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haltspunkte für die Verbreitung der jenigen Formen gewonnen, welche
jetzt mit ihnen eine Pilanzengemeinschaft bilden, selbst aber für die Erhaltung
im fossilen Zustande nicht so geeignet waren, wie jene, wobei natürlich
die Aenderungen, welche bisweilen in der Pflanzengemeinschaft selbst
eintreten können, nicht vergessen werden dürfen. Für die tropischen
Gebiete und die extratropischen der südlichen Hemisphäre aber ist das
pflanzenpaUiontologische Material äusserst dürftig und nicht im Entferntesten
ausreichend, um daraus die Grundzüge der Entwicklung kennen zu lernen.
Dazu kommt noch, dass wir auch über die geologische Beschaffenheit dieser
Länder nicht in dem Grade aufgeklärt sind, wie über die der nördlichen
Hemisphäre; geologischen Speculationen ist da natürlich noch weit mehr
Spielraum gelassen, als bei der Geschichte der nördlichen Hemisphäre, wo
grösstentheils die in jedem Lande angestellten Untersuchungen durch die
des Nachbarlandes controlirt w-erden, doch wird die üppige Entwicklung
der Hypothesen auch auf diesem Gebiet allmälig mehr eingeschränkt und
dürfte es mit der Zeit noch mehr werden, wenn erst die Zahl derjenigen
Reisenden grösser geworden sein wird, welche es vorziehen, durch länger
fortgesetzte Forschungen auf beschränktem Gebiet für die Wissenschaft
werthvolle Resultate zu fördern, als durch die zurückgelegte Meilenzahl und
die Fülle der erlebten Abenteuer die grosse Welt in Staunen zu versetzen.
Besonders unsicher sind gegenwärtig noch die Zeitbestimmungen für
die geologischen Veränderungen auf der südlichen Hemisphäre. Im tropischen
Asien sind wohl einigermassen diese Beziehungen der einzelnen
Formationen zu denen des nördlichen extratropischen Gebietes hergestellt,
sonst aber fehlt es noch sehr an solchen Anschlüssen. Es ist bekannt, wie
noch immer die Parallelisirung der nordamerikanischen Schichtenfolgen
mit der der europäischen Schwierigkeiten bereitet, und es ist sicher, dass
wir vollkommene Klarstellung in dieser Beziehung erst nach einigen Jahrzehnten,
nach der geologischen Durchforschung Sibiriens erwax'ten dürfen.
Viel schlechter ist es aber mit den Altersbestimmungen der Formationen in
Afrika und in Südamerika' bestellt; wir sind vorläufig noch zu zweifeln
berechtigt, ob die als tertiär bezeichneten Gebiete Südamerikas mit denen
Nordamerikas oder Europas vollkommen gleichaltrig sind; nur das
wissen wir sicher, dass die als tertiär bezeichneten Gebiete jünger sind,
als die^ welche mit der Kreide, dem Jura etc. Europas verglichen werden.
Es geht hieraus hervor, dass die Entwicklungsgeschichte der
Pflanzenwelt in jenen Gebieten zunächst nur insoweit verfolgt werden
kann, dass man aus der jetzigen Vertheilung der Formen und ihren systematischen
Beziehungen Schlüsse zieht auf ihre frühere Vertheilung; aber
in nur wenigen Fällen, bei denen irgendwie eine Anknüpfung an die besser
bekannte Entwicklungsgeschichte in Europa und Nordamerika möglich ist,
wird es gelingen, die Zeit der Entwicklung und Umgestaltung zu bestim-
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Ueber die von dem tropischen Gebiet und dem extratropischen Gebiet etc.
men. Da wir über fossile Pflanzen Afrikas sehr wenig, über solche Central
und Südamerikas fast gar nichts wissen, so sind wir auch nicht der
Gefahr ausgesetzt, aus der Gleichartigkeit entfernter fossiler Floren auf das
gleiche Alter derselben zu schliessen, einer Gefahr, vor welcher Alphons
de Candolle in einer kleinen Schrifti) gewarnt hat. De Candolle weist
nach, welche verkehrten Ansichten über die Altersbestimmungen der Floren
zu Tage treten würden, wenn unsere gegenwärtige Vegetation begraben
und später allein auf Grund der in einzelnen Ablagerungen enthaltenen
Fossilien die Bestimmung der »Epoche«, in welcher jene Pflanzen vegetirten,
vorgenommen würde. Pflanzen, welche auf der ganzen von Vegetation bedeckten
Erde verbreitet wären, giebt es jetzt nicht; selbst die verbreitetsten
Pflanzen fehlen immer einzelnen Gegenden der Erde; es ist also unsere
Epoche nicht charakterisirt durch eine überall verbreitete Art, ebensowenig
durch einige überall vorherrschende Typen; dieCompositen, welche offenbar
in unserer Periode auf der Höhe der Entwicklung stehen, machen in
€hile und Juan Fernandez 20 und 33 % der Phanerogamen aus, im britischen
Guiana aber nur 3 in Java und auf Tahiti gar nur 2 7o. Alph.
d e Candolle gesteht wohl zu, dass einzelne Familien bis zu einem gewissen
Höhepunkt in ihrer Entwicklung vorschreiten, dann aber wieder in
Decadencegerathen, er gesteht dies abernur zu für einzelne Gebiete, nicht
für ganze Epochen. Man kann diesen Ausführungen die Zustimmung nicht
versagen; aber die von den Geologen auf der nördlichen Hemisphäre vorgenommenen
Altersbestimmungen sind darum doch nicht ganz zu verwerfen.
In Europa und Nordamerika ist das paläontologische Beobachtungsmaterial
ein sehr grosses, die Altersbestimmungen der Formationen gründen
sich viel weniger auf Pflanzen, als auf die besser erhaltenen Thiere, vor
Allem aber auch auf die sorgfältigsten stratographischen Untersuchungen.
Sodann ist auch schon seit längerer Zeit bei den Geologen die Erkenntniss
verbreitet, dass einzelne Fossilien durch wenige Formationen fast unverändert
hindurch gehen können und dass sie an der einen Localität mit diesen,
an der andern mit jenen Formen vergesellschaftet auftreten können.
Ferner ist schon von vorn herein einleuchtend, dass in den jüngeren Perioden
die Vegetation ebenso wie die Thierwelt reicher gegliedert sein muss, als
in den älteren Perioden. Forschungen, welche keineswegs auf der Annahme
von Leitfossilien beruhen, haben dargethan, dass die klimatische
Differenzirung auf der Erde erst allmälig eintreten konnte; die Niveauunterschiede
zwischen den Hochgebirgssystemen und den Ebenen haben
sich auch erst in den jüngeren Perioden vollkommen herausgebildet; die
•1) Alph. de Candol le: Existe-t-ii dans la végétation. actuelle des caractères
généraux et distinctifs qui permettraient de la reconnaître en tous pays si elle devenait
fossile? — Archives des sciences de la bibliothèque universelle de Génève, Déc. •ISTS.
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