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1 7 0 V. Entwicklung der Pflanzenwelt in den ausserhalb der Hochgebirge etc.
Menge der Pflanzen, welche leichterwandern konnten, und ebenso verl)reiteten
sich diese Pilanzen im europäischen Russland und in Deutschland da,
wo die Glacial- und Steppenflora zurückwich. Sehr viele dieser Pflanzen
hatten sich [schon vor der Glacialperiode in Europa ausgebreitet und im
Süden und Westen erhalten. Die mitteleuropäisch-sibirischen Pflanzen,
welche sich am Atlas, an der Sierra Nevada und in ünterltalien finden,
müssen schon früher dahin gelangt sein. Auch sind die Hauptbestandtheile
der europäischen Waldflora durch ganz Europa bis zum Ural verbreitet,
überschreiten denselben aber nicht oder nur wenig nach Osten, trotzdem
sie dann wieder im östlichen Asien auftreten. Dies sind Pflanzen^
w e l c h e vor der Glacialper iode auf einem südlicheren Wege
n a c h Europa gelangten und in der postglacialen Zeit; als
d a s mildere maritime Klima eintrat, nach Norden und
O s t e n sich weiter ausbreiteten. In den Ebenen des südöstlichen
Europa und westlichen Asiens begann allmälig die Entwicklung der Steppen,
welche von Pflanzen mit längerer Vegetationsdauer nicht mehr durchwandert
werden konnten; im ganzen westlichen und nördlichen Europa
aber wurde später durch das wahrscheinlich wieder näher gerückte Meer
und den Einfluss des Golfstromes ein ausserordentlich gleichmässiges Klima
geschaff'en; das in auffallender Weise die Wanderung der Pflanzen im ganzen
westlichen Europa von Portugal bis nach Norwegen und bei einem
grossen Theil auch die Verbreitung durch Deutschland und Russland bis
zum Ural begünstigte. In dem Kampf, der sich nun zwischen den zuerst
aus dem Osten vorgedrungenen und den später in südwestlicher Richtung
vordringenden Pflanzen entspann, gaben auch die Bodenverhältnisse nicht
wenig Ausschlag ; Kalk- und Basaltgebirge eigneten sich vorzugsweise zur
Aufnahme wärmebedürftiger Waldpflanzen, während sandige, trockne Flächen
den östlichen Steppenpflanzen eine längere Fortexistenz gestatteten.
Im westlichen Theile von Mitteleuropa, namentlich im südwestlichen
Frankreich konnte sich der Einfluss der klimatischen Verhältnisse der Glacialperiode
nicht so geltend machen, wie in Deutschland ; es konnten sich
daher hier auch während der Glacialperiode mehr von den Pflanzen erhalten,
welche vordem in Europa weiter verbreitet gewesen waren. Als nun der
Einfluss des Golfstromes auf das Klima Westeuropas zur Geltung kam, war
diesen Pflanzen vor allen andern Gelegenheit gegeben, sich im westlichen
Europa Terrain wieder zu erobern. Demzufolge finden wir in Westeuropa
nicht wenige Pflanzen^ welche gleichzeitig auch in Südeuropa weit verbreitet
sind. Solche Pflanzen sind folgende ^
1) Ausführlichere Daten in der vortrefflichen Arbeit von L. Gerndt ; Gliederung
der deutschen Flora mit besonderer Berücksichtigung Sachsens; Programm der Realschule
in Zwickau 1 876 und '1877.
n . Verdrängung der Glacialpflanzen in Mittel- und Nordeuropa etc-. J 7 7
Ranunculus ophioglossifolius Vill. Mittelmeergebiet, Frankreich bis zu den normannischen
Inseln.
Helleborus foetidus L. im alpinen Gebiet bis Steiermark, in Italien , Spanien und
Portugal, m Westeuropa bis Thüringen, in Britannien bis 57« n. Br.
Lepidium graminifolium L. in Südeuropa bis zur Krim, in Westeuropa von Spanien
und Frankreich bis zu den Niederlanden.
Helianthemum polifolium Pers. in Südeuropa bis Griechenland, in Westeuropa zerstreut
bis Belgien und nach dem südlichen England.
Hypericum linarifolium Vahl. Peloponnes, Portugal, Spanien, Normandie, England.
Hypericum Ändrosaemum L. von Centraiasien bis in das Mittelmeergebiet, im Alpenland
hier und da, Frankreich, südliches England, Irland.
Linum angustifolium Huds. Mittelmeergebiet, Süd-und Westfrankreich, England
Irland. ""
Sagina suhulata L. in Südeuropa von SiJanien bis Siebenbürgen, von der südlichen
Verbreitungslinie nördlich nach Böhmen und Oberschlesien reichend, im Westen zerstreut
bis nach dem südlichen Norwegen.
Wahlenhergia hederacea L, in Dalmatien, Spanien und Portugal, von da in Westeuropa
durch Frankreich und das Rheingebiet nach den Niederlanden und den Inseln
Sylt und Föhr.
Erica cinerea L in Siebenbürgen, Ligurien, Spanien, Portugal, Frankreich Westdeutschland
(Bonn), Belgien, Britannien, Niederlande, Norwegen, Faröer-Inseln '
Buxus sempervirens L. Mittelmeergebiet, südliches Alpenland, Grenzbacher Berge
In^iedland und Eschbach im Jura, Baden , Oberelsass, Moselthal, Ardennen, Maasthal'
Sambrethal, England.
nexAquifoUum L. nördlicher Theil der Balkanhalbinsel, Italien, spanische Halbinsel
untere Region des Alpenlandes, Westeuropa bis nach dem südlichen Norwegen stellenweise
m Deutschland etwas nach Osten einrückend, so an der Ostsee entlang bis Rügen
Carduus tenuiflorus Gurt, griechischer Archipel, Dalmatien, Spanien, Portu-al,
Frankreich, Belgien, Niederlande, Grossbritannien, Holstein, Dänemark.
Cicendia fiUformis Rchh. von Siebenbürgen durch das Mittelmeergebiet verbreite!
alsdann in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Grossbritannien, ferner in Westdeutschland,
stellenweise etwas nach Osten vorspringend (Butzow in der Mark), durch
Holstein nach Dänemark.
VerbascumpulverulentumWW, Mittelmeergebiet und südliches Alpenland, Baden,
Rheinprovinz, Luxemburg, Frankreich, Belgien, England, Schottland.
SibthorpiaeuropaeaL. Greta, Griechenland, Portugal, Asturien, Westfrankreich
England^ Irland.
Bartsia viscosa L. Orient bis Spanien, Frankreich, England.
Scrophularia ScorodoniaL. Mittelmeergebiet, Westfrankreich, England, Irland.
Anarrhinum hellidifolium Desf. Oberitalien, Corsica, Spanien, Portugal Frankreich
Genf bis Trier.
Orobanche Hederae Duby Oberitalien (Gardasee), Sardinien, Spanien Frankreich
Mittelrhein, Belgien, England, Irland.
Anagallis tenella L. Greta, Italien, Tirol, Schweiz, Spanien, Portugal, Frankreich
Aachen-Grefeld-Wesel, Westfalen bis Ostfriesland, Belgien, Niederlande, England
Daphne Laureola L. Mittelmeergebiet, Alpenland, Frankreich, Luxemburg Belgien
England, Schottland. ^ '
Narthecium ossifragum Huds. Corsica, Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien England,
Niederrhein, Westfalen, Hannover, Holstein, Skandinavien, nicht in Finnland aber
in Livland.
E n g i e r , Entwiclclungsgesch. d. Pflanzenw. I. ..
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