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II. Eigenthümlichkeiten der Pflanzenwelt in Australien, Neu-Seeland eic.
bewohner dieser Inseln die Annahme einer in neuester Zeit erfolgten Einwanderung
nicht zulässig ist. Es empfiehlt sich zu einer solchen Betrachtung
die Gruppe der Sandwich-Inseln um so mehr, als die Flora dieser
Inseln durch verschiedene ausgezeichnete Botaniker gründlich erforscht ist
und wohl nur noch wenig Zugänge zu erwarten sind.
V i e r t e s Capitel.
Vergleiclieude Betraclitimg der durch ihre Flora ausgezeichneten
grösseren Inseln des stillen Oceans, insbesondere der Sandwich-
Inseln und Neu-Caledoniens, sowie Hervorhebung ihrer Beziehungen
zu Australien und Neu-Seeland.
Besclirankung des der Vegetation zugängliclien Terrains auf den Saadwicli-Inseln. — Verzeiciinifis der
von den Inseln bekannten Gefässpfianzen. — Verbreitungsmittel dieser Pflanzen und anderer, welche die
Inseln des stillen und indisclien Oceans bewolinen. — Herkunft der auf den Sandwicli-Inseln existirenden
Typen; die meisten Pflanzen goliören Typen an, welche entweder in derselben Form oder in
ähnliclier Form auch sonst auf Inseln des stillen Oceans, zum Tlieil aber auf der siidliclien Heraispliäre
vorkommen, eine viel geringere Zahl gehört Typen an, die jetzt nur continental sind. — Holie Entwicklungsfähigkeit
einzelner nach den Sandwich-Inseln gelangter fremder Typen. — Aehnliche Verhältnisse
auf "Neu-Seeland und in Australien, namentlich in Westaustralien; in Neu-Seeland und Ostaustralieu
haben ihre Entwicklungsfähigkeit auch einige Typen bewiesen, welche anderseits zur reichsten Entfaltung
im nördlichen extratropischen Gebiet gelangt sind. — Beziehungen der Sandwich-Flora zu der von
Amerika. — Eigenthümlichkeit des Endemismus auf den Sandwich-Inseln; Vergleich desselben mit
dem anderer Florengebiete und Erklärung der auffallenden Verschiedenheiten aus der Lage und dem
Alter der Gebiete. — Hinweis auf Japan und Ceylon. — Vergleich des Endemismus der Sandwich-Inseln
mit demjenigen von Neu-Seeland. — Vergleich der Sandwich-Inseln mit den Fidji-Inseln. — Eigenthümlichkeiten
der Flora Neu-Caledoniens , nebst Besprechung ihrer Beziehungen zur Flora Australiens. —
Beziehungen der Flora Neu-Guineas zu denjenigen von Australien und Ostindien; — Hinweis auf die
ehemaligen Landverbindungen im indischen Archipel und die dadurch begünstigte gleichartige Entwicklung
in Ostaustralien und Neu-Caledonien. — lieber das Fehlen der Coniferen auf den Sandwich-Inseln
und ihre Verbreitung auf den Australien benachbarten Inseln.
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Ueber Lage und Grösse der Sandwich-Inseln giebt jeder guteAtias genügende
Auskunft, ich beschränke mich hier auf einige Bemerkungen über
das der Vegetation zugängliche Terrain, welche der Abhandlung von H.
Mann : Enumeration of Hawaian Plants in den Proceedings of the American
Academy YII (1868) p. 147 ff. entnommen sind. Auf Hawai schliessen drei
13—UOOO' hohe Berge ein ebenfalls aus Lava bestehendes 5000' hohes
Plateau ein; nur die den Passatwinden ausgesetzten Abhänge sind feucht,
das Plateau selbst aber ist trocken, da das von den atmosphärischen Niederschlägen
stammende Wasser in die poröse Lava einsickert, auch die unterste
Region bis 1500 oder 2000' ist steril und beherbergt nur wenige eigenthümliche
Arten; ebenso sind die eigentlichen Gipfel fast kahl; die reiche
und characteristische Vegetation Hawais findet sich also vorzugsweise nur
au den wenigen den Passatwinden ausgesetzten Abhängen zwischen 1500
4. Vergleich. Betrachtung d. durch ihre Flora ausgezeichn. gross. Inseln etc. 105
oder 2000' bis 4000 oder 4500'. Aehnlich ist es auf den andern Inseln.
