
40 11. Entwicklung der Flora des östlichen und centralen Asiens etc.
treffen, 21 andere reichen noch weiter bis Daurien, 14 bis nach Irkutzk,
16 bis zum Altai und 8 bis zum Ural. Andererseits hat Japan mit Pekin
(mit Zugrundelegung des allerdings nicht erschöpfenden Verzeichnisses von
Bunge)^ ausser den 164 weiter verbreiteten Arten 61 Arten gemeinsam, die
im Amurland nicht vorkommen ; hiervon sind 47 nur von Japan und Pekin,
5 auch noch von den Baikalländern, 4 auch noch vom Altai und 5 auch
noch von Südrussland und dem Kaukasus bekannt, Zahlen, die sich allerdings
später ändern werden, wenn erst Chinas Flora genauer bekannt sein
wird. Es ist aber aus diesen Angaben ersichtlich, dass trotz der grossen
Zahl von Pllanzen , welche in Japan vorkommen und das westliche Europa
erreichen, im nordöstlichen Asien die specifisch japanischen Florenelemente
sehr bald verschwinden.
Neuerdings sind auch aus der Mandshureii) und Ostsibirien Tertiärpilanzen
bekannt geworden, welche beweisen, dass zur Tertiärperiode daselbst
der Vegetationscharakter mit dem Nordamerikas übereinstimmte. Die
im Amurland und in der Mandschurei gefundenen Reste sind sehr dürftig.
An der untern Bureja fand S c hmi d t : Taxod. distichiim, Populus arabica,
P. Richardsoni. Betulae spec. und ein Blatt einer Lauracee, welches Heer
Launis Schmidtiana benannte, das mir aber ziemlich sicher zu Benzoin zu
gehören scheint; die Bestimmung einer Frucht Diospyros scheint mir
auch noch unsicher. An der Grenze von Korea unter 43° n. Br. und am
Kengha-See in der Mandshurei wurden Osmimda Heerii, Taxodium distichum,
Séquoia Langsdorfii, Pinns podosperma, Planera Ungeri, Hex Schmidtiana
1 Rhamnus, 1 Acer, 1 Popidus nachgewiesen. Wenn wir von Taxodium
und Séquoia absehen, würden diese Reste auf eine grosse Uebereinstimmung
der Tertiärflora jener Gegenden mit der gegenwärtig daselbst befindlichen
Flora hinweisen, und es möchten wohl dieselben einer der jüngsten
Epochen der Tertiärzeit angehören. Reichhaltiger und wichtiger ist der Fund,
welcher bei Simonowa im Gouvernement Jenisseisk unter o^"" von Lopat
i n gemacht wurde. Von den 18 dort gefundenen Pflanzen sind besonders
bemerkenswerth : Glyptostrobus Ungeri, Platanus Guilelmae, Diospyros
brachysepala u. D, anceps, Cornus rhamnifolia, Nyssa Vertumni, Hex stenophylla,
Aralia Tschulymensis, A. Baeriana, Acer sibiricum, verwandt
mit A. nigrum in Nordamerika, Cedrus Lopatini, nahe verwandt mit Cedrus
Deodara. Diese, sowie die Glyptostrobus und die Aralia haben ihre Verwandten
im Gebiet des Himalaya oder in China, die meisten andern nähern sich
Formen, die jetzt im östlichen Nordamerika noch erhalten sind. Die Gleichalterigkeit
dieser Lagerstätten mit den oben angeführten der Mandshurei
möchte ich aber bezweifeln, da trotz der nördlicheren Lage die südlicheren
-l) 0. Heer, Beiträge zur fossiienFloraSibiriensiinddesAmurlande5inM6m.de
TAcad. imp. des sciences de St. Pötersb. VIL t. 25. Nr. 6 p. 36—57.
6. Austausch der Florenelemente zwischen Asien und Nordamerika. 41
Formen hier vorherrschen. Allerdings war der Theil Sibiriens, wo diese
Pflanzen gefunden wurden, zur Zeit ihrer Entwicklung vom Meeresklima
begünstigt; denn er bildete eine Halbinsel zwischen dem sibirischen Meer
und dem Han-hai. Jedenfalls ergiebt sich aus den tertiären Pflanzen Sibiriens,
so dürftige Reste der ehemaligen Flora sie auch sind, dass auch die
Flora' der westlicher gelegenen Landstriche Asiens ein nordamerikanischjapanisches
Gepräge hatte. ' Die Bestimmung einiger andern an genanntem
Orte gefundenen Blätter als Eucalyptus sibirica, Myrtophyllum boreale, Metrosideros
calophyllum halte ich so lange für gewagt, bis nicht Blüthen oder
Früchte vorliegen. Diese sibirische Tertiärflora bildet auch ein sehr naturgemässes
Uebergangsglied zu der miocenen Tertiärflora Mitteleuropas.
Es handelt sich luin noch darum , zu untersuchen, ob das südwestlich
der Mandshurei gelegene Gebiet ehemals auch den nordamerikanisch-japanischen
Charakter hatte. Leider wissen wir sehr wenig über die Gebirge
Chinas in pflanzengeographischer Beziehung; erst in allerneuster Zeit sind
uns etwas eingehendere Mittheilungen über den Charakter derselben zugekommen.
Einerseits ist aus den Angaben des energischen russischen
Reisenden P r z ewa l s k i zu entnehmen, dass die östlich von der Gobi gelegenen
Gebirge in ihrem Charakter mancherlei Aehnlichkeiten mit den
Gebirgen des Amuriandes aufweisen, während andererseits die Gebirge des
südwestlichen Chinas nach den Berichten des französischen Missionärs
D a v i d auf ihrer Südseite die tropische und auch durch das Vorkommen
zahlreicher Bhododendra charakterisirte Flora des Himalaya zeigen. Der Himalaya
und Tibet haben mit Japan und Nordamerika ausser einer grösseren
Anzahl weit verbreiteter Pflanzen nur wenig Arten gemeinsam, welche auf
ehemalige nähere Beziehungen dieser Länder hindeuten; aber ebenso wie
in Japan und Nordamerika eine grosse Anzahl correspondirender Arten
existiren, so giebt es auch eine Anzahl von correspondirenden Arten im
Himalaya, Japan und Nordamerika aus Gattungen, welche ausserhalb dieses
Striches, namentlich in dem peninsularen Indien nicht angetroffen werden ;
ich weise hin auf Podophyllum, Apios, Triosteum, Adenocaulon, Ulmus,
Carpinus, Coptis, Dielytra, Staphylea und auf das S. 30—33 gegebene
Verzeichniss.
Ebensowenig wie sich das Vorhandensein correspondirender Arten in
Japan und Nordamerika aus den gegenwärtigen Verhältnissen erklären lässt;
ebensowenig reichen die jetzt herrschenden Verhältnisse zur Erklärung des
Auftretens correspondirender Arten im Himalaya und Ameiika aus. Schon
das oben erwähnte Vorkommen von so wenigen identischen^ anderswo fehlenden
Arten in beiden Gebieten zeigt, dass unter den heutigen Verhältnissen
eine directe Wanderung von Amerika nach dem Himalaya oder umgekehrt
über Japan und China hinweg nicht denkbar ist. Wohl aber können
wir mit grösster Wahrscheinlichkeit annehmen, dass in der Tertiärzeit diei"'
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