erstrecken,
so ist es wahrscheinlich, dass auch die »teiliären« Sedimente so
weit reichen und im Süden mit den »diluvialen« Bolivias und Argentiniens
in Verbindung stehen. Die dürftigen Angaben über die Gordilleren Centraiamerikas
lassen auch nur so viel erkennen, dass im Westen ältere Gesteine
vorherrschen, im Osten aber Kreide- und Tertiärbildungen vorhanden sind.
Vorausgesetzt also, dass die erwähnten Altersbestimmungen richtig sind,
würde sich daraus ergeben, dass in der Tertiärperiode die Anden Südamerikas
eine lange Insel darstellten, welche durch ein im Norden schmaleres,
im Süden breiteres Meer von dem brasilianisch-guianischen Dreieck
getrennt war, das möglicherweise auch durch ein dem Amazonenstrom
entsprechendes Meer in 2 Theile, Guiana und Brasilien, geschieden war.
Centraiamerika war von dem Lande der Anden durch eine Meerenge getrennt,
hing aber im Norden mit dem westlichen Nordamerika zusammen,
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7. Allgemeiner Ueberblick über die pflanzengeographische Gliederung etc. 197
das zumeist durch grosse Binnenseen von dem atlantischen Nordamerika
geschieden war. Westindien konnte nur kurze Zeit mit Centraiamerika in
Verbindung gestanden haben; mit Nordamerika war es nie direkt verbunden,
vielmehr, da Floridas Hebung aus der pleistocenen Zeit datirt, von
demselben durch ein viel weiteres Meer geschieden.
Die oben mitgetheilten Beispiele von der Verbreitung einzelner Familien
und Gattungen im tropischen und subtropischen Amerika zeigen, dass
erhebliche Verschiedenheiten sich erst geltend machen im Gebiet der Anden
von Peru bis Chile, woselbst die besprochenen Familien und Gattungen
entweder ganz fehlen oder nur schwach vertreten sind. Ferner zeigt die
tabellarische Zusammenstellung der Verbreitung der Compositen, dass in
Mexiko wesentlich andere Verhältnisse hinsichtlich der Gattungen bestehen,
als in den übrigen unter den Tropen gelegenen Theilen Amerikas. Dass
bei den übrigen Familien dies nicht oder wenigstens nicht in solchem Grade
hervortritt, liegt daran, dass dies meistens rein tropische Pflanzengruppen
sind und dass bei dem Vergleich mit den südamerikanischen Ländern nur
die Golfzone Mexikos, sowie das südliche Centraiamerika in Betracht kommen.
Wenn jetzt schon in den tropischen Ländern Amerikas günstige Verhältnisse
für die Verbreitung einzelner hygrophiler Arten und Gattungen
längs der Küsten bestehen, so musste dies noch mehr der Fall sein, als die
jetzt zusammenhängenden Länder viel ausgedehntere Küstenlinien darboten.
^Zudem gingen , erhebliche Terrainveränderungen, welche wichtige
klimatische Aenderungen zur Folge hatten, nur in dem Gebiet der Anden
vor sich. Demzufolge können wir uns sehr wohl vorstellen, dass in der
Golfzone Mexikos, in Westindien, im niederen Gelände der nördlichen
Anden, in Guiana und in Brasilien die Vegetation im Wesentlichen denselben
Entwicklungsgang hatte, wenn auch dieselben Typen, den lokalen
Verhältnissen entsprechend, in verschiedener Weise sich weiter umgestalteten.
Seit der Kreideperiode waren günstige Verhältnisse für den längs
der Küsten erfolgenden Austausch der auf den Antillen, im östlichen Mexiko,
im südlichen Centraiamerika und in Venezuela wachsenden Formen vorhanden;
es ist also erklärlich, dass die Formen Mexikos, Centraiamerikas,
der nördlichen Anden , Westindiens im Allgemeinen unter einander näher
verwandt sind, als mit denen Brasiliens. Es konnten aber auch immer entlang
den Küsten die Pflanzen sich leicht von Brasilien nach Guiana, Venezuela
und Centraiamerika, sowie nach Westindien verbreiten. Ebenso war
die Verbreitung der Pflanzen nach dem Westen längs der x^ördlichen Küste
Südamerikas, später über die schmale Landenge von Panama hinweg gestattet.
Sobald aber die Hebung des von den Anden eingenommenen Terrains
begann, wurden die Existenzbedingungen für die rein tropischen Gewächse
ungünstiger, sie machten den von Norden her vordringenden Pflanzen Nordel
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