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102 IV. Entwicklung der Hochgebirgsfloren vor, \vährend u. nach der Glacialperiode
andern Gründen niöchlc ich schliessen, d a s s ein g ros s e r T h e i l d e r in
d e n Alpen h e i m i s c h e n A r t e n , ebens o ein g r o s s e r Theil der
p y r e n ä i s e h e n Ar ten sich erst nach der G1 a c i a 1 p e r i o d e i) ent -
w i c k e l t hal oder wenigstens nach der Zeit, in welcher alpine und hochal[)
ine Pflanzen von den Pyrenäen nach Süden wandern konnten. Sollen
wir nun auf Grund dieser Verhältnisse annehmen, dass zu der Zeit, als sich
unzweifelhaft von den Pyrenäen ein 53 Kilometer langer Gletscher (von Gavarnie
bis Lourdes) nach Norden und ebenso ein anderer l)is zu 1 300 Meter
Höhe nach Süden sich erstreckte, Spanien bis zur Sierra Nevada in ähnlicher
Weise vergletschert war, wie die Schweiz und Tirol? Sollen wir annehmen,
dass während dieser Zeit nur Glacialpflanzen in Spanien existirten
und alle Pllanzen, die in Spanien der Mediterranflora angehören, sich erst
später aus Grundformen entwickelt haben, die sich in das nördliche Afrika
zurückgezogen hatten , als von Norden her die Entwicklung der Gletscher
])egann? Bevor ich hierauf antworte, will ich noch die alpinen Floren der
übrigen Hochgebirge in den südlichen Tlieilen des Mittelmeergebietes kurz
besprechen.
Was zunächst den marokkanischen Atlas belrifl't, so ist die Flora seiner
mittleren und oberen Zone von 1200 — 3500 Meter neuerdings von BaIP)
nach den von ihm und H o o k e r , von Cosson, Fritsch und Rein gesammelten
Materialien zusammengestellt worden, auch hat derselbe, ein
gründlicher Kenner der Mediterranüora, diese Flora mit der der Sierra Nevada
und Dalmatiens verglichen. Wir linden da viel Aehnlichkeiten mit
der Sierra Nevada; denn auch im marokkanischen Atlas steigen sehr viel
Pflanzen der niederen Region in die alpine Region hinauf und zwar nicht
blos Mediterranpflanzen, sondern auch sehr viel mitteleuropäische, wie z. B.
Arabis aun'ciilata Lam., Sisymbrmm Thaliamim, Tunica prolifera L., Geranixim
molle L. , lUbes GrossulariaL. ^ llieracmm PilosellaL. und andere:
ferner bilden auch hier viele Mediterranpflanzen in der alpinen Region
ei^enthümliche Varietäten oder solche, welche denen anderer hochgelegener
Theile des Mittelmeergebietes entsprechen; damit im Zusammenhang
steht auch, dass die endemischen Formen so wie in der Sierra Nevada
Gattungen angehören, die im MittelmeergebieL mehr oder weniger reichlich
entwickelt sind; eine Art, Monanthes atlanticaBdW^ gehört einer Gattung an,
die jetzt nur auf die Canaren und Marokko beschränkt ist. Im üebrigen zeigt
die Flora des marokkanischen Atlas eine ziemlich selbständige Entwicklung,
wie aus folgender, von Bal l gegebenen Tabelle hervorgeht3).
1) Vergl. auch C. v. Naegel i : Das gesellschaftliche Entstehen neuer Species in
Sitzg.-Ber. d. math. phys. Classe d. k. bair. Akad. d. Wiss. i. Febr. 1 873.
2) Marocco and the Great Atlas by J. D. H o o k e r and John Ball, Appendix G.
p. 4 i s IT.
Im Alli^emeinen zeigt die Flora von Marokko mehr Beziehungen zu den west-
12. Alpine Flora der Hochgebirge von den Pyreniicn bis zu den Karpathen etc. 103
in der
oberen
Region der
Sierra
Nevada
in der
montanen
Region Andalusiens
in der
unteren
Region von
Südspanien
ausscliliesslicli
im
nördlichen
Spanien
ni eilt in
Spanien
In den Thälern des grossen Atlas ¡1
finden sich 455 Arten, davon 103 82 100 44 126
In der oberen Region des grossen
Atlas (2000 3500 m) finden
sich 176 Arten, davon 61 19 20 ai 55
Dass die obere Region des Atlas 55 Pflanzen besitzt, welche in Spanien
fehlen , erklärt sich einfach daraus, dass für die Pflanzen, welche sich daselbst
aus denen der untern Region entwickelt haben mussten, keine andere
Gelegenheit gegeben war, anders wohin zu gelangen als die des
Samenlransportes durch Vögel. Dass aber in den Thalern des marokkanischen
Atlas sich so viele mitteleuropäische Pflanzen finden, die bis jetzt in
Spanien nicht gefunden sind, ist nicht so auflallig. Nach den früheren
Untersuchungen war ein grosser Theil der in Mitteleuropa vorkommenden
Pflanzen schon am Ende der Tertiärperiode vorhanden (wie dies auch aus
der miocenen Flora von Oeningen hervorgeht) und in einem grossen Theil
des Mittelmeergebietes verbreitet, in welchem erst später das heutige,
durch trocknere Sommer characterisirte Klima eintrat, welches dann die
reichere Entwicklung der für dieses Klima geeigneten Typen begünstigte.
Dazu kommt, dass der Atlas sowohl an seinem südwestlichen , wie an dem
nordöstlichen Ende von einer Zugstrasse für Zugvögel gestreift wird, einerseits
von der Strasse, welche von Spitzbergen längs Skandinaviens, Englands,
Frankreichs und Spaniens verläuft; andrerseits von der Strasse,
welche aus dem Rheinthal nach dem Rhonethal und von da längs der Ostküste
Spaniens nach Algier führt es konnten daher wohl auch einzelne
liehen Mittelmeerländern, als Algier; es erklärt sich dies sehr natürlich nicht blos durch
den ehemaligen Zusammenhang Spaniens und Marokkos, sondern auch durch die von
Spanien nach Afrika führenden Zugstrassen der Vögel, wie andrerseits der grössere
Reichthum Algiers an italienischen Pflanzen seine Erklärung darin findet, dass Sicilien
mit Tunis zusammenhing. Nach Cos son (Note sur la géographie botanique du Maroc
in Bull, de la Soc. de France 1873 p. 49—6'!) stehen die Floren Marokkos und des östlichen
Algiers hinsichtlich der auch in andern Theilen des Mediterrangebietes verbreiteten
Pflanzen in folgendem Verhältniss zu einander.
Italien osti. Medit. westl. Medit.
Marokko 1 5 393
Oestl. Algier 37 25 248
1) Vergl. Palmén: lieber die Zugstrassen der Vögel. Leipzig-1876.
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