
l i i
m f
k
190 .EnUvicklung der Pllanzcnwelt in den ausserhalb der Hochgebirge etc.
Wege bis nach Frankreich gelangt. ' Dannl ist aber keineswegs gesagt; dass
überall da^ wo einzelne der Pllanzen vorkommen^ welche in Russland sich
an der Zusammensetzung der Steppen betheiligen, nun auch Steppenflora
existirt haben muss; eine Pllanze kann sehr wohl in einem Gebiet vereinzelt
und in einem andern heerdenweise auftreten. Unter den Steppenpflanzeu;
welche in Norddeutschland nordöstlich vom Harz und dem Thüringer
Wald ihre Grenze finden, sind besonders hervorzuheben: A d o i i i s v e r n a l i s
L.; R a i i u n c u l u s ü l i / r i c i i s L ^ j A r a b i s b r a s s i c i f o r m i s Wallr.j G y p s o p h ü a f a s t i -
g i a t a L . , L a v a t e r a t h u v i n g i a c a L . ^ O x y t r o p i s p i l o s a D C . j A s t r a g a l u s e x s c a -
p u s L . ^ P o t ent i l l a c d b a L . ^ I l i e r a c h i m e c h i o i d e s K i t , ^ N o 7 i 7 i e a p u l l a D G . ^ C a r e x
s u p m a Whinbg. etc. Viele dieser Pflanzen haben weiter südlich ihre Westgrenze
im Rheinge])iet. Jedenfalls ist es von grossem Interesse, dass gerade
in dem Gebiet; in welchem der entschiedenste Nachweis für eine ehemalige
Steppenfauna geliefert wurde, auch jetzt noch ein grosser Theil derjenigen
Pflanzen exislirt, welche weiter im Osten heimisch sind, wo eben auch
jetzt noch Steppenbildung in ausgedehntem Maasse besteht.
Wir haben nun gesehen, wie die Grundverschiedenheiten der einzelnen
Theile Mitteleuropas ebenso wie diejenigen Nordamerikas und Asiens in
Verhältnissen begründet sind, welche lange vor der gegenwärtigen Periode
zu Stande kamen. Der Reichthum Westeuropas an südlichen Pflanzen beruht
auf der Nachl)arschaft der während der Glacialperiode wenig geschädigten
Mittelmeerflora, die im Westen Europas wenigstens die milden Winter
wieder findet; der Reichthum des südöstlichen Europa an mittelasiatischen
Typen ist gegründet auf die späte Trockenlegung dieses Gebietes, die der
Ansiedlung von Steppenpflanzen ganz besonders günstigen Bodenverhältnisse
und den heissen trocknen Sommer; der Reichthum der südlichen
Mediterrangebirge an endemischen Erzeugnissen ist wesentlich nur zu verdanken
der ungestörten Entwicklung, deren hier die Vegetation auch in der
Periode sich zu erfreuen hatte, welche so nivellirend auf das Land nördlich
des allen Tertiärmeeres einwirkte. Während die Mittelmeerländer alle zalilreiche
endemische Erzeugnisse aufzuweisen haben, auch in den Pyrenäen,
Alpen und den Karpathenländern neben einzelnen wohlerhaltenen präglacialen
Typen schon wieder zahlreiche endemische Formen auftreten, sind
es in den nördlich von diesen Gebirgen gelegenen Gebieten nur den i'eicheren
Nachbarn entliehene Formen, welche die nackten, ihrer ursprünglichen
Vegetation beraubten, aus Eis und Wasser auftauchenden Länder bekleiden;
nur scheinbar ist die Pflanzendecke einzelner vor den übrigen durch Eigenartigkeit
ausgezeichnet; aber bei genauerer Untersuchung finden wir, dass
diese Eigenartigkeit nur auf einer umfangreicheren Entlehnung von Formen
e i n e s Nachbargebietes beruht, während andere junge Länder sich mit
einer buntscheckigen Pflanzendecke begnügen müssen, zu der verschiedene
Nach])arländer geringe Beiträge geliefert haben. Bisher hal)en wir nur ver-
17. Verdrängung der Glacialpflanzen iti Mittel- und Nordeuropa etc. 191
sucht; uns im Allgemeinen eine Vorstellung von der Herkunft der Florenelemente
zu verschaflen, welche nach der Glacialperiode in das mittlere
und nördliche Europa eindrangen; für die Detailforschung liegt aber gerade
hier noch ein grosses Feld offen; ich muss bekennen, dass ich jetzt noch
nicht den Zeitpunkt für gekommen erachte, um aus den hier und da mitgetheilten
Resultaten der Untersuchungen von Torfmooren sowie aus den
Notizen über untergesunkene Wälder ein einheitliches Bild von den Veränderungen,
welche nach der Glacialperiode bei dem Kampf der östlichen
Florenelemente mit den südwestlichen in Mitteleuro])a erfolgten, zusammenzustellen.
