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2 9 6 V. Das Iropische Florenreicli der alten Welt oder das paläotropisclie etc.
ein ziemlich l)reites Meer für einen grossen Theil der Pflanzen die Wanderung
hindern. Diejenigen aber, deren Samen und Früchte durch Thiere
vei-schleppt werden können oder unversehrt ü])er das Meer gelrie])en
werden, hatten jedenfalls früher grössei-e Chancen zur Erweiterung ihres
Areals als jetzt. Eine Hebung des Landes um 1000 Faden in diesen Ge-
Jjieten würde insofern noch Veränderungen bewirken, als dadurch Madagascar,
sowohl im Südwesten, wie im Nordwesten mit Afrika durch breite
Landmassen in Ver])indung treten, sowie auch im Nordosten ganz nahe an
die Amiranten heranreichen würde. Von den Seychellen, den Mascarenen,
den Tromelininseln u. s. w. würde es immer noch durch mehr als 1000
Faden (jetzt mehr als 2000 Faden) tiefes Meer geschieden sein. Dass in
diesem Gebiet Niveauschwankungen des Meeres stattgefunden haben, sehen
wir einerseits an den breiten jurassischen Ablagerungen rings um'Madagascar,
andererseits an den entlang der Ostküste sich erstreckenden
Barrierenflen. Die ersteren zeigen, dass das Land einstmals eine noch
geringere Ausdehnung hatte, als jetzt, die letzteren, dass das Land in
neuerer Zeit gesunken, resp. das Meer gestiegen ist.
Die eben erwähnten geologischen Thatsachen gewinnen an Bedeutung
durch die zoogeographischen Verhältnisse. Madagascar besitzt etwa 66
Säugethiere, die den ehemaligen Zusammenhang der Insel mit dem Continent
beweisen. Da aber diese Säugethiere von den jetzt in Afrika herrschenden
verschieden sind, so geht daraus hervor, dass sie zu einer Zeit
nach Madagascar gelangten, als die von Norden her vordringenden Thiere
noch nicht in Afrika sich angesiedelt hatten. Auch die Comoren besitzen
2 Landsäugethiere, von denen das eine auch auf Madagascar vorkommt
Auf den Seychellen dagegen finden sich keine einheimischen Säugethiere
nur Landvögel, welche mit solchen Madagascar« verwandt sind, was sich
leicht erklärt, wenn wir bedenken, dass selbst eine Hebung um 1000 Faden
Madagascar mit den Seychellen nicht verbinden würde. Auf Mauritius
Bourbon und Rodriguez finden sich gar keine einheimischen Landsäugethiere,
die daselbst vorkommenden Landsäugethiere, Schlangen und Frösche
werden von Wal lace für eingeführt angesehen; die eigenthümlichen Landvogel,
welche diese Inseln bewohnten und deren bekanntester Repräsentant
der Dodo von Mauritius ist, zeigen durch ihren Mangel der Befähigung zum
Fliegen, dass sie auf Inseln sich entwickelten.
So geben uns in der That die thiergeographischen Verhältnisse sehr
wichtige Aufschlüsse. Sie zeigen uns zunächst, dass alle Madagascar umgebenden
Inseln, sowie dieses selbst, sehr alten Ursprungs sein müssen
So können wir es uns erklären, dass mehrere Pflanzen dieser Länder in
verwandtschaftlichen Beziehungen stehen zu solchen, die jetzt nur in weit
entfernten Gebieten, sei es in Australien und Polynesien, sei es im tropischen
Amerika, vorkommen. Wir ersehen ferner aus den geologischen und
r •13. Ueber die Flora Ostindiens, des indischen Archipels u. Polynesiens. 297
thiergeographisclien Verhältnissen die ehemalige Verbindung Madagascars
mit dem Continent. Das erklärt uns, warum wir die meisten afrikanischindischen
Typen daselbst antreffen; da aber diese Verbindung vor sehr
langer Zeit bestand, so ist es erklärlich ^ dass Madagascar so reich ist an
endemischen Gattungen. Da zur Zeit der Verbindung Madagascars mit dem
Continent die andern Inseln in Folge ihrer grösseren Ausdehnung Madagascar
mehr genähert waren, so konnten sehr viele der damaligen ostafrikanischen
Typen auch auf diese Inseln gelangen und sich daselbst zu
eigenthümlichen Formen entwickeln. Der grosse Reichthum dieser Inseln
an endemischen Formen findet seine Erklärung in ihrem Alter, ihrer ehemaligen
grösseren Ausdehnung, ihrer fortdauernden Isolirung; die Nähe
pflanzenreicher Continente aber hatte zur Folge, dass die endemischen
Formen einer grösseren Anzahl von Typen angehören und nicht, wie auf
den Sandwich-Inseln, einer sehr beschränkten.
D r e i z e l i n t e s Capitel.
Ueber die Flora Ostindiens, des indischen Archipels und
Polynesiens.
Uebersiclit über die Verbreitung einzelner besonders cliarakteristisclier Familien und Unterfamilien im
tropischen Florenreich der alten Welt, nelimlicli der Burseraceen, Anacardiaceen, Nepentbaceen^ Dipterocarpaceen,
Araceeu, Pandanaceen, Rhizoplioraceen, Cucurbitaceen. — Ungleiche Vertheilung dieser Familien.
— Andere interessante Beispiele der Verbreitung im indisch-malayischen Gebiet, hergenommen aus
den Familien der Celtideen, Moraceen, Balanophoraceen und Palmen. — Allgemeine Schlussfolgerungen
aus den angegebenen Verbreitungserscheinungen. — Am meisten weichen von den übrigen Gebieten
Indiens und des Archipels die trockneren Districte Vorderindiens ab; sie stimmen in ihrer Flora mehr
oder weniger mit derjenigen des nordöstlichen Afrika überein. — Eigentbümlichkeiten der feuchteren
Theile Vorderindiens gegenüber den feuchteren Theilen Hinterindiens und des indischen Archipels.
Beziehungen Ceylons zu entfernten Gebieten. — Gemeinsames in den Floren des tropischen Himalaya,
des indischen Archipels, des tropischen Australiens, Neu-Caledoniens und der Fidji-Inseln; Verschiedenheiten
in einzelnen Theilen dieses grossen Gebietes. — Verschiedenheiten in den einzelnen Ländern
des -westlichen Theiles des indisch-malayischen Gebietes; Endemisraus im tropischen Himalaya, in Malakka,
Borneo, Java, Sumatra. ~ Verhältnissmässige Armuth Chinas und der Philippinen. — Erklärung
eines Theiles der erwähnten pflanzengeographischen Verhältnisse durch die Beschaffenheit der Verbreitungsmittel
bei den einzelnen Gruppen. — Erklärung eines Theiles der Verbreitungserscheinungen durch
die ehemaligen, im sudöstlichen Asien herrschenden geologischen Verhältnisse. — Ursachen des Endemismus
in den einzelnen kleineren Gebieten. — Eintheilung des tropischen Florenreiches der alten V^elt
in gleichwerthige Gebiete.
Die Flora Ostindiens, des indischen Archipels und Polynesiens können
wir ziemlich kurz abhandeln, da auf diese Flora in früheren Capiteln mehrfach
Bezug genommen werden musste und die auffallenderen pflanzengeographischen
Erscheinungen dieses Gebietes auch schon gelegentlich erwähnt
wurden. In Folgendem werde ich daher vorzugsweise auf einzelne
besonders hervorragende Verschiedenheiten in einzelnen Theilen dieses
Gebietes hinzuweisen suchen. Zu diesem Zweck habe ich theils nach meinen
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