Auf West-Maui, Oahu und Kauai sind die Berge niedriger, ihr oberer Theil
zwischen 4000 und 6500' liegt gerade in der feuchten Region; der Boden
ist hier schon so verändert, dass er weniger Feuchtigkeit durchlässt, als in
den trocknen Theilen der andern Inseln. Hier kann man auch die Verkümmerung
des in den niedern Regionen mächtige Bäume bildenden Metrosideros
polyniorpha zu —2' hohen dichten Gebüschen (clumps) wahrnehmen,
zw^ischen denen eigenthümliche Violen, Tnssocks yon Oreobolus
und einige wenige andere Pflanzen, so auch Drosera longifolia gefunden
werden. Trotzdem also die Sandwich-Inseln zusammen einen ziemlich
grossen Flächenraum einnehmen, so ist doch der von Vegetation bedeckte
Raum verhältnissmässig gering, und um so auffallender der Reichthum an
eigenthümlichen Pflanzenarten.
Nachdem verschiedene Autoren, namentlich in neuerer Zeit Asa Gray,
Pflanzen von den Sandwich-Inseln beschrieben hatten, versuchte zuerst
H. Mann in der oben erwähnten Abhandlung eine Zusammenstellung
sämmtlicher von der Inselgruppe bekannt gewordenen Pflanzen. Seit dem
Jahre 1868 ist aber sehr viel hinzugenommen, ganz besonders durch Dr. v.
W a w r a i ) , der die Novara-Expedition begleitete und die Sandwich-Inseln
zweimal besuchte; namentlich auf den nördlicheren Inseln viel sammelte
und der Bearbeitung seiner Sammlungen einen besonderen Werth dadurch
verlieh, dass er die ausserordentliche Variabilität vieler Typen darlegte.
Folgendes Verzeichniss ist eine Zusammenfassung dessen^ was von Gefässpflanzen
der Sandwich-Inseln bekannt geworden ist; rechts vom Namen
ist die Verbreitung der Pflanze oder ihrer Verwandten ausserhalb der Sandwich
Inseln angegeben; was sich auf die Verwandten bezieht, ist ges
p e r r t gedruckt.
Nur die einheimischen Arten sind mit Nummern versehen, die endemischen
mit eingeklammerten Ziff'ern; die Namen aller Arten, welche
irgendwie der Einführung durch den Menschen verdächtig sind , sind cursiv
gedruckt; die Namen der endemischen Gattungen treten durch fetten
Druck hervor. Um zu zeigen, in wie hohem Grade auf Inseln die Erhaltung
und Fortpflanzung holziger Gewächse begünstigt ist, ist allen Arten, welche
1) Den grössten Theil seiner Sammlungen bearbeitete v, W a w r a selbst in der Flora,
Regensburger bot. Zeit. ISTS-—1 875; die Cyperaceen und Gramineen, welche letztere
leider in der Aufzählung H. M a n n ' s gar nicht berücksichtigt werden konnten, bestimmte
H. W. R e i c h a r d t in den Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien, math.-naturw.
Klasse, Abth. Band 76 ; die von v. W a w r a gesammelten höheren Kryptogamen, von
Ch. L u e r s s e n in der »Flora«-1875 bearbeitet, ergaben wenig Zugänge; die niederen
Kryptogamen wurden ebenfalls von H. W. R e i c h a r d t in den Sitzungsber. d. W^iener
Akademie; Band 75, aufgeführt.
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