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42 11. EntsNicklung dof Flora tics östlichen und cenlialen Asiens etc.
selben Gntlun^en geiiuissigler Regionen, welche im arktischen Gebiet ihre
Grenze fanden, in Nordamerika, Japan und dem Amurland existirten, auch
in südwestlicher Richtung weiter verbreitet waren ; in südlicher Richtung
konnte die Verbreitung damals wohLnicht erfolgen, da dort eine tropische
und subtropische Flora vegetirte ,, von der einzelne Vertreter auch noch bis
Japan reichen. Die W a n d e r u n g der temperirten Pflanzen Amer
i k a s und J apans war aber möglich entlang den Gebirgen,
w e l c h e vom Amu r l a n d in südwes t l icher Richtung sich rings
um die Gobi, b i s nach Tibet hinziehen, jenen Gebirgen, welche
Jetzt in den höhern Regionen eine Flora beherbergen, deren Formen mit
denen der sibirischen Gebirge und des Himalaya aufs Innigste verwandt,
zum Theil auch identisch sind. Die untere Region dieser Gebirge aber
besitzt Wüsten- oder Steppencharakter. Als die Gobi vom Wasser bedeckt
wai-, also ganz Ilinterindien und China in gewissem Sinne eine Halbinsel
des Amurla'ndes ausmachte, musste der Vegetationscharakter in der untern
Region dieser Gebirge ein anderer sein; es konnten wahrend jener Zeit
Pllanzen der gemässigten Zone, welche gegenwärtig auch die gemässigte
Region des Himalaya bewohnen, hier Fuss fassen und sich über dieses Gebiegt
hinweg weiter verbreiten. Dielytra, Mahonia, Podophyllum, Apios,
Curpinus, Staphylea würden jetzt bei ihr^n Wanderungen von Japan nach
dem Himalaya oder umgekehrt wenig geeignete Zwischenstationen finden,
sie würden bald, wenn es ihnen auch einmal gelungen wäre, am Nordabhang
der chinesischen Gebirge sich fest/Aisetzen, in Folge der grossen
Trockenheit des kurzen Sommers, die nur für die Steppenpflanzen nicht
hinderlich ist, verschwinden. Es sind also durchaus wahrscheinliche Gründe
dafür vorhanden, dass die Gattungen, deren Arten in räumlich so getrennten
Gebieten auftreten, früher auch in den zwischenliegenden Ländern und
überhaupt reicher entwickelt waren. Einer weiteren Ausbreitung jener
Formen nach Süden waren damals ebenso wie jetzt die klimatischen Verhältnisse
des tropischen Indiens nicht günstig. Wir finden daher von den
meisten amerikanisch-japanischen Typen keine Spuren auf der vorder- und
hinterindischen Halbinsel; nur im Khasiagebirge sind noch einige erhalten.
Wenn einige Gattungen wie Rhododendron, Itea, Schimndra, Arisaema auch
noch auf den Neilgherries und den Gebirgen Javas vorkommen, so können
wir daraus schliessen, dass diese Gattungen im indischen Gebiet längst heimisch
sind , dass neben zahlreichen Arten der Ebene auch solche gebildet
wurden, welche in den höheren, gemässigteren Regionen der Gebirge
fortexistiren und Stammarten neuer Formen werden konnten. Abkömmlinge
solcher Gattungen sind es auch, welche auf den abessinischen Gebirgen
vorkommen und als indische Typen daselbst das Erstaunen des Pflanzehgeographen
erregen. Während in Abessihien nur 80 Arten vorkommen;
die sich zugleich in Senegambien oder andern Ländern an der Westküste
7. Eliemalige Beziehungen der mi t t e l -un d südeuropäischen Flora etc. , 43
des tropischen Afrikas finden, beträgt die Zahl der in Ostindien und Abessiiiien
vorkommenden Arten 110, worunter allerdings viele allgemein in
den Tropen verbreitete Culturpflanzen und Unkräuter, die denselben folgen.
S i e b e n t e s C a p i t e I.
Ehemalige Beziehungen der mittel- und südeuropäischen Flora zu
der Centraiasiens.
Einstige Verbindung des Florengetietes von Centraiasien mit demjenigen von Stideuropa. — Arten
Mittel- nnd Südenropas, welche daselbst Iceine oder wenig nähere Verwandte haben, dagegen zu Arten
de«! Himalaya, Japans und Nordamerikas in Beziehung stehen; reichere Entwicklung der zugehörigen
Familien in diesen Gebieten. - Gattungen, welche auf Mitteleuropa, Central- und Ostasien, sowie Nordamerika
beschränkt sind und von denen nicht angenommen werden kann, dass sie bei den gegenwartig
bestehenden Verhältnissen von der östlichen Hemisphäre nach der westlichen wanderten, die daher
schon in der Tertiärperiocle entwickelt sein mussten.
Dass zur Tertiärzeit das tibetanische Land mit dem aufsteigenden Himalaya
im Westen durch Afghanistan mit Persien und Armenien in Verbindung
stand, wie jetzt, ist sicher; die heutigen Halbinseln des Mittelmeergebiets
waren zum Theil ebenfalls vorhanden, nur waren ihre Grenzen in
Folge des tiefern Einschneidens des Mittelmeeres und des europäisch-sibirischen
Tertiärmeeres andere; namentlich war Italien nur durch einen
schmalen Landstreifen im Norden mit dem penninisch-carnischen Land verbunden,
von welchem das Karpathenland in weitem Bogen abging; die
Balkanhalbinsel, gegen Westen so ziemlich von derselben Umgrenzung
wie heut, hing im Osten wahrscheinlich mit Kleinasien zusammen und die
meisten Inseln des jonischen Meeres waren damals noch nicht vom Meer
umspülte Eilande, sondern Theile eines grösseren zusammenhängenden
Landes. Die Meerstrassen, welche stellenweise die Landverbindung unterbrachen,
waren verhältnissmässig schmal, so dass im Laufe längerer Zeit
so manche Pflanze vom tibetanischen Land nach Westen bis zur pyrenäischen
Halbinsel wandern konnte. Wie in der Gegenwart andere als Wüstenund
Steppenpflanzen oder kurzlebige Pflanzen des trocknen Bodens (wohl
auch perennirende Pflanzen mit sehr beschränkter Vegetationsdauer ihrer
oberirdischen Organe, wie die Zwiebelgewächse) über Afghanistan, Persien
und Kleinasien hinweg nach Europa gelangen sollten, ist mir nicht denkbar.
Noch am Ende der Tertiärperiode standen das schwarze und kaspische Meer
mit dem grossen sibirischen Meer in Verbindung, dessen Wellen wahrscheinlich,
ebenso wie den Altai, auch den Fuss des Tarbagatai, Alatau und
Hindukusch bespülen mussten. Wenn auch sein trocknes Klima das a l lmä -
lige Austrocknen des Han-hai bewirkte, so konnte ein Steppenklima wie
heut nach der Austrocknung desselben und der andern benachbarten Meere
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