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2 8 6 V. Das tropische Florenreich der alten Welt oder das paläotropisclie etc.
Arten und Geltungen, selbst wenn ihre Vorfahren hier erst eingewandert
sind, im Capland entstanden: wir haben bei der Untersuchung der australischen
Flora gesehen, dass Typen, aus weiter Ferne in ein neues, ihnen
besonders günstiges Terrain versetzt, daselbst wieder variiren und zur
Artbildung gelangen, während sie auf dem dazwischen liegenden, für sie
ungünstigen Terrain nur nothdürftig existiren. So ist es auch erklärlich,
dass Typen, wie die Fumariaceen, im Mediterrangebiet und im Capland
existiren, in ganz Ostafrika aber fehlen; sie konnten sehr wohl auf den
Gebirgen Abessiniens und vielleicht auch auf dem Kilmaragebirge, auf dem
Kilimandscharo, auf dem Milandschegebirge und den Drakenbergen einige^
Zeit existiren, gingen aber dann daselbst unter, während die fortgeführten
Keime endlich im Capland wieder günstigen Boden fanden. Die Thiere,
welche aus SUdeuropa nach Afrika gewandert sind, haben höchst wahrscheinlich
auch zur Verbreitung solcher Typen viel beigetragen. Es
müssen a])er auch für einzelne der Mittelmeertypen in den höheren Regionen
der Gebirge günstigere Bedingungen bestanden haben, als am
Ende der Kreideperiode das Kreidemeer der Sahara auf das Klima Nordafrikas
und Abessiniens seinen Einfluss ausübte und die etwas mehr Feuchtigkeit
bedürfenden mediterranen Typen sowohl auf dem Hochland von
Tassiii wie auch auf den Gebirgen längs des rothen Meeres existiren konnten.
Es verdient schliesslich an dieser Stelle noch einmal hervorgehoben zu
werden, dass gerade mehrere Familien und Gruppen, die aus Centraiasien
und dem ilimalaya oder aus Ostasien, vielleicht auch aus den Polarländern
nach Europa, andererseits nach Nordamerika gelangt sind und dort zum
Theil sich bis nach Südamerika verbreitet haben, dem abessinischen Hochland
vollständig fehlen, z.B. AIQ Acermeae, Coriariaceae, Rosaceae, Amygdaleae,
Pomariae, Cornaceae, Caprifoliaceae, Vacciniaceae, Rhodoraceae, Saxifragaceae
Hydrangoideae, Cupuliferae, Abietineae. Nichts desto weniger beweisen
diese Familien durch ihre sonstige Verbreitung ihre Verbreitungsfähigkeit.
D a r a u s möchte ich schliessen, dass zu der Zeit, als diese
P f l a n z e n in S ü d - u n d Mi t teleuropa e indrangen, die günstig
e n V e r h ä l t n i s s e , welche die V e r b r e i t u n g der Mittelmeerp
f l a n z e n nach A b e s s i n i e n und Süda f r ika g e s t a t t e t e n , nicht
m e h r exist irten. '
Diese Verhältnisse gewinnen an Interesse, wenn wir sie mit den
thiergeographischen Verhältnissen Afrikas vergleichen. Nach Wallacei)
finden wir im continentalen Afrika, namentlich im Süden und Westen,
mit Vielem, was eigenthümlich ist, eine Anzahl von Gattungen, welche
eine entschieden orientalische Verwandtschaft zeigen, und andere mit
einer ebenso starken südamerikanischen; letztere besonders bei Reptilien
1) W a l l a c e : Geograph. Verbreitung der Thiere, deutsche Ausgabe I. 336 fr.
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-1 \ . Die Flora des tropischen Afrika und die Capflora. 2 8 7
und Insecten. üelier ganz Afrika, aber namentlich im Osten, haben wir
eine Fülle von grossen Hufthieren und Katzen, Antilopen, Giraffen, Büffel,
Elephanten und Rhinocerosse, neben Löwen, Leoparden und Hyänen,
alle Typen angehörig, welche jetzt oder doch neuerlich in Indien und
Westasien vorkommen. Aber wir müssen auch das Fehlen einer Anzahl
von Gruppen beachten,' welche in den oben genannten Ländeini zahlreich
vorkommen, wie Hirsche, Baren, Maulwürfe und echte Schweine, während
Kameele und Ziegen — charakteristisch für die Wüstenregionen
gerade nördlich von der äthiopischen — ebenso fehlen. Es existirt eine
wunderbare Einheit im Typus und ein Mangel an Specialität in dem ungeheuren
Areale der afrikanischen Subregion, welche sich vom Senegal
quer bis an die Ostküste und südlich bis an den Zambesi erstreckt, während
Westafrika und Südafrika beide an eigenthümlichen Typen sehr reich sind.
Während die Thierwelt Madagascars, abgesehen von einzelnen Aehnlichkeiten
mit dem malayischen Gebiet und Südamerika, entschieden auf Afrika
hinweist, entbehrt sie doch aller grösseren und höheren afrikanischen Formen,
welche oben genannt wurden. Alle diese Typen kommen sehr zahlreich
im Miocen Europas und Indiens vor. Als Madagascar noch mit Afrika
vereinigt war, erstreckte sich noch ein grosses trennendes Meer zwischen
Europa und Afrika von Indien bis Spanien. Nach der Austrocknung dieses
Meeres drangen diese indisch-europäischen Thiertypen und mit ihnen auch
indische Pflanzen nach Afrika vor. Die südafrikanische Subregion, welche
sich nach Wa l l a c e wahrscheinlich bis zur Kalahari-Wüste und zum Limpopothale
erstreckt, ist reicher an eigenthümlichen Säugethieren, als irgend
eine der andern Subregionen. Einzelne der Typen kehren auch in Nordafrika
wieder, so eine Art der Elephantenspitzmäuse und ein Erdschwein
[Orycteropus]. 18 Säugethiergatlungen sind Südafrika fast oder ganz eigenthümlich.
Der Parallelismus in der Verbreitung der Thier- und Pflanzengruppen
Afrikas und der angrenzenden Gebiete ist so auffallend, dass er keines
weiteren Commentars bedarf; die folgenden Capitel werden noch mehr
Beiträge hierzu liefern.
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