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3U6 V. Das tropische Florenreich der alten Welt oder das paläotropische etc.
Die zu dem Formenkreis des Ii. moluccanus gehörigen Formen finden sich
nicht auf dem continenlalen Afrika; aber auf Madagascar und den Mascarenen,
sodann in ganz Indien, in Ceylon, Vorderindien, dem Himalaya, in
iiinterindien und dem indischen Archipel, ferner im tropischen Australien,
auf den Fidji-Inseln und in Polynesien, auch in China und Japan. Von
diesem Typus giebt es sowohl tropische Formen, wie auch solche, die sich
dem subtropischen und gemässigten Klima apgepasst haben und die daher
aus den unteren Regionen in die höheren hinaufsteigen.
Diese Beispiele zeigen, wie ungleich die Verbreitung der einzelnen
Pllanzengattungen im tropischen Asien und Polynesien ist; je nachdem man
auf die eine oder andere Gattung mehr Gewicht legt, kommt man zu einer
verschiedenen Ansicht über die Entwicklung im indisch-malayischen Gebiet;
man muss also möglichst viele Erscheinungen zusammeftfassen und
aus diesen gewissermaasseu ein mittleres Resultat ziehen.
Als solche allgemeine Ergebnisse kann ich nun folgende hinstellen:
1. Wie im tropischen Afrika sich ein hervorragender Unterschied
zwischen dem feuchten bewaldeten Westafrika und dem trockneren, mehr
mit Savannen bedeckten Ostafrika geltend macht, so ist auch im tropischen
Asien der durchgreifendste Unterschied zwischen dem trockneren Vorderindien
und den übrigen feuchteren Theilen des indisch-malayischen Gebietes
vorhanden. Viele Gattungen, die auf dem Plateau von Dekkan fehlen,
kommen nicht bloss auf Malakka und den Inseln, sondern auch am Fuss
des Himalaya und im westlichen, feuchten Vorderindien vor. Der trocknere
Theil Vorderindiens stimmt seinem allgemeinen Charakter nach mehr mit
dem östlichen Afrika überein, mit welchem er auch durch Arabien in Verbindung
steht. Sir J o s e p h Hookerl), jedenfalls der beste Kenner der
indischen Flora, äussert sich über die Vegetation von Scinde folgendermaasseu
: »Mehr als 9/io der Vegetation, nach grober Schätzung, bestehen
aus Pflanzen, welche in Afrika vorkommen. Wenigstens die Hälfte sind
gemeine nubische oder ägyptische Gewächse, die sich jedoch, da sie sich
gegen die Feuchtigkeit indifferent verhalten, über alle Theile Indiens verbreitet
haben, z. B. Gynandropsis pentaphylla, Abutilón indicum, Tribulus
terrestris, Tephrosia purpurea, Glinus lotoides, Grangea-maderaspatana
Tnchodesma indicim, Lippia nodiflora, Solanum Jacquini, Aerva lanata
Achyranthes aspera. Eine kleinere, aber immer noch beträchtliche Zahl
ist tropisch-afrikanisch und hat sich auch über Indien weit verbreitet.
Unter diesen sind viele Convolvulaceae, wie Batatas pentaphylla, PharbÜis
M , Ipomaea muricata und /. reptans und viele der gemeinsten indischen
Gewächse, wie Peristrophe bicalyculata und mehrere Arten von Corchorus
J. D. Hook e r and Th. T h oms o n : Introductory essay to the Flora indica
London 1855, p. '
13. Ueber die Flora Ostindiens; des indischen Archipels u. Polynesiens. 307
und Triiimfetta. Eine l)elrachtliche Zahl (vielleicht Yß aller) sind gemeine
ägyptische Gewächse (wohl richtiger gemein in Aegypten), welche die
Feuchtigkeit zu wenig ertragen, um dem Klima der feuchteren Theile Indiens
zu widerstehen, die sich aber längs der arabischen und persischen Küsten
bis Scinde erstrecken und von da zum Pendjab und den trockneren Theilen
der Gangesebenö, zum Theil sogar nach Dekkan und Mysore. Solche sind:
Peganum Harmala^ Cocmhis Leaeba^ Gapparis aphylla, Fagonia arabica,
Alhagi Maitroriim^ Acacia arabica^ Prosopis spicigera^ Zizyphiis Lotus und
Calotropis procera^ die alle in den trockneren Theilen Vorderindiens verbreitet
sind; Malcolmia africana^ Corchorus depresstcs, Cucumis Colocynthis^
Bertholetia kmceolata, Ueliotropium undulatum^ Salvia aegyptiaca^ Lycium
europaeum, Cometes surattensis, mehrere Chenopodiaceen und Crypsis
schoenoides sind nur im nördlichen Indien anzutreffen. Mit diesen kommen
einige wenige centraleuropäische Pflanzen vor. Scinde enthält auch eine
beträchtliche Anzahl von Arten, welche sonst in Indien nicht angetroffen
werden ; aber in Arabien und Nubien, so Zygophyllum album und simplex^
Balsamea (ist jetzt auch aus andern trockneren Theilen Indiens vertreten),
Neurada procumbens etc.«
Im Pendjab ist die Flora fast identisch mit der von Scinde; bei zunehmender
Breite aber und zunehmender Erniedrigung der mittleren Temperatur
nehmen die Mediterranpflanzen zu, welche in Afghanistan sehr
zahlreich sind. Die strauchigen charakteristischen Pflanzen sind dieselben,
wie in Scinde. In den trockneren Theilen der Gangesebene, im Süden
derselben und in der Provinz Rajwara ist diese Flora auch vertreten. Im
Uebrigen enthält die Gangesebene fast nur über ganz Indien vei^breitete
Pflanzen. Auch in der Provinz Marwar und in den offenen Ebenen von
Gujerat nördlich vom Nerbada herrscht die Scinde-Vegetation. Selbst im
südöstlichen Theil Vorderindiens, in der Provinz Carnatic finden sich viele
für Aegypten charakteristische Pflanzen, so z. B. Cocculus Leaeba und Cappa7is
aphylla. Die einzigen Palmen gehören hier den Gattungen Calamus
und Phoenix an.
2. In Vorderindien und auf Ceylon besitzen die feuchteren westlichen
Districte zwar mehrfach Vertreter aus den Familien; welche den trockneren
Theilen Indiens fehlen, und auf Ceylon erreichen sogar einzelne Gattungen,
wie Semecarpus^ eine reichere Entwicklung als im indischen Archipel, auch
sind hier viele Gattungen vertreten, w^elche in Afrika fehlen; aber andererseits
zeigt dieser Theil Indiens auch mancherlei Beziehungen zu Ostafrika,
so in dem Vorkommen der Gattungen Balsamea und Boswellia^ welche
sowohl in Westafrika, wie im tropischen Himalaya, in Hinterindien und auf
den Inseln des Archipels fehlen. Vor Allem ist aber von Wichtigkeit, dass
die Eichen, welche in den östlichen Theilen Indiens so häufig sind, hier
gänzlich fehlen, ebenso die Gattung Pinus^ von der Pinns insularis selbst