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1 3 2 11. Eigenthümlichkeiten der Pflanzenwelt in Australien, Neu-Seeland etc.
dem sie um so ungestörter Besitz ergreifen konnten, als die klimatischen
Verhältnisse sie von den ein feuchteres Klima liebenden Mitbewerbern isolirten.
Die geologischen Thatsachen, welche beweisen, dass Westaustralien
einst eine Insel war und sich später durch Zurückweichen des Wassers
vergrösserte, namentlich aber ein trockneres, viele Pflanzengruppen ausschliessendes,
demzufolge andere begünstigendes Klima bekam, werde ich
im nächsten Kapitel im Zusammenhang mit andern geologischen Fragen
besprechen.
Auch mehrere der im südöstlichen Australien und aufNeu-Seeland vorkommenden
borealen Typen, Gattungen, welche im extratropischen Gebiet
der nördlichen Hemisphäre reich entwickelt sind, zeigen, dass bei Wiedereintritt
geeigneter Existenzbedingungen die Fortbildung der Racen auch
in einem ganz andern Gebiet erfolgen kann, das als fremdes der ursprünglichen
Heimath gegenübersteht. Die Gattung Mentha ist gewiss im nördlichen
extratropischen Gebiet heimisch, nur hie und da treten einzelne
Formen in Ostindien auf, zu einer dauernden Ansiedlung im tropischen
Gebiet sind sie nicht gelangt, es besteht daher eine grosse Lücke zwischen
dem nördlichen Verbreitungsgebiet der Gattung und demjenigen des südöstlichen
Australiens, wo wir auf einmal wieder 6 endemische Arten von
Mentha antreffen. In noch höherem Grade zeigt Veronica dasselbe, reiche
Entwicklung im nördlichen und im südlichen extratropischen Gebiet, gar
keine im tropischen Gebiet. Es scheint also hieraus hervorzugehen, dass ein
zur Variation neigender Typus diese Thätigkeit einige Generationen hindurch
einstellen, unter geeigneten Verhältnissen aber wieder aufnehmen kann.
Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder zu den Sandwich-Inseln
zurück. Wenn auch in der Mehrzahl der untersuchten Fälle die Pflanzen
der Sandwich-Inseln zu den Inseln des stillen Oceans in Beziehung stehen,
so ist doch auch in einer erheblichen Anzahl von Fällen der Ursprung der
dort vorkommenden Formen im continentalen Asien oder Amerika zu
suchen. In 8 Fällen finden sich die Sandwich - Pflanzen oder ihre Verwandten
nur im continentalen Asien und in 46 Fällen nur im continentalen
Amerika, in 10 andern in Afrika und Amerika oder in Asien und Amerika.
Es ist ziemlich müssig,, die Frage zu ventiliren, ob die Keimlinge dieser
Pflanzen durch Vögel oder durch die pacifische Strömung nach den Sandwich
Inseln gelangten, so lange in dieser Beziehung keine Untersuchungen
angestellt sind. Das ist jedoch wohl zu beachten, dass alle endemischen
Lobeliaceengattungen der Sandwich-Inseln und alle Compositen
ihre nächsten Verwandten in Amerika haben. Nach Wa l l a c e (Island Life
p. SOI) finden sich auf den Sandwich-Inseln 4 Raubvögel, unter denen
einer, Ollis brachyotus, sonst über die ganze Erde verbreitet, besonders
grosse Aehnlichkeit mit einer in Chile und auf den Galapagos vorkommenden
Varietät besitzt, ein anderer, Buteo solüarius, auch mit amerikanischen
4. Vergleich. Betrachtung d. durch ihre Flora ausgezeichn. gross. Inseln etc. 133
Formen entfernt verwandt ist. Von andern Vögeln zeigen nur die Drepanididen
sehr entfernte Beziehungen zu den Vögeln Amerikas. Von den
Gattungen der Landschnecken finden sich 2 nur noch in Westindien, und
unter den Schmetterlingen soll eine neue Gattung der Lucaniden mit emer
chilenischen Gattung verwandt sein. Es sind also in der Verbreitung der
Thiere noch viel weniger Anzeichen dafür vorhanden, dass in neuerer
Zeit ein Import von Amerika her nach den Sandwich-Inseln erfolgt sei.
Auch der grosse Endemismus der Thierwelt spricht für ein hohes Alter der
Inseln, anderseits darf man nicht vergessen, dass sie mehr als die meisten
Inseln des stillen Oceans von andern Inseln und den Continenten entfernt
sind, dass daher die Einwanderung fremder Organismen nur selten, unter
^anz' ungewöhnlichen Verhältnissen erfolgen konnte, und dass auf diesen
Inseln die Ankömmlinge mehr Raum vorfanden, als auf den andern mitten
im Ocean gelegenen Inseln. Es ist sehr wohl denkbar, dass zu der Zeit,
als auf den Anden Chiles und Nordamerikas eine grössere Ausdehnung der
Gletscher erfolgte, in Folge dessen anderswo Nahrung suchende Vögel vom
Lande abkamen und einzelne hierbei auf die Sandwich-Inseln geriethen;
es ist allerdings auch nicht unmöglich, dass früher noch andere kleine
Inseln zwischen den Sandwich-Inseln und Amerika lagen, wiewohl die daselbst
bestehenden grossen Meerestiefen nicht dafür zu sprechen scheinen.
Wann die Entstehung der Sandwich-Inseln und ihre Besiedelung erfolgte,
können wir bei dem vollständigen Mangel an sedimentären Ablagerungen
auf diesen Inseln nicht bestimmen. Der grosse Endemismus sowohl
der Thier-, wie auch der Pflanzenwelt spricht für ein sehr hohes Alter.
Die übrigen Inseln Polynesiens, wie z. B. Tahiti, die Samoa-Inseln, sind
arm an endemischen Formen, die Sandwich-Inseln dagegen zeigen einen
ebenso reichen Endemismus, wie diejenigen Inseln, welche aus den ältesten
Gesteinen bestehen und gleichen Alters mit benachbarten Continenten
sind. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass die Sandwich-Inseln durch
ihre grosse Entfernung von den Continenten und ihre Grösse mehr zur
Weiterentwicklung der eingeführten Pflanzen befähigt waren, als die andern
vulkanischen Inseln des stillen Oceans. Dass der Endemismus für sich allein
zu relativen Altersbestimmungen nicht genügt, will ich in Folgendem zeigen.
Von den 232 Gattungen sind 31 endemisch, also 1 3 ^ , während auf Japan
nur 4,6 X der Gattungen, auf Neu-Seeland nur 6,4 ^ endemisch sind.
Wie ist das zu erklären? Die Flora Japans ist höchstwahrscheinlich älteren
Datums, als die Flora der Sandwich-Inseln; aber es ist dem Continent bei
Weitem näher, als diese und höchstwahrscheinlich während der Tertiärperiode
mit demselben direct oder indirect verbunden gewesen. Auch sind
die endemischen Gattungen auf Japan anderer Art, als die der Sand\vich-
Inseln. Von den 48 endemischen Gattungen auf Japan sind 43 monotypisch
und die 5 andern umfassen nur 2 Arten. Auf Neu-Caledonien sind von
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