Die Funde subfossiler Pflanzen in Deutschland sind noch
lange nicht zahlreich genug, um erkennen zu lassen, ob die durch dieselben
angezeigten Veränderungen blos lokaler Natur waren oder ob sie in allgemeinen
klimatischen Aenderungen begründet waren. So lange solche Untersuchungen
sich nicht über grössere Gebiete erstrecken und nicht mit
bestimmter Fragestellung gemacht sind, lassen sie sich nicht gut verwerthen.
Dagegen kann ich es nicht unterlassen, schon jetzt auf die Resultate der
Untersuchungen einzugehen, welche die skandinavischen Forscher in dieser
Richtung gemacht haben. Skandinavien ist ein ausserordentlich günstiger
Boden für diese Forschungen, weil hier die Besiedelung vorzugsweise durch
Pflanzen, die aus dem Süden, Südwesten und Südosten kamen, erfolgte
und zwar auf einem Boden, der während der Glacialperiode jedenfalls nur
wenige hocharktische Pflanzen fortexistiren Hess. Schon F. W. C. Ares
c h o u g i ) hat in einer leider nur schwedisch erschienenen Abhandlung
gezeigt, dass in Skandinavien drei eingewanderte Florenelemente existiren,
nämlich das nordsibirische, das altaische und das kaukasische oder das des
Mittelmeergebietes. Seine Resultate gründeten sich auf die Ermittlung der
Herkunft der jetzt in Skandinavien verbreiteten Pflanzen. Andere Forscher
haben aber auch die Geschichte der skandinavischen Pflanzenwelt, namentlich
die der Baumformen, aus den Pflanzenresten ermittelt, welche sich in
den Waldmooren dieses Landes aufgehäuft finden. Wie wir oben sahen,
hatte S t e e n s t r u p 2 ) zuerst auf Seeland die Aufeinanderfolge von P o p u l u s
t r é m u l a , P i n n s s y l v e s t r i s , Q u e r c u s s e s s i l i f l o r a . A h v u s g l u t i n o s a ^ F a g u s s i lvát
i c a constatirt und später gelanges ihm auch mit N a thor s t , unter <ler
Zitterpappelschicht die GlacialQora nachzuweisen. Auch E 1 i as F r i e s hat
gezeigt, dass in Schweden um die Waldmoore, welche sich auf dem Gruslager
der erratischen Periode ausgebreitet finden, P o p u l u s t r é m u l a ^ P i n n s
1) F. W. G. A r e s c h o u g : Bidrag tili den skandinavislca vegelationeiis historia.
Liinds Universitets Ars-Skrif't -1866.
2) S t e e n s t r n p in Vidensko])ernes Selskabs Afhandlinger 18/(1; kurzer Auszug
im Bulletin du Congrès international d'archéologie préhistorique à Copenhague 1 869.
p . 168—170.
3) E l i a s Pries in H p r n s c h u e h ' s Archiv skandinavischer Beitrage Ili. '1.
i
í¡
li
fi M ri
J t
' f
SUHÎÎ
i ^
*
M
I I
3'ii
»
;