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3 2 0 VI. Allgemeiner Ueberblick über die Verbreitung der Pflanzen.
tiefereu Region einnimmt. Nun zeigen aber gerade sehr oft die genauen
Untersuchungen solcher llochgebirgspüanzen, dass diese Formen, welche
auf einzelne Gipfel oder einzelne Thaler beschränkt sind und sich an andere
verbreitelere anlehnen, keineswegs vollkommen gleich sind; es sind kleine
Unterschiede vorhanden, deren Auffindung scharfsichtigen Botanikern gelingt;
es entstehen also factisch viel häufiger aus A die Varietäten a'^^
aP u. s. f., als überall die gleiche ci. Der eine Botaniker bezeichnet
nun A als eine Art, cc^, aP als Varietäten ; der andere aber sagt,
es könne nicht entschieden werden, ob A oder oder a'^ die Stammart
sei, es sei ja auch denkbar, dass cc'^^ sich aus a'^ aus A'^ entwickelt
habe, und benennt eine jede wie eine Art; der dritte gesteht auch in
einzelnen Fällen diesen Einwand zu und fasst alle Formen unter einem
Typus A zusammen, ohne sich weiter um die genetischen Beziehungen der
Formen zu einander, die eben nur an Ort und Stelle festgestellt werden
können, zu kümmern, und dies Verfahren ist in den meisten Fällen
p r a c t i s c h das beste, nehmlich da, wo nicht Gelegenheit gegeben ist,
das Studium eines Formenkreises in der Natur selbst vorzunehmen, oder
auf Grund umfangreicher getrockneter Materialien, deren Sammler die
natürlichen Verhaltnisse des Vorkommens genau notirt hatten. Es ist
ferner denkbar, dass einzelne Individuen von A im embryonalen Zustande
unter dem Schutze ihrer Samenschale von ihrem ursprünglichen Areal
m nach einem sehr weit entfernten Areal x gelangen, das ihnen wieder
günstige Bedingungen gewährt, während die zwischen dem neuen und
alten Areal gelegenen Territorien entweder das Fortkommen der Art
gar nicht oder nur eine vorübergehende und kümmerliche Existenz gestatteten.
In diesem günstigen Terrain gedeiht die Pflanze vortrefflich, sie
variirt nun auch wieder, es entstehen zunächst a^ und dann auch wieder
andere Formen. Diesem Verhältniss entsprechen z. B, die Formen derjenigen
Gattungen, welche die Anden Südamerikas mit dem östlichen Asien
oder dem Himalaya gemein haben. Auch hier finden wir äusserst selten
vollkommene Identität, wir finden nicht in beiden Gebieten die Form a,
sondern oder in den meisten Fällen weichen die Formen der entfernten
Gebiete aber noch mehr von einander ab, so dass a^ und ay nicht
direct von A, sondern von A' oder irgend einem andern a abzuleiten sind.
Auch die australischen Formen der nördlichen extratropischen oder sogenannten
europäfschen Gattungen Lotus, Mentha, Carex stehen in einem
ähnlichen Verhältnisse zu den Formen der nördlichen Hemisphäre. Es
würde sich nun hieraus zunächst ergeben, dass die grösseren Verbreitungsareale
einer Gattung keineswegs immer an einander grenzen müssen. Nun
finden wir aber gerade immer bei diesen getrennten Arealen, in welchen
eine und dieselbe Gattung die für ihre Entwicklung günstigen Bedingungen
vorfindet, meistens andere Arten, oft sogar so weit verschiedene Arten,
1 4. lieber einige allgemeine pflanzengeograpliische Fragen. 321
dass dieselben einer andern Section oder Untergattung zugerechnet werden.
Wäre die Möglichkeit vorhanden, dass aus einer und derselben Art an zwei
von einander weit entfernten Stellen durch allmälige Variation wieder eine
neue Art entstehen könnte, dann müssten wir doch einmal gerade in solchen
getrennten Entwicklungsgebieten einer Gattung dieselbe Art antreffen; wir
können aber in den Fällen, in welchen Formen weit entlegener Gebiete in
einem andern vollkommen identisch angetroffen werden, meistens eine verhältnissmässig
neue Einwanderung constatiren. Auch die Inselfloren sind in
dieser Beziehung lehrreich. So besitzen z. B. mehrere der auf die Mascarenen
beschränkten Gattungen andere Arten auf Mauritius und andere auf Bourbon,
und ebenso sind viele Arten der endemischen Gattungen auf den Sandwich-
Inseln auf nur eine dieser Inseln beschränkt. Daraus geht hervor, dass selbst
dann, wenn die an entfernten Localitäten zuerst gebildeten Varietäten einer
Art nur wenig von einander abweichen sollten oder uns vielleicht auch
vollkommen gleich erscheinen, doch nicht fortdauernd die Entwicklung die
gleiche sein kann. Das Letztere müsste der Fall sein, wenn die Variabilität
und die Formenbildung bloss von den in der Pflanze potentiell vorhandenen
Eigenschaften abhängig wäre; sie ist aber auch abhängig von den klimatischen
Verhältnissen und von dem Substrat, oder ganz allgemein gesagt
von den localen Verhältnissen, worin dann z. B. auch die etwaigen Einwirkungen
der Insectenvv'-elt auf die Umgestaltung der Pflanzen mit inbegriffen
sein können; die Pflanze und ihre Nachkommen werden in ihren
Eigenschaften allmälig durch die aufgenommenen Stoffe auch innerlich verändert;
es ist also das Naturgemässe, dass die Varietäten allmälig divergiren,
wenn überhaupt einmal Varietätenbildung eingetreten ist.
Nun kann aber die Variation weiter gehen, es können namentlich
Variationen in der Blüthenhülle entstehen, welche sich von Vortheil für die
Anlockung der in dem neuen Areal vorkommenden Insecten erweisen; es
kann eine solche Aenderung in der Gestalt der Blumenkrone eintreten,
dass wir die Pflanze einer neuen Gattung zurechnen, zumal wenn wir die
ursprüngliche Form nicht mehr erhalten finden. Es können ferner in der
Zahl und Bichtung der Eichen Aenderungen erfolgen , welche uns hinreichend
erscheinen, daraufhin eine neue Gattung zu begründen; es können
Variationen in der Beschaffenheit der Frucht erfolgen ; die lokalen Verhältnisse
können auch der Art sein, dass der Embryo sich im Samen rascher
entwickelt und das Eiweiss vor der Keimung aufbraucht, so dass die Samen
nicht mehr eiweisshaltig sind, während sie es vielleicht bei den Vorfahren
waren. Es ist ja nicht zu bestreiten, dass die speciellere Ausmalung dieser
Aenderungen in das Gebiet der Phantasie führt; aber dieUebergangsglieder
innerhalb einzelner Formenkreise zeigen doch, dass solche Aenderungen
erfolgt sein müssen. Somit können also schliesslich auch Gattungsgruppen
Engler, Entwicliliingsgescli. d. Pflanzenw. II. 21
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